Ermitteln wieder: Adele Neuhauser als Bibi Fellner und Harald Krassnitzer als Moritz Eisner Foto: ARD

Viel weniger kann kaum stimmen in einer Premium-Produktion wie es der „Tatort“ sein will. Schade vor allem für Harald Krassnitzer in seiner Rolle als Moritz Eisner.

Wer hätte gedacht, dass dies dem Wiener Ermittlerduo noch einmal passieren würde: Nahezu nichts stimmt, wenn Adele Neuhauser als Bibi Fellner und Harald Krassnitzer als Moritz Eisner unter dem Locktitel „Gier“ auf persönlichen Chefwunsch einen mutmaßlichen Arbeitsunfall aufklären sollen. Vor allem Krassnitzer, der so wunderbar trocken und wortreduziert sein kann, der Bilder wirken, Gesten angedeutet lassen kann, plappert hier 90 Minuten wie ein Miterzähler, agiert wie absichtlich steif und kommt bis zur 90. Minute nicht in Spiellaune.

Ein bisschen Chemieatmosphäre (das Böse an sich?), ein bisschen Grundschulpsychologie in der Psychiatrie (sanft und still, besonders gefährlich), ein bisschen Familienaufstellung der Unterdrückungs-Logik – schlimmer geht es kaum. Doch nicht nur das vor lauter Ausrufezeichen im Erklärmodus verharrende Drehbuch (Verena Kurth) und die Abfilm-Regie (Robert Dornhelm) überraschen negativ. Fast schon zum Ärgernis wird die Parallelhandlungen behauptende Splitter-Technik, wenn sie lediglich die Handlungsödnis in ein Bilder-Prisma auffächert.

Einen Positiv-Ausrutscher erlaubt sich „Gier“ denn doch: Aus der Vogelperspektive zoomt sich die Kamera (Walter Kindler) an einen Gefängnishof, umkreist dann den Ex-Konzernchef Peter Wendler (Anian Zollner) und Eisner, kommt näher und vertraut für einen Moment der Kraft der Blicke, der Kraft der Stille, dem Können der Schauspieler. Schnitt, und schon wird wieder geredet, was die Als-Nächstes-machen-wir-jetzt-aber-dies-und-das-Anti-Regeln hergeben. Schade.

Tatort: Gier“, an diesem Sonntag, 20.15 Uhr, ARD