Der Fahrradbeauftragte Claus Köhnlein (links) und Jürgen Mutz vom Tiefbauamt sind sich im Grunde einig: Der neue Radweg ist insgesamt eine gute Sache. Foto: Nina Ayerle

Am neuen Radweg entlang der Böblinger Straße scheiden sich die Geister. Vor allem die scharfe Verbindungskurve zwischen altem Weg und neuem Teilstück auf der Höhe von Heslach Vogelrain steht in der Kritik.

S-Süd - Die einen halten ihn für den größten Schildbürgerstreich, den sich der Stuttgarter Gemeinderat je einfallen lassen hat. Andere freuen sich, dass sich die Landeshauptstadt endlich um bessere Bedingungen für Radfahrer kümmert. Etwa 400 000 Euro kostete der Rückbau der Böblinger Straße und die Errichtung des neuen Teilstücks der Hauptradroute eins zwischen Kaltental und Heslach.

Kritik gibt es nicht nur an den Kosten des Projekts, sondern auch an der Ausgestaltung des Radwegs, der in beide Fahrtrichtungen befahrbar ist. Vor allem die Überleitung des neuen Teilstücks auf die alte Strecke stößt auf Kritik. Auf Höhe der Haltestelle Vogelrain werden die Strecken über zwei scharfe 90-Grad-Kurven verbunden. „Da können wir doch darauf warten, dass die ersten Radfahrer mit entgegenkommenden Radlern zusammenkrachen“, kritisiert eine Leserin die Streckenführung im Internet. Geschuldet ist die scharfe Kurve der Tatsache, dass man dort weder Ampel noch den Baum versetzen wollte.

Kaum fertig, stehen erste Anpassungen bevor

Bei einem Vor-Ort-Treffen mit dem Fahrradbeauftragten Claus Köhnlein und Jürgen Mutz, Leiter der Bauabteilung Mitte und Nord beim Tiefbauamt, zeigte sich beim Abfahren der Strecke mit dem Fahrrad, dass an dieser Stelle tatsächlich die Situation unübersichtlich ist. Das hatten auch schon verschiedene Stadträte gegenüber der Verwaltung angemerkt. Inzwischen hat dies die Stadt ebenfalls erkannt und bessert nach. „Es hat sich gezeigt, dass weitere Anpassungen notwendig sind“, sagte Köhnlein. So werde die Ampel an dieser Stelle versetzt und das Gebüsch weiter zurückgeschnitten, um eine bessere Sicht zu ermöglichen, erklärt er.

Auf Nachfrage bestätigte auch Jochen Hutt, der Leiter der Abteilung Straße und Verkehr beim Tiefbauamt: „Nach der Inbetriebnahme haben wir erkannt, dass dies eine gefährliche Situation ist.“ Das Ziel sei nun eine gefälligere Ausrundung an dieser Ecke, damit der Bereich übersichtlich bleibe, sagte Hutt. Dies werde schnellstmöglich passieren. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“ Inwieweit durch diese Arbeiten weitere Kosten entstehen, kann er noch nicht sagen: „Die Ampelanlagen an dieser Stelle und am Überweg müssen ohnehin ausgetauscht werden. Wir machen dies in einem Aufwasch“, sagte Hutt.

Sicherer bei Dunkelheit unterwegs

Trotz dieser Kurve sehen sowohl Mutz als auch Köhnlein den neuen Radweg als Verbesserung. Der Fahrradbeauftragte Köhnlein betonte vor allem, dass Radler nun auf der kompletten Hauptradroute eins von Vaihingen bis hinter Bad Cannstatt zügig vorankämen. „Radfahrer und Fußgänger sind nun getrennt“, sagte er. Zumindest auf dem neuen Teilstück ist das der Fall. Auf dem Teilstück bis zur Überleitung hinter der Tankstelle am Ortseingang von Heslach teilen sich weiterhin Fahrradfahrer und Fußgänger den Weg.

Jürgen Mutz wies zudem darauf hin, dass die neue Strecke entlang der Fahrbahn bei Dunkelheit sicherer für die Fahrradfahrer sei, weil sie durch die Straßenlaternen beleuchtet sei. An der bestehenden Route gebe es keine Beleuchtung. Auch den Radweg als Zweirichtungsweg zu bauen, verteidigen die beiden Herren. Es gebe noch einen weiteren solchen Radweg in Münster, der vor Kurzem nach dem gleichen System gebaut wurde, sagte Mutz. „Auch dort gab es anfangs viele Diskussionen. Inzwischen hat er sich bewährt“, ergänzte er.

Wie stark das neue Teilstück des Tallängswegs im Süden künftig genutzt wird, soll über eine Fahrrad-Zählstelle gemessen werden. Falls die Zahlen ernüchternd sind, will die Stadt nochmals nachbessern.