Erika Rüdt ist die Freude am Stepptanz ins Gesicht geschrieben. Foto: Werner Kuhnle

Eine besondere Tanzgeschichte über Erika Rüdt aus Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg): Mit 77 Jahren macht sie Stepptanz immer noch mit Leib und Seele. Im Ludwigsburger Forum steht nun wieder ein großer Auftritt an mit der Tanz- und Ballettschule Natalie Biedermann. Da ist sie dabei – wie seit 40 Jahren.

Das Leben erzählt sie immer wieder: die kleinen, leisen, aber doch besonderen Geschichten. Auch die Biografie von Erika Rüdt passt in diese Kategorie. Die Kornwestheimerin vereint nämlich gleich drei Merkmale, die sie zu etwas Besonderem machen: Innerhalb ihrer Stepptanz-Gruppe bei der Tanz- und Ballettschule Natalie Biedermann ist sie nicht nur das langjährigste Mitglied, sondern auch das älteste – und in Zentimetern gezählt – das kleinste. Vielleicht ein Vorteil für die agile 77-Jährige, die offensichtlich kaum Beschwerden beim Tanzen zeigt.

 

Wer bei den Proben zuschaut, zuckt dennoch unwillkürlich zusammen, wenn er miterlebt, wie kraftvoll und fordernd die Beinarbeit ist. Aber Erika Rüdt hat keine Probleme mit Beinen und Knien. „Es ist eher der Rücken“, verrät sie beim persönlichen Gespräch. Ihre Füße aber sind die Herausforderung schlechthin an jedem Mittwoch. „Wenn die Choreografie im Hirn bleibt und das alles richtig in den Füßen ankommt, dann ist es einfach nur wunderbar“, schwärmt sie von ihren Stepptanzerfahrungen. Rüdt erzählt weiter, dass sie auch zuhause übt: mit dem Smartphone. Darauf nämlich nimmt Tanzgruppenleiterin Sabine Bloehs schon mal die Schrittabfolge auf. Etwa wenn jemand beim Training nicht dabei sein kann.

Die Metallplatten unten an den Steppschuhen machen bisweilen einen Höllenlärm. Werner Kuhnle

Seit mehr als 40 Jahren Stepptanz

Im Jahr 1984 ist Erika Rüdt in die Tanzgruppe eingetreten: animiert von ihrer damals zehnjährigen Tochter, die zuerst den Stepptanzkurs gebucht und in Folge die Mama mit ihrer Begeisterung angesteckt hat. Zu jener Zeit gehörte die Kornwestheimer Tanzschule Sabine Bloehs. Die staunt ebenfalls über die inzwischen 41 aktiven Jahre ihrer Schülerin, die offensichtlich so gar keine Ermüdungserscheinungen nach außen hin zeigt. Sobald die Musik erklingt, ist die Tänzerin voll da. „Ich werde immer von der Musik inspiriert“, erzählt die temperamentvolle Seniorin, die Sport und Bewegung zu einem bedeutsamen Teil ihres Lebens gemacht hat.

Vor Jahren hat sie angefangen, das Sportabzeichen in Gold zu machen. In diesem Jahr strebt sie das siebte dieser Art an. Und dann plaudert sie ein wenig aus der Vergangenheit. Mit etwa 15 hat sie einen regulären Tanzkurs besucht, ist später in eine Rock’n’Roll-Gruppe eingestiegen und hat wenige Zeit später ihren inzwischen verstorbenen Mann kennengelernt, mit dem sie auch einen Tanzkurs besucht hatte. Doch ein Skiunfall verhinderte damals den weiteren Besuch. „Mein Mann war aber überhaupt kein Tänzer. Wir haben schließlich gemeinsam Tennis gespielt.“

Große Tanzaufführung am 12. und 13. April

Radfahren, Laufen oder auch Yoga gehören heute zu Erika Rüdts ergänzenden Bewegungsprogramm, das sie fit hält. So fit, dass sie mit 77 Jahren auch heuer wieder an der Aufführung der Tanz- und Ballettschule im Ludwigsburger teilnimmt. Dort werden am 12. und 13. April rund vierhundert Tänzerinnen und Tänzer der Tanz- und Ballettschule Biedermann im Alter von drei bis 77 Jahren ihr Bestes geben, wenn es auf eine Reise durch die Momente des Kindseins geht: „Hier und Jetzt“ heißt die Tanzshow – und Erika Rüdt wird dabei sein.

Steppen gehört zu ihrem Leben

Die zierliche Person mit den roten Haaren wird eine von 14 Stepptänzerinnen und –tänzern sein, die die Aufführung bereichern. Sie wird ebenso stampfen, trippeln, hüpfen, klappern und sich drehen, wie die weiteren Mitglieder ihrer „kleinen Familie“, mit denen sie wöchentlich trainiert. Den ohrenbetäubenden Lärm, den die 14 Fußpaare dabei machen, steckt sie einfach weg. Es gehört inzwischen zu ihrem Leben. Trotzdem hatte sie die Absicht einen Schlusspunkt zu setzen und in diesem Jahr „einfach nur mal Zuschauerin zu sein“ bei der großen Aufführung, die alle drei Jahre stattfindet. Doch daraus wurde nichts. „Meine kleine Familie hat mich überzeugt wieder mitzumachen“, erzählt die Frau, die intern auch als „Nähfee“ und Meisterin im Paillettennähen gilt.

Das Aufhören fällt nicht leicht

Und da wird es auch ein wenig emotional. Denn es ist nicht allein die sie faszinierende Bewegung zur inspirierenden Musik, die Erika Rüdt über vier Jahrzehnte hat durchhalten lassen. „Es ist auch das großartige Gefühl der Zusammengehörigkeit, die tollen Kontakte mit diesen Menschen“, erklärt die Tänzerin, die dann doch nicht einfach aufhören wollte. „Schließlich hat mir die Choreografie so gut gefallen, und ich musste doch schauen, wie die Aufführung unter der Ägide von Natalie Biedermann wird“, erklärt die bald 78-jährige Tänzerin, die so jugendlich frisch und engagiert wirkt.

Diese Frische trägt sie vermutlich auch auf die Bühne des Ludwigsburger Forums, wenn nämlich kindliche Neugierde und Freude – wie hier über den Regen – als getanzter Inhalt zum Song „Purple Rain“ gezeigt wird. „Ich bin als Kind auch so gern in Regenpfützen gehüpft“, erinnert sich die aktuell älteste Tänzerin der Kornwestheimer Tanzschule. Dieses Bewusstsein aber schiebt sie erfolgreich zur Seite: „Da steh’ ich drüber – ich komme mir gar nicht alt vor, solange es mir so viel Spaß macht. Musik und Tanz sind einfach Freude für mich.“

Die beiden Aufführungen von „Hier & Jetzt“ der im Forum in Ludwigsburg finden statt am Samstag,12. April, um 16 Uhr und am Sonntag, 13. April, um 14 Uhr. Karten gibt es über die Website der Kornwestheimer Tanz- und Ballettschule: www.tanz-biedermann.de.