Die Tage des Taubenhauses auf dem Mühlgrün sind gezählt. Die Taubenbeauftragte Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer bedauert das. Sie ist skeptisch, ob ein Umzug der 150 Tiere in den Taubenturm am Seilerwasen klappt. Foto: Iris Frey

Das Taubenhaus auf dem Parkhaus Mühlgrün wird geschlossen. Die Tauben sollen im neuen Taubenturm am Seilerwasen angesiedelt werden. Die Taubenbeauftragte der Stadt ist spektisch, dass dies gelingt.

Bad Cannstatt - Das Taubenhaus auf dem Parkhaus Mühlgrün gibt es seit neun Jahren. Als nun der neue Taubenturm am Seilerwasen vor ein paar Monaten gebaut wurde, hat die Verwaltung angekündigt, dass das Taubenhaus auf dem Parkhaus Mühlgrün dann abgebaut wird, weil ja nun der Taubenturm da sei. In Kürze ist es nun soweit.

Wie Stefan Kinkelin vom Amt für öffentliche Ordnung der Stadt Stuttgart erklärte, werde, sobald die Biergarten-Saison vorbei sei, in der Folgezeit das Taubenhaus am Mühlgrün geschlossen. Damit will das Amt Belästigungen ausschließen. Bevor das Taubenhaus auf dem Mühlgrün gebaut wurde, haben sich die Tauben am Platz vor dem Parkhaus überwiegend aufgehalten. Als das Taubenhaus auf dem Mühlgrün eröffnet wurde, sind diese Tauben dorthin gezogen. Wie es jetzt werden wird, wenn das Taubenhaus wegkommt, wissen auch die Taubenschützer nicht. „Derzeit werden die Tauben vom Mühlgrün in den neuen Schlag am Seilerwasen gelockt“, sagt Kinkelin. Nach Auskunft des Tierschutzvereins klappe das schon ganz gut. Kinkelin geht davon aus, dass bis ins Frühjahr alle Tauben umgezogen seien.

Es wäre besser, wenn das Taubenhaus stehen bleibt

Wie die Taubenbeauftragte Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer sagt, werde zwar versucht, mit einer Futterspur am Seilerwasen die Tauben anzulocken. „Ob es klappt, da warten wir mal ab. Ich bin skeptisch und hätte es für gut befunden, wenn das Taubenhaus stehen geblieben wäre. Mit Vita Vogel haben wir eine extrem zuverlässige Taubenwartin“, so Brucklacher-Gunzenhäußer. Der Tierschutzverein hätte die Futter- und Betriebskosten für das Taubenhaus auf dem Mühlgrün übernommen, sagt die Taubenbeauftragte der Stadt Stuttgart.

An diesem Morgen sitzen die Tauben bereits überall auf dem Parkdeck. Sie warten aufs Futter. Etwa 150 Tauben halten sich derzeit beim Taubenhaus am Mühlgrün auf. Für Brucklacher-Gunzenhäußer ist jeder Standort in Bad Cannstatt wichtig, der Tauben angeboten wird. Die Tierschützer wissen: „Es ist für die Tauben ein Einschnitt.“ Die Tauben müssen sich dann wieder neu orientieren. Das wird die Herausforderung für die 150 Tiere auf dem Parkhaus Mühlgrün, wie die Taubenbeauftragte sagt. Der neue Taubenturm am Seilerwasen ist einige hundert Meter entfernt vom Parkhaus Mühlgrün.

Was mit dem Taubenhaus am Mühlgrün genau passiert, sei noch unklar. Eine weitere Verwendung des Taubenhauses auf dem Mühlgrün sei derzeit in der engeren Prüfung, erklärt Kinkelin. Hierzu werde ein neuer Standort benötigt und es müsse geprüft werden, ob das Taubenhaus noch so stabil sei, dass es nach einem Abbau wieder an einem anderen Ort aufgestellt werden könne, so Kinkelin. Ob es noch weitere Standorte für Taubenschläge oder -häuser in Bad Cannstatt gibt, auch das steht derzeit in den Sternen. „In Bad Cannstatt haben wir bis dato noch keinen weiteren Standort finden können“, erklärt Kinkelin auf Nachfrage.

Platz für 200 Tauben

Vor ein paar Monaten war am Seilerwasen ein Taubenturm eröffnet worden. Er bietet ersten Angaben zufolge Platz für rund 200 Tauben. Rund 30 Tauben seien derzeit dort beheimatet, so die Taubenbeauftragte. Im vergangenen Jahr wurden beim Stadttauben-Projekt 4000 Eier ausgetauscht.

Derzeit gibt es zehn Taubenschläge in Stuttgart. Seit zehn Jahren gibt es in der Landeshauptstadt das Taubenmanagement. Im Jahr 2008 war damit begonnen worden. Es fußt auf der Zusammenarbeit zwischen der Stadt Stuttgart und dem Tierschutzverein. Ziel war und ist es, eine dauerhafte und humane Lösung des Stadttaubenproblems herbeizuführen. In den letzten Jahren sind einige Taubenschläge entstanden. Nach dem Taubenhaus auf dem Parkhaus Mühlgrün, welches es seit 2009 gibt, gibt es nun seit Frühsommer den Taubenturm am Seilerwasen. Der Turm soll den Tieren wie auch das Taubenhaus die Möglichkeit bieten, dort eine Heimat zu finden, dass sie brüten, Eier legen und diese dann von Tierschützern gegen Kunststoffeier ausgetauscht werden. Somit soll die Tierpopulation stetig vermindert werden. Das Stadttauben-Projekt von Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer hat 2015 den Landestierschutzpreis bekommen. Das Konzept des Stadttaubenprojektes basiert auf Geburtenkontrolle.

Im Jahr 2010 wurde der Taubenturm im Stadtgarten im Max-Kade-Weg gebaut. In Feuerbach kam 2013 ein Taubenschlag im Dach des Fairkauf-Gebäudes dazu. In der Kriegsbergstraße wurde 2015 das Taubenhaus auf dem Flachdach erstellt und 2016 das Taubenhaus auf der Stadtkämmerei in der Schmale Straße. Am Marienplatz wurde 2016 ein Taubenschlag im Kaiserbau gebaut und 2017 in der Landhausstraße.