Der kleine britische Prinz George hat sich bei seiner Taufe gut gemacht. Für den drei Monate alten Sohn von Prinz William und Herzogin Kate war die Zeremonie am Mittwoch so etwas wie sein erster öffentlicher Auftritt. Foto: dpa

Er ist erst drei Monate alt, die Balance zwischen öffentlichen Auftritten und Privatheit ist für Prinz George aber schon ein großes Thema. Seine Eltern gehen dabei ihren seit langem eingeschlagenen Weg weiter - den zwischen Tradition und Moderne.

London - Neugierig herumschauen, ein bisschen mit den Ärmchen paddeln und sich brav herumtragen lassen - der kleine britische Prinz George hat sich bei seiner Taufe gut gemacht. Für den drei Monate alten Sohn von Prinz William und Herzogin Kate war die Zeremonie am Mittwoch so etwas wie sein erster öffentlicher Auftritt. Denn seit seiner Geburt am 22. Juli war er nur ein einziges Mal für die Kameras zu sehen gewesen, beim Verlassen der Geburtsklinik, dick in eine Decke eingehüllt. Das weltweite Interesse an dem Dritten der britischen Thronfolge ist gigantisch. Kate und William üben sich im Balanceakt, ihren Kleinen zu beschützen und gleichzeitig den öffentlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Taufe war dabei mal wieder ein Paradebeispiel für ihren Ansatz, den Mittelweg zu nehmen, und sich irgendwo zwischen Tradition und Moderne, zwischen öffentlicher Präsenz und Zurückhaltung zu positionieren. Fernsehsender und Royal-Fans mögen sich ein Großereignis gewünscht haben. Doch vom Palast hieß es von Anfang an, das Paar betrachte die Aufnahme ihres Sohnes in die christliche Gemeinschaft als ein sehr privates Ereignis.

Taufen sind im britischen Königshaus zwar meist eine eher kleine Angelegenheit. Dass sich das Paar statt für den Buckingham Palast für die deutlich kleinere Kapelle im St. James' Palast entschied, und nur rund 20 Gäste einlud, war aber ungewöhnlich. Hier war der Sarg von Williams Mutter Prinzessin Diana nach dem Unfalltod 1997 aufgebahrt worden.

Fast überraschte es, dass die Öffentlichkeit dann doch einen vergleichsweise nahen und langen Blick auf George werfen durfte. Eine einzige zugelassene Kamera, die alle Fernsehsender bediente, filmte die Ankunft der Familie und Gäste an der Kapelle und war auch dabei, als sie wieder herauskamen. William und Kate gaben sich damit so, wie sie es schon so oft in der Vergangenheit getan haben: Als eine scheinbar ganz normale Familie.

Prinz George hat sieben Paten

Das offizielle Foto, auf dem sie etwas steif herumstehen dürften, soll erst am Donnerstag erscheinen. Am Mittwoch wirkte alles eher locker und familiär. William malt als Zweiter der britischen Thronfolge erneut sein volksnahes Bild der Monarchie, um sie so auch für die Zukunft zu rechtfertigen.

Doch gleichzeitig hält er sich wie immer auch an Traditionen. Prinz George Alexander Louis trug die für Königshaus-Kinder vorgesehene Nachbildung eines 172 Jahre alten Taufkleides aus viktorianischen Zeiten. Getauft wurde er mit Wasser aus dem Jordan. Der Gottesdienst war klassisch gehalten.

Mit der Wahl der sieben Paten für George haben sich William und Kate zwischen traditionellen und modernen Gepflogenheiten positioniert, meint Clarissa Campbell Orr, Historikerin an der Universität in Cambridge. Prominenteste Patin und einzige aus der Familie ist Williams Cousine Zara Tindall (32). Die meisten anderen sind Freunde aus Schul- und Universitätszeiten. Auffallend sei, dass anders als sonst üblich keine Blaublüter aus dem Ausland ausgewählt wurden: „Das ist ein interessanter Kompromiss zwischen Alt und Neu“, sagte Campbell Orr. Unter den Paten ist mit Julia Samuel auch eine Freundin von Diana.

Wann George nun das nächste Mal wieder ans Licht der Öffentlichkeit kommt, ist nicht bekannt. Mit ihren Wohnungen im Londoner Kensington Palast und ihrem Haus auf dem Gelände des Landsitzes der Queen, Sandringham, schaffen sich die Cambridges derzeit zwei abgeschottete Zuhause, die aber gleichzeitig zentral gelegen und nicht aus der Welt sind.