Ein neues Projekt: das Koscht-Nix-Häusle im Sommerhofen-Park Foto: factum/Granville

Beim Sindelfinger Umweltzentrum gibt es jetzt eine fest installierte Warentauschbörse – in einer Holzhütte. Auch neue öffentliche Bücherschränke sind im Kreis geplant.

Böblingen - Manche Menschen konnten die Eröffnung offenbar nicht abwarten: Schon vor der Einweihung am Mittwoch, 24. April, legten sie Waren in das neue Koscht-Nix-Häusle beim Umweltzentrum des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Sindelfingen (Kreis Böblingen). Die großstädtischere Bezeichnung dafür lautet Givebox, also Gabenkiste. „Es geht darum, Ressourcen zu sparen“, erklärt der Initiator Kuno Stellbrink. Die einen legen Dinge, die noch funktionstüchtig sind, aber von ihnen nicht mehr benützt werden, hinein. Andere, die den Mixer, die Kinderspielsachen oder die Kleidung gerauchen können, nehmen es mit. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch die Bücherschränke. In Gärtringen und Böblingen werden zwei neu eröffnet.

Das Koscht-Nix-Häusle des BUND ist im Kreis aber bisher einzigartig. Kuno Stellbrink, der bei den Naturschützern als Schatzmeister fungiert, hat es selbst zusammengebaut. „Es ist ein kleiner, richtiger Schritt, um den Klimakollaps aufzuschieben“, erklärt er. Was wieder verwendet werde, lande nicht auf dem Müll. Und Waren, die nicht neu produziert werden müsse, erzeugten auch keine Abgase. Suffizienz nennen die Naturschützer dieses Konzept. Es ist das Jahresthema des BUND-Kreisverbandes. Im Koscht-Nix-Häusle können durchgehend brauchbare Gegenstände für den Haushalt, für Kinder, einfach alles, was noch gut in Schuss ist, gebracht und kostenlos abgeholt werden.

Die Vorfreude ist etwas getrübt

Die ein Meter mal 1,50 Meter große, mit Regalen ausgestattete Holzhütte steht an einem Spazierweg im Sommerhofen-Park. „Die Resonanz war positiv“, berichtet Kuno Stellbrink. Sie würden sich freuen, wenn sie etwas bringen könnten, statt es wegzuwerfen, sagten Passanten zu ihm. Die bereits abgelieferten Waren wurden allerdings vorerst wieder ausgeräumt – bis zur Eröffnungsfeier. „Es funktioniert“, ist er sich sicher. In Stuttgart, Berlin oder Köln laufen solche Giveboxen längst mit Erfolg. Allerdings ist die Vorfreude bei Kuno Stellbrink etwas getrübt, weil sein Häusle schon zwei Mal dem Vandalismus zum Opfer gefallen ist. Die Türe wurde eingetreten, obwohl sie gar nicht abgeschlossen ist.

Da es das gleiche Prinzip ist wie bei den offenen Bücherschränken, müsste die Warentauschbörse zu einem Erfolg werden. „Es läuft wunderbar und wird sehr gut angenommen“, sagt Alfred Wegschimmel über den Bondorfer Büchertausch in einer gelben Telefonzelle, der im Sommer vor zwei Jahren gestartet wurde. Wichtig sei, dass das Angebot regelmäßig überprüft und erneuert werde, sagt der Bücherpate. Zu alte oder verschmutzte Schinken werden aussortiert und landen auf dem Wertstoffhof. „Alle paar Wochen tauscht sich der Bestand aus“, hat Alfred Wegschimmel beobachtet, „es ist wirklich ein reger Verkehr.“ Auch dass die Telefonzelle ein Blickfang sei, hält er für den Erfolg ausschlaggebend.

Gärtringens neuer Bücherschrank müsste also ein Selbstläufer sein: Es handelt sich um eine knallrote Telefonzelle, die einst in London stand. In Böblingen hat die Arbeiterwohlfahrt im Eingangsbereich ihres Hauses in der Eugen-Bolz-Straße einen solchen Bücherschrank eingerichtet. Der erste öffentliche Bücherschrank im Kreis ist vor sechs Jahren in Herrenberg-Kuppingen eröffnet worden. Mittlerweile gibt es zehn solcher Einrichtungen.

Eine ökologische Form des Warenkreislaufs

Eröffnung:
Das Koscht-Nix-Häusle befindet sich beim BUND-Umweltzentrum in der Herrenwäldlestraße 13 in Sindelfingen. Die ständige Warentauschbörse wird am Dienstag, 24. April, um 17 Uhr eingeweiht. Sie hat immer geöffnet. Der Kreisverband plant dieses Jahr weitere Aktionen zum Thema Suffizienz.

Termine
: Seit 1994 finden in Böblingen und Sindelfingen Warentauschbörsen statt. Sie werden ebenfalls vom BUND und der Greenpeace-Gruppe organisiert und von den Städten unterstützt. Der nächste Termin ist am Samstag, 13. Oktober, im evangelischen Gemeindehaus Goldberg in Sindelfingen. Alles außer Schuhe, größere Möbel und größere Elektrogeräte ist zugelassen. In Herrenberg hat die Warentauschbörse seit 1991 Tradition, der nächste Termin ist am 6. Oktober. „Gute Sachen loswerden, aussuchen, mitnehmen, alles ganz ohne Geld“, lautet das Motto. In Ehningen steht der nächste Termin am 20. Oktober an