Das Gefühl, „es wert“ zu sein, hat nicht nur das Sicherheitspersonal an den Airports. Foto: dpa

Ist es gerecht, wenn das Sicherheitspersonal am Flughafen bald bis zu 19 Euro Stundenlohn erhält – eine junge Altenpflegerin beispielsweise aber mehr als drei Euro weniger? Das ist es wohl nicht. Doch darauf kann eine Gewerkschaft keine Rücksicht nehmen, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Einheitlich 20 Euro Stundenlohn hatte die Gewerkschaft für das Sicherheitspersonal an den Flughäfen gefordert – 19 Euro hat sie erreicht. Das sieht nicht aus wie ein Sieg auf ganzer Linie. Der Trend ist aber eindeutig: die Kontrolleure haben massive Aufschläge errungen. Verdi verfolgt konsequent den Weg, dort alle Organisationsstärke auszuspielen, wo ihr eine ausreichende Zahl von kampfbereiten Mitgliedern die nötige Handlungsmacht gibt. Ob nun – beispielsweise – an den Kitas oder jetzt an den Flughäfen: Wo immer Streiks große Unruhe stiften, holt Verdi mehr heraus.

Das Gehaltsgefüge der Arbeitswelt ist nicht gerecht

Erst vor Tagen hatte dieselbe Gewerkschaft für Pflegefachkräfte einen Einstiegslohn von mindestens 16 Euro pro Stunde zum Ziel erhoben. Darf das sein? Müsste eine gründlich ausgebildete junge Altenpflegerin nicht besser entlohnt werden als ein Passagier- und Gepäckkontrolleur nach sechs- bis achtwöchiger Anlernphase? Das müsste sie, denn Verantwortung und Belastung sind für sie keineswegs geringer. Doch lässt sich das Gehaltsgefüge der Arbeitswelt nicht im Sinne der Gerechtigkeit austarieren. Was zählt, ist die Aktionsfähigkeit der Belegschaften – die ist im Pflegebereich kaum erkennbar. Der Kampf der Flughafenkontrolleure mag ein Ansporn sein. Wenn diese sich mit weniger zufrieden gäben, hätten Pfleger und andere ungenügend bezahlte Berufsgruppen nichts gewonnen.