Tauben warten am Schlossplatz auf Essbares. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Verein Straßentaube und Stadtleben fordert die Aufhebung des Verbots der Taubenfütterung in Stuttgart. Artgerechtes Füttern solle dafür sorgen, dass die Population nicht anwächst.

Stuttgart - Das Anliegen des Vereins ist vor allem, dass künftig artgerechtes Füttern möglich sein soll. Letzteres soll dann auch keine Ordnungswidrigkeit mehr sein, die mit bis zu 5000 Euro bestraft werden kann.

Mit einem entsprechenden Brief hat sich der Verein an den Stuttgarter OB Fritz Kuhn gewandt. Damit will der Verein zweierlei erreichen: Dem Tierschutz entsprechend soll den Tauben in der Stadt ein artgerechtes Leben ermöglicht werden. Und sie sollen damit zugleich fern gehalten werden von ihren bisherigen zentralen Versammlungsorten in der Innenstadt, also vor allem in Fußgängerzonen, vor Bäckereien und Imbissbuden.

Typischer Speiseplan: Alte Pommes und Co.

Wie dies zusammenhängt, erläutert Britta Leins vom Verein: „Durch jahrelange Kontrollgänge haben wir festgestellt, dass adäquates Futter auf unseren Straßen nicht vorhanden ist.“ Der typische Speiseplan einer Stadttaube sieht laut Leins so aus: Pommes, Reste von Speiseeis, vergammelter Fisch, bepinkeltes Weißbrot, Nussschale in Autoöl, Erbrochenes vom Menschen – die Liste lässt sich fortsetzen. Die Folgen sind Unterernährung und früher Taubentod. Die Rechnung von Zynikern, so löst sich ein Taubenproblem von selbst, geht jedoch nicht auf. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn der Population Gefahr droht, wird das Brutverhalten in der Folge noch verstärkt, denn dann geht es vor allem um die Erhaltung der Art, und das um jeden Preis.

Leins beruft sich da auf entsprechende Untersuchungen von Fachleuten. Deshalb ihr Fazit in dem Brief an den OB: „Das Fütterungsverbot verursacht einen massiven Angriff auf die Population und erzeugt damit eine verstärkte Reproduktionsdynamik, die dann zu weitreichender unkontrollierter Vermehrung mit gleichzeitig übergroßen Verlusten führt.“

Erfahrungen mit Taubenschlägen sind positiv

Ein weiterer Lösungsvorschlag der Taubenfreunde ist die Einrichtung von Taubenschlägen. Auch das Ordnungsamt ist aufgeschlossen für diese Lösung. Elf davon gibt es in der Stadt, ein weiterer soll jetzt am Bad Cannstatter Seilerwasen dazukommen, ein 13. soll im Wangener Bezirksrathaus installiert werden. Für weitere sind jährlich 70 000 Euro in den nächsten beiden Haushaltsplänen vorgesehen. Doch die Wahl der Standorte ist nicht einfach, und in der Innenstadt werden Taubenschläge eher wieder abgebaut, etwa beim Abriss des Rathaus-Parkhauses. Wegen Abriss könnte ein weiterer Taubenschlag in der Kriegsbergstraße dicht gemacht werden. Dabei schätzen die Taubenfreunde den Bedarf an Schlägen in der Innenstadt auf 40 Stück.

Und die Erfahrungen mit Taubenschlägen sind auch in Stuttgart positiv. Vor allem am Marienplatz wird ein deutlicher Rückgang von Tauben festgestellt, die riskant zwischen den Füßen der Passanten herumlaufen. Ebenso gibt es dort viel weniger Taubenkot. Betreut wird dieser wie die anderen Taubenschläge von Ehrenamtlichen, die für Fütterung und Sauberkeit sorgen und als Maßnahme der Geburtenkontrolle die gelegten Eier mit solchen aus Gips austauschen. So wird der Schlag von den Tauben als angestammter Rückzugsort akzeptiert.

In Augsburg gibt es kein Fütterungsverbot

Eine Alternative dazu wäre das Einrichten von fest betreuten Fütterplätzen, an denen Ehrenamtliche artgerecht füttern können. Dass dies funktioniert, macht Augsburg vor. Dort gibt es kein Fütterungsverbot, dafür von der Stadt geduldete Fütterungsplätze, um wildes Füttern soweit wie möglich zu verhindern. In Stuttgart benennen die Taubenschützer folgende Orte für betreutes Füttern: Den Schlossgarten Richtung Hauptbahnhof, den Berliner Platz, denFeuersee, den Wilhelmsplatz sowie den Bahnhof in Bad Cannstatt, den Schlossplatz, den Marktplatz in der Innenstadt, das Milaneo und den Hauptbahnhof.