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Mit den Schritten der achtjährigen Magdalena in eine Unterführung beginnen Regisseurin Claudia Garde und Drehbuchautor Sascha Arango ihr Spiel mit Widersprüchen. Das Abgründige ist in „Niedere Instinkte“.

Eine Unterführung aus dem Schreckenslehrbuch. Dunkel, verlassen, voller Graffiti. Das Mädchen, das die Treppe hinuntersteigt, scheint die Gefahr zu spüren und doch eigentümlich selbstsicher zu sein. Mit Magdalenas ersten Schritten beginnen Regisseurin Claudia Garde und Drehbuchautor Sascha Arango ihr Spiel mit Widersprüchen. Das Abgründige ist in „Niedere Instinkte“ überall, und so geht es auch nicht darum, wer der Täter ist oder zu einem Täter werden könnte. Die Bösen, das sind die Unscheinbaren von nebenan, die netten Nachbarn. Das ist ein Paar, das in verstörender Abhängigkeit lebt. Susanne Wolf und Jens Albinus geben diese zwei, die verzweifelt drei sein wollen.

Auf der Gegenseite: die Ermittler Saalfeld und Keppler. Zwei, die drei waren und am Tod des gemeinsamen Kindes als Paar zerbrochen sind. Zwei, die in aller Härte jeweils für sich leben und doch zusammen arbeiten. Letztmals – „Niedere Instinkte“ ist der letzte „Tatort“-Auftritt für Simone Thomalla (Saalfeld) und Martin Wuttke (Keppler). Das Finale wird zu einem Solo für Wuttke, der schon zu Anfang beim Blick in den leeren Kühlschrank fragt: „Soll das ein Scherz sein oder eine Tragödie?“ Martin Wuttke contra Susanne Wolf – das ist die Schauspielerspannung. Das Drehbuch arbeitet sich am Ex-Paar Saalfeld/Keppler ab, hält den fast schon zum „Tatort“-Gag verkommenden Oberflächeneinblick in eine fundamentalistische Glaubensgemeinschaft parat und verliert allzu bald den Überblick. Martin Wuttke aber muss man sehen.

„Tatort – Niedere Instinkte“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD