Die zwei Gesichter des Tamas Hajnal: In der Rückrunde der vergangenen Saison war er oben auf, nun ist er erstmal unten durch. Nicht das erste Auf-und-Ab in seinem Fußballerleben. Klicken Sie sich durch seine Karriere in Bildern. Foto: dpa/Baumann

Tamas Hajnal war ein Garant für den Klassenerhalt des VfB. Nun sitzt der Ungar auf der Bank.

Stuttgart - Er war einer der Garanten für den Aufschwung des VfB Stuttgart in der Rückrunde. Doch nun ist Tamas Hajnal plötzlich doch nicht mehr so unersetzlich. Der Spielmacher saß zuletzt auf der Bank - gibt aber noch lange nicht auf: "Damit gebe ich mich nicht zufrieden", sagt der ungarische Nationalspieler.

Eines kann man Tamas Hajnal nun wirklich nicht vorwerfen: dass er sich hängenlässt. Wer das dennoch tut, sollte mal beim Training des VfB vorbeischauen.

Hajnal hat sein Spiel verändert

Da fordert Co-Trainer Eddy Sözer zum Beispiel fünf Liegestütze von jedem, der das Tor nicht trifft. Und was macht Hajnal? Gehorcht nicht nur artig, sondern drückt sich bei jedem Liegestütz besonders stark ab, so dass die Hände für kurze Zeit den Boden verlassen. Oder später, als für die Profis der Roten das Training beendet ist: Da läuft Tamas Hajnal nicht in die Kabine, sondern zu Christos Papadopoulos, dem Konditionstrainer. "Wir haben noch an meiner Explosivität gearbeitet", erklärt der ungarische Spielmacher, der alle Optionen nutzt, um wieder das zu werden, was er im Grunde bis vor wenigen Tagen noch war: unersetzlich.

Wenn es um die Garanten für den Klassenverbleib der Roten in der vergangenen Saison geht, fällt der Name des Winter-Neuzugangs am häufigsten. Der VfB schien geradezu abhängig zu sein vom Spielwitz, von den Ideen, den Vorlagen und den Toren des Tamas Hajnal. Und jetzt? Wird all das plötzlich nicht mehr gebraucht?

Plötzlich jedenfalls ist der Ungar nicht mehr der Taktgeber im Spiel der Roten. Ganz im Gegenteil: Hajnal hat noch keine Partie 90 Minuten lang durchgespielt, in den letzten beiden Spielen gegen Hannover 96 und in Freiburg saß der kleine Techniker sogar nur auf der Bank, ehe er jeweils in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden ist. "Die letzte Genauigkeit und die letzte Zielstrebigkeit haben ihm zuletzt etwas gefehlt", sagt VfB-Trainer Bruno Labbadia. Dazu kommt, dass Hajnal sein Spiel verändert hat - und damit einen Fehler beging.

"Ich will Impulse setzen"

So zumindest sieht der 30-jährige Mittelfeldspieler das selbst und erklärt es folgendermaßen: In Zdravko Kuzmanovic und William Kvist habe der VfB in der Zentrale zwei Spieler, die sich viele Bälle weit hinten holen und nach vorn tragen. Hajnal zog daraus die Konsequenz, sich mehr nach vorn zu orientieren - doch plötzlich war es viel schwieriger, ihn anzuspielen. Folglich bekam er weniger Bälle, nahm sich selbst aus dem Spiel und konnte weniger Impulse setzen. Dazu kam, dass der VfB in den vergangenen zwei Spielen ohne Hajnal plötzlich an Effektivität zulegte. Und dass der Konkurrenzkampf härter ist als in der Rückrunde - zum Leidwesen des einst Unersetzlichen. "Christian Gentner hat eine tolle Vorbereitung hingelegt", sagt Labbadia über Hajnals derzeitigen Vertreter auf der Spielmacherposition, "Gente erkennt die Lücken, in die er stoßen muss, extrem gut."

Gentner hat, trotz - oder gerade wegen - der Pfiffe von den Fans die Rückendeckung des Trainerteams. Doch Tamas Hajnal hält den Druck hoch, sieht seine Chancen noch lange nicht gesunken. "Ich gebe mich mit meiner jetzigen Rolle natürlich nicht zufrieden", sagt er, "mein Ziel ist es, so schnell wie möglich wieder in der Mannschaft zu sein." Dafür schuftet er, dafür schiebt er die Sonderschichten, und dafür stehen die Chancen womöglich gar nicht so schlecht.

Denn erstens sind die Fähigkeiten, die Hajnal besitzt, nicht oft zu finden im Kader des VfB Stuttgart. Neben Timo Gebhart ist der Ungar in offensiven Eins-gegen-eins-Situationen der stärkste Mittelfeldspieler der Roten. Und zweitens macht ihm auch der Trainer Mut. "Ein Mann seiner Qualität wird zurückkommen, er wird wieder wichtig", sagt Labbadia und lobt die Einstellung Hajnals. Der Profi wiederum freut sich über die Rückmeldung der Trainer in den Einheiten - und auf seinen nächsten Einsatz. "Ich will Impulse setzen", sagt Tamas Hajnal. Am liebsten von der ersten Minute an.