Szene aus „Yo Gee Ti“ Foto: Michel Cavalca

Die Compagnie Käfig mixt beim Tanzfestival „Colours“ Hip-Hop und Asiatisches. So organisch-elastisch hat man Breakdance selten gesehen, und der klassische Tanz der Taiwanerinnen, die mit den Hip-Hoppern Duos bilden, fügt sich harmonisch in das Bild.

Stuttgart - Mourad Merzouki ist Experte für interkulturelle Begegnungen zwischen Tanzkulturen – und passt damit bestens ins „Colours“-Festivalprogramm. In seinem Stück „Yo Gee Ti“ traf seine Compagnie Käfig am Samstagabend im Theaterhaus auf klassisch ausgebildete Tänzerinnen aus Taiwan.

Der Stückname „Yo Gee Ti“ bedeutet auf Chinesisch „organischer Gegenstand“, und neben divergierenden Tanzstilen prägen auch die Textilkünste stark die Produktion. Die Begegnung der Tänzer ereignet sich in einer fantasievollen Bühnenlandschaft aus Strick, Filz und fließender Seide, die der taiwanesische Modeschöpfer Johan Ku kreiert hat. Zu Beginn des Stücks hängen zwei wollige Filzgebilde von der Bühnendecke, die von den Tänzern auch alsbald in Bewegung versetzt werden.

Von Anfang an scheinen in „Yo Gee Ti“ zeitgenössischer Tanz, asiatische Einflüsse und Breakdance-Moves in Zeitlupe untrennbar miteinander verbunden. Auch die Tänzer wirken mehr als Teile eines einzigen Organismus denn als individuelle Personen. Ein weiteres maßgebliches textiles Element sind neben den baumelnden Filzsträngen Vorhänge aus langen Schnüren, mit denen die Tänzer immer wieder verschmelzen. Sie versetzen die Vorhänge auch in wellenförmige Bewegung, und im Zusammenspiel mit dem stark spiegelnden Bühnenboden, der asiatische Lackarbeiten ins Gedächtnis ruft, scheint das Bühnenbild zu verschwimmen.

Das Stück entwickelt sich organisch zu Streicherklängen und Percussion: Tänzer tauchen auf, wirbeln über die Bühne und versinken dann wieder im textilen Bühnenraum. In einer Sequenz werden die Tänzer von langen Fäden zurückgehalten, die ihre jähen Bewegungsimpulse ausbremsen und in lyrische Port des Bras verwandeln.

Aus der Gruppe lösen sich manchmal Einzelne, die in virtuosen Breakdance-Soli mit Szenenapplaus über den Boden kreiseln, aber dann wieder in den Schutzraum der Gruppe eingehen. So organisch-elastisch hat man Breakdance selten gesehen, und der klassische Tanz der Taiwanerinnen, die mit den Hip-Hoppern Duos bilden, fügt sich ebenfalls harmonisch in das Bild. Gegen Ende legen die Tänzer Gewänder mit Filzfransen an, lassen die Fetzen fliegen und tanzen sich in Trance. Da erscheinen sie dann wie mystische Priesterinnen. Das Publikum ist begeistert – und feiert die finalen Soli.