Die Forderung der IG Metall nach kürzeren Arbeitszeiten samt Lohnausgleich sorgt für harte Fronten beim anstehenden Auftakt der Tarifrunde. Foto: dpa

Erstmals seit Mitte der 90er-Jahre will die IG Metall wieder kürzere Arbeitszeiten durchsetzen. Der dafür geforderte Teil-Lohnausgleich bringt die Arbeitgeber schon vor Beginn der Verhandlungen auf die Palme. Mehr Flexibilität wollen sie zwar auch - aber anders.

Stuttgart - Die Forderung der IG Metal nach kürzeren Arbeitszeiten samt Lohnausgleich sorgt für harte Fronten beim anstehenden Auftakt der Tarifrunde. Ab Mittwoch wird in der Metall- und Elektroindustrie verhandelt, unter anderem in Baden-Württemberg, wo schon häufig Pilotabschlüsse erzielt worden sind. Stefan Wolf, Chef von Südwestmetall Verhandlungsführer für die Arbeitgeberseite, hält den Wunsch der Gewerkschaft allerdings für indiskutabel. „Wir sehen in der Forderung einen totalen Systemwandel“, sagte Wolf. „Warum sollen Arbeitgeber plötzlich mehr Stunden bezahlen als die, die geleistet werden vom Arbeitnehmer?“

Nach Vorstellungen der Gewerkschaft sollen die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten von den guten Geschäften der Branche profitieren und sechs Prozent mehr Geld bekommen. Zudem sollen sie, und das dürfte der Knackpunkt werden, ihre Arbeitszeit vorübergehend von 35 auf bis zu 28 Stunden pro Woche absenken können - wobei bestimmte Gruppen dafür einen finanziellen Ausgleich von ihrem Arbeitgeber erhalten sollen, zum Beispiel wenn sie Schicht arbeiten, Kinder erziehen oder Angehörige pflegen.

Mehr Flexibilität und Selbstbestimmung

Die Menschen wünschten sich mehr Flexibilität und Selbstbestimmung, doch viele könnten es sich nicht leisten, kürzer zu arbeiten, argumentiert die IG Metall. „Deshalb brauchen wir für Menschen in besonderen Situationen einen teilweisen Ausgleich des fehlenden Verdiensts“, sagte Südwest-Landeschef Roman Zitzelsberger und stellte klar: Mehr Geld und der Anspruch auf kürzere Arbeitszeit werden nur im Paket verhandelt.

Die Arbeitgeber lehnen die Forderung ab - sie halten sie einerseits für praktisch nicht umsetzbar, es geht ihnen aber auch ums Prinzip: „Wir haben bislang das Prinzip, und das halte ich auch für richtig, dass ein Entgelt bezahlt wird für geleistete Arbeit“, sagte Wolf. „Wenn jemand 28 Stunden arbeitet, dann soll er auch 28 Stunden vergütet bekommen.“ Warum das künftig anders sein solle, verstehe er nicht.

Wer seine Arbeitszeit verkürzen wolle, der könne das in vielen Fällen auch jetzt schon. „Der IG Metall geht es nur darum, diesen Ausgleich zu bekommen. Und das ist ein Systemwechsel, den wir nicht akzeptieren werden“, sagte Wolf. In der gesetzlich geregelten Teilzeit gibt es weder einen finanziellen Ausgleich noch ein generelles Rückkehrrecht.

Gegenleistung erwünscht

Über mehr Flexibilität könne man durchaus reden, sagte Wolf. Aber: „Der Einstieg ist zunächst mal die Öffnung nach oben.“ Soll heißen: Die Unternehmen müssten unbegrenzt die Möglichkeit bekommen, mit ihren Mitarbeitern eine Arbeitszeit von bis zu 40 Stunden zu vereinbaren. „Und wenn wir da was haben, dann können wir auch darüber reden, dass Menschen, wenn sie es wollen, in bestimmten Situationen reduzieren können auf 28 Stunden - aber ohne Lohnausgleich“, sagte Wolf.