Ulrike Folkerts (hinten) in der Rolle der Komissarin Lena Odenthal Foto: SWR-Pressestelle/Fotoredaktion

In der aktuellen "Tatort"-Folge aus Ludwigshafen läuft Ulrike Folkerts durch die Eingangsszene. Wieder einmal. Doch läuft sich nicht mehr vor sich weg, wie im vergangenen Folkerts-„Tatort“. Sie läuft zu sich hin.

Stuttgart - Sie läuft. Natürlich läuft Ulrike Folkerts in der Eingangsszene ihres neuen Lena-Odenthal-Falls. Wieder einmal. Nicht mehr vor sich weg (wie vor ihrem Zusammenbruch im vergangenen Folkerts-„Tatort“), sondern zu sich hin – mitten hinein in eine freundliche „Guten-Morgen“-Rehabilitationsrunde.

Dann aber ist auch schon Schluss mit Erholung. „Ist hier eine Frau Odenthal? Wir brauchen Ihre Hilfe.“ Und so landet der Erholungsfall Odenthal viel zu früh in einem Todesfall. Auf einem Pferdehof liegt der Pferdepfleger zwischen den Ställen – erstochen. Und draußen auf der Weide ringt ein Pferd mit dem Tod. Schwer misshandelt. Die Kommissarin fordert den Gnadenschuss. Der Tierarzt aber darf nicht, die Streifenbeamten wollen nicht. Also schießt Lena Odenthal. Die Kamera (Andreas Schäfauer) wählt die Großaufnahme. Sekunden des Ringens – dann das Straffen, der Schuss. Ein Moment der Entschlossenheit.

Das Pferd war nicht das erste Opfer eines Tierschänders in der Umgebung Ludwigshafens. Eine Selbstvorlage, die Harald Göckeritz in seinem Drehbuch prompt verwandelt. Ein Serientäter – das weckt ganz anderes Interesse. Auch bei der während Odenthals Körperseelen-Aus zu Koppers Unterstützung herbeigerufenen Fallanalytikerin Johanna Stern. Lisa Bitter, beim ersten Auftreten von einigen schon als Folkerts-Nachfolgerin gefeiert, muss in diesen 90 Minuten kürzertreten, hat aber doch das Vorrecht auf einen Schlüsselsatz. Tierschändungen im Bereich der Hinterläufe haben, lernen wir, häufig einen sexuellen Hintergrund.

Wohin mit Frau Odenthal?

Nun wird es ernst mit der Serie. Wer sich wiederholt, will sich, muss sich steigern. Ist das nächste Opfer ein Mensch, mutmaßlich eine Frau? Prompt folgt Regisseur Patrick Winczewski, der hier qualitativ nicht an den ebenfalls von ihm inszenierten Odenthal-Zusammenbruch anknüpfen kann, dem jungen Außenseiter Gerd Holler. Ben Münchow ist eine Idealbesetzung, und doch schleppt sich der so aufwendig mit Reizpunkten versehene Fall dahin.

Die Lässigkeit, mit welcher der SWR Ulrike Folkerts’ Odenthal-Auftritte zuletzt infrage gestellt hatte, wird zum Bumerang. Wohin will man mit dieser Figur? Die Frage überlagert alles und verwässert vieles. Ulrike Folkerts hält dagegen – mit gutem Grund. Die Verhältnisse, gegen die ihre „Tatort“-Figur seit 25 Jahren anrennt, sind ja mehr denn je doch so. Am Ende fügt sich auch dieser „Tatort“ als Summe von Buch und Regie reichlich, aber vor allem in der Personenführung eher achtlos aufgenommener Puzzleteilen zu einem Ganzen. Wieder liegt ein Mensch am Boden. Und Lena Odenthal hält Distanz. Für einen neuen Fall.

„Tatort – Die Sonne stirbt wie ein Tier“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD