Aus einer Stippvisite wird in der Werfthalle schnell ein längerer Aufenthalt. Foto: Horst Rudel

Keltische Runen, schwarze Rosen oder Comicgesichter: Bei der ersten Tattoo-Convention in der Werfthalle kann mancher Besucher nicht lange widerstehen. Wir haben die schönsten Bilder von der Messe zusammengestellt.

Göppingen - Die Vorbereitungen liefen schleppend. Nur zögernd ließen sich Tätowierer aus dem ganzen Bundesgebiet zu einer Reise nach Göppingen überreden. Umso besser war dann am Samstag der Start der ersten Tattoo-Convention in der Göppinger Werfthalle. „Wenn es so weitergeht, haben wir bis zum Abend locker 1500 Besucher gehabt, eher mehr. Und die meisten Leute kommen sowieso am Sonntag“, frohlockt der Veranstalter Jürgen Kuhn. Sein Ziel, insgesamt 3000 Besucher anzulocken, werde er auf jeden Fall erreichen. Bisher war Kuhn auf Discos für Jugendliche und Konzerte spezialisiert, seit etwa einem Jahr begeistert er sich auch fürs Tätowieren. „Demnächst werde ich mir wohl auch mal was stechen lassen, sonst bin ich ja nicht glaubwürdig“, kündigt er an. „Auf jeden Fall lässt sich gut Geld damit verdienen“, sagt er.

Vor einigen Jahren soll es schon einmal einen Versuch zu einer Tattoo-Messe gegeben haben. Doch die Veranstaltung sei einen Tag vor dem Start abgesagt worden und die eingeladenen Studios seien entsprechend verärgert gewesen, erzählt Kuhn. „Wer das damals gemacht hat, weiß ich nicht. Das haben mir alles die Artists und der Getränkehändler erzählt“, sagt er. Der Mann aus dem bayrischen Höchstadt an der Aisch hat es jetzt geschafft, mehr als 50 Tätowierer aus ganz Deutschland und dem Umland in die Stadt zu bringen.

Fotobücher zeigen, was die Tätowierer können

Tatsächlich könnte man in der Werfthalle den Eindruck bekommen, dass inzwischen jeder Mensch zwischen 18 und Mitte vierzig irgendwo eine Tätowierung versteckt hat – und am Wochenende haben viele Göppinger und Besucher aus der Region Stuttgart noch ein weiteres Kunstwerk auf der Haut nach Hause getragen.

Die 21-jährige Melissa aus Esslingen etwa hat sich spontan eine schwarze Rose auf den Rücken stechen lassen. Jetzt packt der Tätowierer das Kunstwerk unter Folie, um die Haut zu schützen. „Zuhause mach ich das dann ab, damit Luft dran kommt und es schneller heilt“, sagt Melissa. Ihr Freund Patrick wartet bereits am nächsten Stand. Er will sich dort ein verlöschendes Streichholz tätowieren lassen. „Wohin weiß ich noch nicht genau, aber das Motiv habe ich schon länger im Kopf.“ Überzeugt haben die beiden die Fotobücher ihrer jeweiligen Tätowierer. Wie bei ihren Kollegen liegen für die Kunden Bücher mit Aufnahmen ihrer Arbeiten und Skizzen zum Anschauen bereit. Die Besucher schlendern an den Ständen von Körperkult Tattoo, Naxos Ink Tattoo, Farbsturm Tattoo, Ini Stichhexe und wie sie alle heißen vorbei, blättern die Bücher durch, schauen zu, wie andere sich je nach Geschmack grafische Muster, keltische Runen, fotorealistische Löwenköpfe oder ein Comicgesicht stechen lassen – und viele bekommen dabei Lust, sich wie Melissa und Patrick auf die Schnelle noch unter die Nadel zu legen.

Die nächste Messe steht schon an

Tatjana und ihr Freund Alexander gehören auch dazu. Die Memmingerin schaut zu, wie die Berliner Tätowiererin Jessica eine Lotusblume vorzeichnet. Danach wird das Muster auf Tatjanas Arm gepaust und dann sticht Jessica das Muster ein. Alexander aus Göppingen wartet derweil auf den Tätowierer Oliver Holtz. Das dritte Kunstwerk auf Alexanders Haut soll eine Ananas werden, die sich aus vielen kleinen Dots, also Punkten, zusammensetzt.

Während Alexander wartet, surren in der Werfthalle die Tätowiermaschinen und Jürgen Kuhn ist im Glück. In ein paar Wochen veranstaltet er eine Messe in Ravensburg. Seit die Ankündigung dafür am Donnerstag auf Facebook online ging, haben sich schon gut 2300 Besucher angekündigt. Und einige der Tätowierer, die jetzt in Göppingen sind, wollen nun auch in Ravensburg mit Kuhn zusammenarbeiten.