Wegen des Tarifstreits bei der Deutschen Post sind auch im Südwesten am Mittwoch zahlreiche Päckchen und Pakete liegen geblieben. Betroffen sind Karlsruhe, Mannheim und Freiburg, so die Gewerkschaft Verdi.

Stuttgart/Bonn - Viele Briefkästen in Baden-Württemberg blieben am Mittwoch leer. Hunderte Postboten hatten wegen des Tarifstreits bei der Post ihre Arbeit niedergelegt. Bereits am Morgen waren mehr als 500.000 Briefe, Pakete und Päckchen in Karlsruhe, Mannheim und Freiburg liegen geblieben. Am Nachmittag rief die Gewerkschaft Verdi zu Warnstreiks in sieben Briefzentren und einem Paketzentrum im Südwesten auf. Dadurch würden nach Schätzungen der Gewerkschaft weitere 750.000 Briefe und Pakete nicht sortiert.

Die Post beschwichtigte: In Karlsruhe und Mannheim seien trotz des Ausstands etwa 90 Prozent der Kunden versorgt worden, sagte ein Sprecher in Stuttgart. „Wir unternehmen alles, um betriebsbedingte Auswirkungen von Warnstreiks für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten“, so Jürgen Gerdes, Brief-Vorstand der Deutschen Post.

Nachwirkungen sicher noch am Donnerstag spürbar

Die Streiks an den Briefzentren in Reutlingen, Villingen-Schwenningen, Heilbronn, Freiburg, Offenburg, Mannheim und Ravensburg sowie das Paketzentrum in Köngen (Kreis Esslingen) dürften allerdings auch am Donnerstag noch spürbar sein. Insgesamt beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft rund 500 Mitarbeiter - etwa die Hälfte der Spätschicht - in den Verteilzentren und 500 der etwa 7000 Zusteller in Baden-Württemberg an dem Ausstand.

„Wir sind in einer entscheidenden Phase des Tarifstreits“, sagte Verdi-Landesfachbereichsleiter Arnold Püschel am Rande einer Kundgebung in Karlsruhe. Nach zwei Verhandlungsrunden hatte die Post kein Angebot vorgelegt. „Das ist eine Frechheit und reine Blockadepolitik“, sagte Püschel weiter. Die Arbeitgeber suchten damit gezielt den Konflikt mit dem Beschäftigten. „Die Zeichen stehen ab heute auf Sturm.“ Keine Angebote vorzulegen, sei offenbar die „neue Masche der Arbeitgeber“, sagte Gewerkschafter Thorsten Dossow.

Aktionen die ganze Woche über

Mit Pfeifkonzerten und Plakaten „Mehr Geld für gute Arbeit“ unterstrichen die Streikenden bei einer Kundgebung in Karlsruhe ihre Forderungen. Der Tarifvertrag ist seit 31. März ausgelaufen; am kommenden Donnerstag wollen sich Arbeitgeber und Gewerkschaft im nordrhein-westfälischen Neuss erneut zu Verhandlungen treffen. Bis dahin sollen die Streiks bundesweit weitergehen. „Wir werden die ganze Woche über Aktionen haben“, sagte Verdi-Arbeitskampfleiter Erwin Wolf.

Die rund 132.000 Tarifbeschäftigten bei der Post - rund 25.000 in Baden-Württemberg - wollen sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 140 Euro mehr im Monat. Die jüngste Erhöhung - vier Prozent - hatte es im vergangenen Jahr gegeben, die letzten Streiks bei der Post liegen fünf Jahre zurück. Außerdem fordert Verdi 65 Euro mehr im Monat für Auszubildende und will die Postzulage neu regeln.