Beim Tarka-Cup treten Amateure mit Migrationshintergrund gegeneinander im Fußball an. Viele von ihnen kommen aus dem Irak, Syrien, Afghanistan oder Algerien. Doch die Konflikte in ihren Heimatländern sind auf dem Platz ganz weit weg.
Stuttgart - Ahmad S. lächelt seiner Familie zu, als er sich auf den Platz begibt. Der 36-jährige Algerier spielt für die Free Borders, eine Fußballmannschaft, die sich aus Asylbewerbern zusammensetzt. Sie alle wohnen in der Kirchheimer Straße, in einer der ältesten Flüchtlingsunterkünfte Stuttgarts. sie alle wollen beim Tarka-Cup gewinnen.
Der Tarka-Cup ist ein Hallenfußballturnier, bei dem Mannschaften mit Migrationshintergrund gegeneinander antreten. Es findet seit 2001 jährlich statt und lockte am Samstag und Sonntag wieder vierzig Mannschaften zur Teilnahme. Nach Schätzungen der Veranstalter, der Stuttgarter Werbeagentur Ay-Media Production, haben etwa 600 Zuschauer in die Scharrena am Neckarpark das Turnier verfolgt.
Ahmads Traum hat sich nicht erfüllt: Die Free Borders sind am ersten Tag nach drei Niederlagen ausgeschieden. Der bitterste Moment für die Flüchtlinge kam im zweiten Spiel: Ebrima D. aus Gambia hält einen stramm geschossenen Ball, verletzt sich aber am Handgelenk. Der 31-jährige Torwart muss ins Krankenhaus.
Die Free Borders verlieren 4:1, der Traum von der Endrunde platzt. Sieger werden die türkischstämmigen Amateure des Yazgülü Stuttgart, die sich im Finale mit 6:1 gegen ihre Landsmänner vom Erciyes Wendlingen durchsetzen.
Ebrima D. war vor dem Turnier noch sehr motiviert gewesen. „Letztes Jahr haben wir den Stuttgarter Flüchtlingscup gewonnen und uns gegen zwanzig andere Turnierteilnehmer durchgesetzt. Wir sind eine gute Mannschaft“, sagte er vor dem Anpfiff. Ümit Kepenik, stellvertretender Leiter des Flüchtlingsheims in Sillenbuch, führt das schlechte Ergebnis auf die Turnierregeln zurück.
„Der Tarka-Cup ist ein Ü-30-Turnier. Unsere besten Spieler sind jünger“, sagt er. Außerdem hätten etablierte Stuttgarter Fußballvereine drei starke Spieler nach dem Turniergewinn des Flüchtlingscups vergangenen Sommer abgeworben. Das schwächte zwar die Mannschaft, entspricht aber durchaus dem integrativen Gedanken des Fußballprojekt im Flüchtlingsheim.
Knapp zwanzig Flüchtlinge trainieren fast täglich auf dem Gelände des SV Sillenbuch. Das Herzstück der Mannschaft ist ihr Trainer: Er kommt aus Damaskus. Bevor er aufgrund des Bürgerkriegs nach Deutschland floh, war er der Co.-Trainer der syrischen Nationalmannschaft.
Die meisten Spieler der Free Borders sind aus dem Irak, Syrien, Afghanistan oder Algerien. „Aber die Konflikte der Herkunftsländer, aus denen die Flüchtlinge kommen, spielen auf dem Platz keine Rolle. Das war von Anfang an so“, beschreibt Kepenik die Stimmung in der Mannschaft.
Vergangenes Jahr hat er die Mannschaft mit dem Gedanken gegründet, dass Sport doch besser sei, „als den ganzen Tag nur im Zimmer zu hocken.“ Langfristig aber glaubt Kepnik, „dass sich die Flüchtlinge vor allem durch den Kontakt mit anderen Sportvereinen in Deutschland sozialisieren. Darum ermutigen wir unsere Spieler, diesen zu suchen“, sagt Kepenik.