Tante Filda steht mit dem Rücken zur Wand. 2024 war ein schlechtes Jahr für das genossenschaftlich organisierte Geschäft in Bernhausen.
Noch vor einen Jahr klang alles ganz ordentlich. Hans Heubach aus dem Vorstandsteam des Unverpacktladens Tante Filda konnte berichten, dass das Geschäft 2023 erstmals mit einem kleinen Plus abgeschlossen hatte. „Ich denke, wir sind schon in der Spur, aber es ist nicht sicher, dass Tante Filda langfristig existieren wird“, sagte er damals im Gespräch mit unserer Zeitung. Nun, ein gutes Jahr später, ist die Zukunft des Bernhäuser Geschäfts ungewisser denn je. 2024 war alles andere als gut. Hans Heubach und seine Vorstandskollegin Helga Trunk berichten von einem schlechten Sommer und einem „katastrophalen September“, in dem man gerade mal auf die Hälfe des mittleren Monatsumsatzes gekommen sei. Auch danach hätten sich die Geschäfte kaum stabilisiert. In Summe habe Tante Filda mit einem Minus im niedrigen fünfstelligen Bereich abgeschlossen. 2025 habe zwar besser begonnen, aber grundsätzlich sei man „überhaupt nicht zufrieden“.
Der genossenschaftlich organisierte Unverpacktladen Tante Filda hat Ende 2021 an der Fußgängerzone eröffnet und verkauft regionale und fair gehandelten Waren in Bioqualität aus großen Spendern, Gläsern oder anderen Gebinden. 220 Genossenschaftsmitglieder gibt es, alles im Geschäft läuft in erster Linie übers Ehrenamt. Rund 160 Stunden werden pro Monat unentgeltlich geleistet. Viel Idealismus im Sinne der Nachhaltigkeit, faktisch hatte sich das Team aber von Anfang an schwergetan. Zwar wurde die Filderstädter Bevölkerung immer wieder ermuntert, zum Einkaufen zu kommen, jedoch trifft auch Tante Filda eine allgemeine Skepsis und vor allem eine Klimamüdigkeit, die bundesweit um sich greift.
Durchschnittlicher Einkauf für 18 Euro
Hans Heubach bestätigt das. Bis heute sei der Laden vielen Menschen nicht bekannt, „zum Teil hält sich das Gerücht, dass wir teuer sind“, sagt Hans Heubach. Gleichzeitig seien die Betriebskosten gestiegen. Zwar begrüße man bei Tante Filda immer wieder Neukunden, die Menschen kauften jedoch zurückhaltend ein. 2024 habe die durchschnittliche Bonsumme 18 Euro betragen. „Da kann kein Laden existieren“, sagt Trunk.
Tante Filda ist mit derartigen Problemen nicht allein. Nach einem großen Hype, der noch vor Corona begann, schließen nun landauf, landab immer mehr Unverpacktläden. „Letztes Jahr haben wieder 100 zugemacht, im Jahr davor auch“, sagt Hans Heubach. Laut dem Statistikportal Statista wurden 2024 in Deutschland noch 235 Unverpacktläden beim Unverpackt-Verband gezählt, hinzu kommen noch Geschäfte, die nicht dort organisiert sind. Hans Heubach sähe hier auch die Politik in der Pflicht, Themen wie Nachhaltigkeit, Plastikvermeidung und Umweltschutz wieder mehr in den Fokus zu rücken. „Der Klimawandel, der wartet nicht“, sagt er.
Einer geringfügig beschäftigten Person wurde gekündigt
Tante Filda steht mit dem Rücken zur Wand. „Die Lage ist sehr kritisch“, sagt Helga Trunk. Hans Heubach nickt. „Rein die finanziellen Zahlen sprechen gegen uns“, bekennt er. Sollte man nicht rasch neue Einnahmequellen erschließen und die Kundenbasis deutlich erweitern, müsse man wohl Ende des Jahres die Reißleine ziehen – und den Laden schließen. Um das abzuwenden, sei man auf die Unterstützung der Bevölkerung und der lokalen Wirtschaft angewiesen.
Einer Person, die geringfügig beschäftigt gewesen sei, habe man kündigen müssen. Zudem habe man bei einzelnen Produkten die Preise erhöht. Das Team versuche weiter, bei Märkten und anderen Veranstaltungen in Filderstadt zu werben. Hans Heubach überlegt zudem, ob eine Umwandlung in eine gemeinnützige Genossenschaft denkbar wäre, um im Amtsblatt auf sich aufmerksam zu machen. Er betont: „Filderstadt braucht einen Unverpacktladen, das ist uns und unseren Kunden klar.“