Seit vielen Jahren wird in Leinfelden-Echterdingen der Bau eines Taubenhauses eingefordert. (Symbolbild) Foto: imago/Michael Gstettenbauer

Um Geld zu sparen wollte die Verwaltung das Taubenproblem am Bahnhof in Echterdingen vorerst doch nicht angehen. Der Technische Ausschuss besteht aber mindestens auf die Einrichtung eines Taubenwagens.

Die Einschätzungen des Taubenproblems am Echterdinger Bahnhof gehen diametral auseinander. „Wir kamen zu dem Ergebnis, dass es nicht so gravierend ist“, sagte der Bürgermeister Benjamin Dihm vergangene Woche im Technischen Ausschuss (TA) in der Zehntscheuer in Echterdingen. In ihrer Sitzungsvorlage schlägt die Stadtverwaltung vor, die Einrichtung eines Taubenschlags im direkten Bahnhofsumfeld von Echterdingen abzulehnen. Dem folgend sollte auch die Finanzierung von Stellen beim Tierschutzverein Tierfreunde Filderstadt, die für die Betreuung des Taubenschlags zuständig sein sollten, von 20 000 Euro auf 8000 Euro pro Jahr reduziert werden.

 

Eigentlich schien die Einrichtung des Taubenschlags bereits in trockenen Tüchern zu sein. Bereits im Juni 2023 hatte sich der Ausschuss für den Bau eines Taubenschlags am Bahnhof ausgesprochen. In den Taubenschlägen können die Tiere mit artgerechtem Futter versorgt werden. Ferner können dort Eier ausgetauscht werden, damit sich die Zahl der ganzjährig brütenden Stadttauben reduziert. Für die Betreuung des Taubenschlags sollten zwei Minijob-Stellen beim Tierschutzverein geschaffen werden. Die Verwaltung rechnete mit Kosten von 95 000 Euro für den Taubenschlag plus 20 000 Euro jährlich für die Betreuung durch den Tierschutzverein.

„Es handelt sich um eine respektable Summe“, meinte Bürgermeister Dihm. Angesichts der angespannten Haushaltslage hätte das Rathaus gerne auf diese Ausgaben verzichtet – auch weil das Taubenproblem als nicht mehr so dringlich betrachtet wird. Seit der Anbringung beziehungsweise der Reparatur von Netzen unter der Überdachung der Unterführung am Bahnhof sei die Beeinträchtigung durch Tauben zurückgegangen, meint das Rathaus. Einen Teil der Finanzierung für den Tierschutzverein wollte die Verwaltung beibehalten, damit der Verein die Stadt beispielsweise bei Aufklärungsarbeit unterstützt sowie für eine artgerechte Fütterung sorgt. Auch finanzielle Kosten für tierärztliche Behandlungen sollten mit dem Restbetrag bezahlt werden.

Zwei Minijob-Stellen beim Tierschutzverein

Dass das Taubenproblem nun weniger schlimm sei, das sahen die Mitglieder des TA anders. „Es geht um die Sauberkeit in der Stadt“, betonte die Grünen-Stadträtin Ingrid Grischtschenko. Der Taubenkot am Bahnhof müsse regelmäßig vom Bauhof entfernt werden. Dadurch entstünden der Stadt immer wieder Kosten. „Man muss investieren, um zu sparen“, sagte sie vor diesem Hintergrund. Die Freien Wähler konnten sich ebenfalls nicht mit den Einsparideen des Rathauses anfreunden. „Nichts zu tun, halten wir für den falschen Weg“, betonte der Stadtrat Walter Vohl. Die Zahl der Tauben müsse reduziert werden. Wenn dafür aus Kostengründen nun ein Taubenwagen statt einem Taubenturm gekauft werden solle, fände er dies gut. Ähnlich sah es der SPD-Fraktionsvorsitzende Erich Klauser. „Wir müssen etwas gegen die Taubenplage tun“, meinte er.

„Missachtung des Gemeinderats“

Verärgert reagierte die Stadträtin Sabine Onayli (L.E.Bürger) auf den Verwaltungsvorschlag. „Wir empfinden es als eine Missachtung des Gemeinderates“, sagte sie angesichts des bereits gefassten Beschlusses im Juni 2023. Hinzu komme, dass sich die Situation am Bahnhof aus Sicht ihrer Fraktion nicht geändert habe. Die Tiere fänden dort Essensreste, würden zuweilen sogar damit gefüttert. Das oft ungeeignete Futter mache die Tiere krank, betonte sie. Ferner würden auch noch Ratten durch die Essensreste angezogen. Sabine Onayli betonte, sofort einen Beschluss fassen zu wollen. „Sonst dauert es wieder ewig“, befürchtete sie. Zuvor hatte der Bürgermeister Dihm angesichts der Wortmeldungen vorgeschlagen, mit einer anderen Sitzungsvorlage in den Technischen Ausschuss zu kommen.

Der neue, spontan formulierte und einstimmig gefasste Beschluss beinhaltet nun die Aufstellung eines Bauwagens als Taubenschlag. Der genaue Standort soll bei der nächsten TA-Sitzung beschlossen werden. Ferner soll die Stellenfinanzierung für den Tierschutzverein nicht reduziert werden.