Der angeklagte Räuber ließ seinen Verteidiger ein knappes Geständnis verlesen. Foto: dpa

Er hat ein Bubengesicht und sieht aus, als könne er kein Wässerchen trüben. Doch der 19-Jährige, der seit Mittwoch in Stuttgart vor Gericht steht, hat drei Tankstellen überfallen.

Stuttgart - Verteidiger Alexander Freiherr von Malsen-Waldkirch macht es kurz. „Mein Mandant legt ein vollumfängliches Geständnis ab.“ Der 19-Jährige, der vor der 2. Jugendstrafkammer des Landgerichts auf der Anklagebank sitzt, könne es sich selbst nicht erklären, wie es dazu gekommen sei. „Es tut ihm sehr leid“, so der Verteidiger. Das mit dem „erklären“ ist interessant. Denn der Zwei-Meter-Mann mit dem Milchbubengesicht hat gleich drei Überfälle auf Tankstellen in Stuttgart begangen.

Die kleine Serie nahm am 13. September vorigen Jahres ihren Anfang. Spät abends betrat ein großer, maskierter Mann den Verkaufsraum der Shell-Tankstelle an der Augsburger Straße in Obertürkheim. Er hielt dem Mitarbeiter eine schwarze Pistole vor die Nase und erbeutete rund 500 Euro. Der zweite Überfall fand am 7. Oktober 2017 statt. Dieses Mal hatte sich der Täter die Aral-Tankstelle bei der Schwabengarage an der Cannstatter Straße ausgeguckt. Gegen 3 Uhr wurde er dort vorstellig – mit der schwarzen Pistole, mit einer Kapuze über dem Kopf und einer Maske vor dem Gesicht. Der lange Bursche floh mit 1200 Euro.

in der Haft 20 Kilo abgenommen

Der dritte Überfall traf vier Wochen später erneut die Aral-Tankstelle an der Schwabengarage. Dieses Mal schüchterte der Mann das Personal nicht mehr mit der Schreckschusswaffe der Marke Beretta, sondern mit einer täuschend echt wirkenden Spielzeugpistole ein. Er ließ sich die Geldscheine aus der ersten Kasse geben und dirigierte die Mitarbeiterin dann zu Kasse Nummer zwei. Wieder nahm er die Banknoten entgegen und suchte das Weite. Der zweite Mitarbeiter hatte allerdings schon die Polizei alarmiert, die den Räuber kurze Zeit später nur wenige hundert Meter entfernt in einem Hinterhof an der Werastraße dingfest machen konnte.

Die Überfälle, juristisch als schwere räuberische Erpressungen klassifiziert, sind auf Videos der Überwachungskameras festgehalten. Darauf macht der Angeklagte einen ziemlich abgeklärten Eindruck. Sein Gesicht ist nicht zu erkennen, wohl aber seine Körpergröße.

Der in Stuttgart geborene junge Mann hat bisher offenbar noch nicht viel auf die Reihe gekriegt. Die Hauptschule musste er ohne Abschluss verlassen, weil er sich zu viele Fehlstunden geleistet hatte. Danach habe er mehr oder weniger nichts gemacht, sagt der junge Mann. Er sagt aber auch, dass ihn die Untersuchungshaft sehr beeindrucke. 20 Kilo habe er seit seiner Festnahme am 5. November 2017 abgenommen. Er denke viel darüber nach, was er für Mist gebaut habe. Der Prozess soll am 22. März fortgesetzt werden.