Sven und Ramona Spengemann haben bei den deutschen Meisterschaften im Senioren-I-Standard in Stuttgart Großes vor Foto: Baumann

Sie sind Späteinsteiger. Doch für das Tanzpaar Sven und Ramona Spengemann vom TSZ Feuerbach soll das an diesem Wochenende bei ihrem Heimspiel keine Rolle spielen.

Stuttgart - Der Wiener Walzer verströmt Temperament, der Tango Sehnsucht, der Quickstepp Tempo, und absolute Körperbeherrschung verlangt die hohe Schule des langsamen Walzers. Aber so richtig gut fühlt sich für Ramona und Sven Spengemann eher der elegante Slowfox an. „Er war schon immer mein Lieblingstanz, weil ich die Musik mag und er ein schönes Lebensgefühl verkörpert“, sagt Ramona Spengemann. Die 41 Jahre alte Betriebswirtin hat gerade eine Trainingseinheit im Tanzsportzentrum Stuttgart-Feuerbach hinter sich, wo an diesem Samstag die deutschen Meisterschaften im Senioren-I-Standard ausgetragen werden. Beim Slowfox hat sie auch ihren heutigen Mann kennengelernt – natürlich in der Tanzschule.

Lange haben die beiden dann nur zum Spaß getanzt und erst 2003 den Sprung in den Turniersport gewagt. Schritt für Schritt haben sie aufgeholt und sich quasi auf dem zweiten Bildungsweg bis in die Standard-Klasse vorgearbeitet. Doch die Illusion von Leichtigkeit, Eleganz und tänzerischer Harmonie auf dem Parkett ist das Ergebnis harten und disziplinierten Trainings. Während der Mund lächelt, verraten die Augen Anstrengung und höchste Konzentration. Bis zu fünfmal die Woche tauchen die beiden in die Welt des Tanzens ein.

"In Nuancen können wir uns schon noch verbessern"

„Wahnsinnssprünge sind natürlich nicht mehr drin, aber in Nuancen können wir uns schon noch verbessern“, sagt Sven Spengemann. Die meisten Paare in dieser Klasse sind technisch auf einem ähnlichen Niveau. Aber an Details und am Ausdruck kann man immer feilen. In der ersten Runde eines Turniers ist die Konkurrenz auf der Tanzfläche groß, und es ist nicht leicht, die Blicke der Wertungsrichter für sich zu gewinnen, die dann wiederum nur rund zehn Sekunden auf einem Paar ruhen.

Wichtig ist deshalb der Gesamteindruck. „Es ist eine unserer Stärken, in kurzer Zeit ein Musikstück sichtbar zu machen“, sagt Sven Spengemann. Wenn er die Tanzfläche betritt, dann ist der Job oder das nächste Meeting weit weg. Der Spaß und die Reisen durch Europa sind es, was das Tanzpaar antreibt.

„Ohne Spaß geht es nicht. Dazu ist der Sport zu teuer“, sagt Ramona Spengemann. Ihr Mann ist während der Titelkämpfe gleich mehrfach gefordert: Zum einen will er möglichst die zweite Zwischenrunde erreichen, zum anderen ist er als Tanzsportwart des TSZ gleichzeitig Projektleiter des Turniers und kümmert sich auch noch um die Technik. 

Eigentlich sollten die Meisterschaften in der Scharrena ausgetragen werden. Wegen unerwartet geringer Starterzahlen gegenüber der ursprünglichen Planung und der damit verbundenen reduzierten Zuschauerzahlen hat sich die Ausrichtergemeinschaft dann entschlossen, den Veranstaltungsort kurzfristig in das Clubheim des Tanzsportzentrums zu verlegen.

„Vergangenes Jahr hatten wir die mangelnde Beteiligung in der Hauptklasse, jetzt ist die Delle zu uns Senioren gewandert“, sagt Sven Spengemann. Er rechnet dennoch mit einem hochklassigen Wettbewerb, weil die Absagen eher aus den hinteren Bereichen kamen und mit Thorsten Zirm und Sonja Schwarz von Blau-Gold Casino Darmstadt die Titelverteidiger am Start sind.

Spengemann freut sich aber auch auf ein weiteres Paar aus Hessen, denn mit Carsten Spengemann und dessen Frau Birgit könnte es auf dem Parkett eventuell zu einem spannenden Bruderduell kommen. „Carsten hat drei Jahre vor mir angefangen, aber zuletzt waren wir ein bisschen erfolgreicher“, sagt Sven Spengemann, der mit seiner Partnerin in der deutschen Rangliste neun Plätze vor seinem Bruder liegt. Sie setzen auch ein wenig auf den Heimvorteil. Es ist vertrautes Terrain, auf dem sie überzeugen wollen. Und nicht nur beim Slowfox.