Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst fordern deutlich mehr Geld. Foto: Roberto Bulgrin

In der Tarifauseinandersetzung hat Verdi den Druck am Dienstag nochmals erhöht. Im Kreis Esslingen sind in dieser Woche keine weiteren Streiks mehr geplant. Das könnte sich aber schnell ändern, sollten die Arbeitgeber sich nicht bewegen.

Am Ende gingen die Butterbrezeln aus, die Gewerkschaft Verdi hatte viel zu wenige bestellt. Vor allem bei der Kundgebung auf dem Schillerplatz in Nürtingen, zu der die Gewerkschaft aufgerufen hatte, lag der Zulauf mit rund 225 Teilnehmern deutlich über den eigenen Erwartungen. „Es war bombastisch“, freute sich Benjamin Stein, Verdi-Bezirksgeschäftsführer Fils-Neckar-Alb, über die Streikbeteiligung. Aber auch in der Versammlung in Kirchheim sei die Resonanz mit rund 100 Beschäftigten überraschend groß gewesen. „Die Beschäftigten nehmen jetzt ihre Zukunft selbst in die Hand“, sagte Stein, „sie haben gemerkt, dass sie etwas tun und sich sichtbar machen müssen.“ Auffallend sei, dass sich an den Streiks viele Beschäftigte aus der Verwaltung beteiligt hätten. So waren in Nürtingen das Bürgeramt und die Ausländerbehörde geschlossen. Zudem seien elf Kitas und damit über die Hälfte aller Einrichtungen in Nürtingen zu geblieben. Erzieherinnen streikten zudem in Unterensingen und Frickenhausen. Erstmals haben sich laut Stein an den Arbeitsniederlegungen auch rund 40 Beschäftigte der Medius-Kliniken in Kirchheim und Nürtingen beteiligt. Betroffen seien dort die Hauswirtschaft und der Physiobereich gewesen.

Verdi zufolge sind in dieser Woche im Kreis Esslingen keine weiteren Streiks geplant. Das könne sich aber bereits nächste Woche ändern, sollten die Arbeitgeber ihr Angebot nicht nachbessern. „Wenn sich da nichts bewegt, müssen wir uns bewegen“, kündigte Stein an. Das letzte Angebot sei völlig unzureichend. Die Dienstleistungsgewerkschaft fordert unter anderem ein Lohnplus von 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro mehr im Monat. Auszubildende, Studierende und Praktikanten sollen 200 Euro mehr im Monat erhalten.

Geld zurück an Kita-Streiktagen?

Unterdessen beantragt Die Linke im Esslinger Gemeinderat, dass Betreuungstage, die aufgrund der Streiks in Kitas ausfallen oder verkürzt stattfinden, den Eltern in Höhe von 25 Euro pro Tag erstattet werden. Mit einem Pauschalbetrag soll der Verwaltungsaufwand für die Stadt so gering wie möglich gehalten werden. Stadtrat Martin Auerbach begründet die Erstattung damit, dass die Stadt an Streiktagen keine Personalkosten zu zahlen habe. „Wir halten es für unmoralisch, Elternentgelte zu kassieren und keinen Lohn zu zahlen“, so Martin Auerbach in einer Pressemitteilung. Die Eltern hätten aber überwiegend Verständnis für den Streik gezeigt, betont sein Ratskollege Tobias Hardt. „Bessere Arbeitsbedingungen führen zu mehr Lust auf den Beruf und damit zu einer besseren Betreuung ihrer Kinder“, so Hardt. Von den 32 Esslinger Kindertagesstätten hatten am vergangenen Freitag der Stadt Esslingen zufolge zwölf geöffnet, 17 waren wegen des Streiks geschlossen. Drei mussten die Betreuungszeiten einschränken. Im ganzen Kreis waren am Montag viele Kitas dicht.

Wann die Stadt Esslingen Kitagebühren erstattet

Ebenfalls die Linken hatten zuletzt bereits einen ähnlichen Antrag gestellt, demzufolge den Eltern Gebühren erstattet werden, wenn sie eine Notfallbetreuung nicht in Anspruch nehmen. Der Ausschuss für Bildung, Erziehung und Betreuung hatte das im Februar unter anderem wegen zu viel Bürokratie mehrheitlich abgelehnt. Die Stadt erstattet Eltern aber die Kosten, sobald die Einrichtung längere Zeit geschlossen werden muss. Das ist ab zwei Wochen der Fall.