Ihr Protest hat sich gelohnt: Mitglieder der Gewerkschaft Verdi bei einer Demonstration am Sonntag in Potsdam. Foto: dpa

Die Kommunen müssen für eine Tarifeinigung im öffentlichen Dienst wieder an ihre Schmerzgrenze gehen. Dafür gab es so gute Argumente wie selten zuvor. Denn Städte und Gemeinden müssen dringend mehr gute Bewerber anlocken, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Tarifverhandlungen, wie sie jetzt im öffentlichen Dienst zu einem guten Ende geführt wurden, sind keine Showveranstaltung. Es geht um viel: Bei mehr als zwei Millionen Betroffenen werden Bund und Kommunen um einige Milliarden Euro mehr belastet – jedes Jahr. Zudem werden wichtige Weichen gestellt. Darum muss ernsthaft gerungen werden.

Diesmal hat es sich für die Beschäftigten besonders gelohnt. Der Abschluss bewegt sich mit einer dreistufigen Anhebung von mindestens 7,3 Prozent für 30 Monate auf dem Niveau des Metallerabkommens vom Februar. Für den öffentlichen Dienst ist er der höchste seit 2008. Wichtig ist auch die Revision der Gehaltstabellen. Damit wird der Einstieg für junge Beschäftigte lukrativer. Die unteren Lohngruppen bekommen noch eine Zugabe obendrauf, wenngleich nicht die geforderte Mindesterhöhung von 200 Euro.

Gute Gehälter sind eine Investition in die Zukunft

Während der Bund auch hohe Tarifabschlüsse verkraftet, müssen die Kommunen wieder an ihre Schmerzgrenze gehen. Dafür gab es diesmal so gute Argumente wie selten zuvor. Trotz aller Rekordüberschüsse in ihren Kassen sind die Städte verpflichtet, ihr Geld zukunftsträchtig zu investieren. Dazu gehören gute Gehälter in Bereichen, wo die Städte und Gemeinden zu wenige gute Bewerber anlocken. Im Wettstreit mit der freien Wirtschaft um die Fachkräfte können es sich die Städte und Gemeinden nicht leisten, nachzugeben und die Personallücken immer größer werden zu lassen. Dies würde die bewährte Qualität staatlicher Dienstleistungen gefährden.

Mit Geld allein ist es aber nicht getan: Es gilt, weitere Hindernisse wie das Befristungsunwesen zu beseitigen, die das Image des öffentlichen Dienstes trüben. Doch dies ist nicht mehr Sache der Tarifpartner. Dafür müssen die Arbeitgeber schon selbst sorgen.

matthias.schiermeyer@stzn.de