Dominik Graf hat einst die Serie „Der Fahnder“ entwickelt. Foto: dpa/Peter Kneffel

Dominik Graf liefert tolle, vitale Krimis. Aber der Film- und TV-Macher, der nun 70 Jahre alt wird, kann auch noch ganz anderes.

Dominik Graf wird siebzig

Das Lebendige und Leidenschaftliche dort zu suchen, wo sich das Klischee forsch aufdrängt, war schon immer die Methode, nein, der Weltzugriff des Film- und Fernsehmachers Dominik Graf. Zwar ist der Mann, der am 6. September vor 70 Jahren in München zur Welt kam, von Genres fasziniert. Aber auch wenn er mit der von ihm entwickelten Vorabend-Krimiserie „Der Fahnder“ (1983) und später mit dem Zehnteiler „Im Angesicht des Verbrechens“ (2010) Pflöcke in die deutsche Fernsehlandschaft gehauen hat, auch wenn er mit „Die Katze“(1988) bewiesen hat, dass deutsches Thrillerkino nicht das Aldiletten-Imitat amerikanischer Lederstiefel sein muss, auch wenn er der „Tatort“-Reihe ein paar ihrer schönsten Folgen, zum Beispiel „Frau Bu lacht“ (1995), verschafft hat – man tut ihm Unrecht, wenn man ihn beständig als Krimispezialisten einkastelt. Man muss nur mal seinen nicht in Kostümgaudi und Klassikerandacht festklebenden Schiller-Film „Die geliebten Schwestern“ (2014) schauen, um zu begreifen, dass Grafs Sehnsucht nach dem Frischen viel umfassender ist. Doch vielleicht sollte man den Geburtstag gar nicht mit dem Anschauen eines Films feiern, sondern in Grafs Aufsatzsammlung „Schläft ein Lied in allen Dingen“ lesen: eine herrlich emotionale, ungerechte, schlaue, überraschende Schule der Filmliebe.