„Tatort: Anne und der Tod“: Die Stuttgarter Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller, links) und Sebastian Bootz (Felix Klare) halten es für möglich, dass Altenpflegerin Anne Werner (Katharina Marie Schubert) für die Todesfälle verantwortlich ist. Foto: SWR/Maor Waisburd

Im neuen Stuttgarter „Tatort“ glauben die Ermittler, einem Todesengel auf der Spur zu sein. Vielleicht sitzen sie in „Anne und der Tod“ aber auch nur bösartigen Klischees über Altenpflegerinnen auf.

Stuttgart - Für die Ermittler gibt es keinen Zweifel: Anna war es. Die Pflegerin hat den armen, pflegebedürftigen Senior Paul Fuchs die Treppe runtergestoßen. Man liest schließlich allenthalben von Todesengeln, die alte, kranke Menschen unauffällig in den Tod befördern, um ihnen weiteres Leid zu ersparen. Doch bei Anne (sehr überzeugend von Katharina Marie Schubertgespielt) beißen sich Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) die Zähne aus. Sie ist extrem korrekt. Keinen einzigen Fehler konnte man ihr je nachweisen, sie „protokolliert sogar jeden Wurstzipfel, den sie entsorgt“. So schlicht diese Pflegerin auch wirken mag: Sie wehrt sich doch wacker gegen die Vorurteile, mit denen die Kommissare sie konfrontieren.

In diesem „Tatort“ dominieren Verhöre

Mit atemraubenden Verfolgungsjagden und Hochspannung wartet „Anne und der Tod“, der neue „Tatort“ aus Stuttgart, nicht auf. Im Gegenteil ist er fast eine Art Kammerspiel, weil lange Passagen aus reinen Verhören mit der verdächtigen Altenpflegerin bestehen. Diese sind psychologisch durchaus interessant, weil die Penetranz, mit der die Ermittler die Frau in die Enge treiben und schließlich völlig zerrütten, übertrieben wirkt. Aber ist es nicht richtig, dem Tod eines Menschen auch dann nachzugehen, wenn dieser bald gestorben wäre? Zum Schluss nimmt „Anne und der Tod“ noch einige spannende Wendungen, sehenswert ist dieser „Tatort“ aber weniger als Krimi, sondern eher, weil er die Zuschauer mit ihren eigenen Vorurteilen konfrontiert.