Am 8. März sind wieder viele Kitas dicht. Foto: dpa/Roland Weihrauch

Am kommenden Mittwoch will Verdi in Stuttgart den Sozial- und Erziehungsdienst bestreiken. Der Gesamtelternbeirat der städtischen Kindertageseinrichtungen setzt andere Prioritäten als die Gewerkschaft.

Die Gewerkschaft Verdi hat sich im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes in den Streikmodus begeben. Am kommenden Mittwoch ist ein großer Aktionstag in der Region geplant. Anlässlich des Weltfrauentags werden die klassischen Frauenberufe ins Blickfeld gerückt. Demnach wird ein Großteil der Kindertagesstätten in Stuttgart und in den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg sowie Rems-Murr von der Mobilisierung betroffen sein.

Gemeinsame Frauen-Kundgebung auf dem Marktplatz

In der Landeshauptstadt ist der Sozial- und Erziehungsdienst mit seinen ungefähr 1400 Beschäftigten, die Grundschulbetreuung des Jugendamts und die Verwaltung tangiert. Ebenso werden die Pflegekräfte im Klinikum Stuttgart zum Streik aufgerufen, wobei der Notdienst in gesonderten Vereinbarungen geregelt wird. Auch gibt es Warnstreikpläne für die städtischen Bäder und bei den SSB für die Kontrolleure.

Insgesamt erwartet Verdi einige Tausend Streikende. Parallel wird es Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag geben, die vom Aktionsbündnis 8. März unterstützt werden. Von 16.30 Uhr an ist eine gemeinsame Kundgebung auf dem Marktplatz mit folgender Demonstration geplant.

Die größte Wirkung könnten die Arbeitsniederlegungen im Sozial- und Erziehungsdienst haben. Die Stadt Stuttgart ist Trägerin von gut 180 Tageseinrichtungen. Die Gewerkschaft rechnet mit 1500 bis 2000 Streikenden, sodass mindestens zwei Drittel der Kitas dicht sein werden. Eine Notdienstvereinbarung wie in den Kliniken gibt es nicht.

Elternbeirat: Es sollte weniger ums Geld, mehr um Strukturen gehen

Die Streikaufrufe für die Kitas sind Mitte dieser Woche öffentlich gemacht worden. „Wir bekommen relativ viele Anfragen, warum denn schon wieder gestreikt wird“, berichtet Elisabeth Reuter als Sprecherin des Gesamtelternbeirats der städtischen Kitas über das Echo in den Reihen der Eltern. „Natürlich befürworten wir alles, was den Arbeitsplatz der Erzieherinnen besser macht.“ Dem Elternbeirat sei die Erziehungspartnerschaft sehr wichtig. Denn „wenn es den Erzieherinnen gut geht, dann geht es auch unseren Kindern in den Kitas gut“. Das Ziel müssten gut bezahlte Kräfte sein, die Spaß an ihrer Arbeit haben – „aber es gibt andere Baustellen in der Kita, als dass es mit ein bisschen mehr Geld erledigt wäre“, sagt Reuter. Die Gießkanne helfe nicht, die spezifischen Probleme zu lösen. Auch den Beschäftigten ginge es im Endeffekt nicht so sehr um das Geld, sondern beispielsweise um mehr Zeit zur Vor- und Nachbereitung.

Es sei allerdings im Tarifabschluss für den Sozial- und Erziehungsdienst im Mai 2022 verpasst worden, die Strukturen entscheidend zu verbessern. „Damit ist keiner glücklich – die Kommunen nicht und die Fachkräfte auch nicht“, sagt Reuter. Die Tarifparteien hätten es vielmehr „geschafft, einen Abschluss zu finden, der ausschließlich auf dem Rücken unbeteiligter Dritter ausgelebt wird“. Damit spielt sie auf die zwei Regenerationstage und weitere zwei Umwandlungstage an, auf die jede Erzieherin pro Kalenderjahr Anspruch hat. Diese Tage würden in Stuttgart in Schließtage umgewandelt. Nach Angaben von Bürgermeisterin Isabel Fezer müssten ansonsten 120 Kitaplätze gesperrt werden, wenn die Umwandlung nicht erfolgt wäre, so Reuter. Somit gebe es nun schon 27,5 Schließtage. „Das müssen ausschließlich die Eltern ausbaden“, sagt die Vertreterin des Kita-Gesamtelternbeirats.