Die 66-Jährige Brigitte Weiler aus Herrenberg setzte sich mit ihrer Hilfsorganisation in Afghanistan für arme Menschen ein. Foto: Cabilla

Unter den Menschen, die bei dem Taliban-Angriff in der Nacht zum Sonntag in Kabul getötet worden sind, ist auch eine 66-Jährige aus Herrenberg. Jahrzehntelang arbeitete sie als Entwicklungshelferin in Afghanistan.

Herrenberg - Bei der in Kabul ums Leben gekommenen deutschen Entwicklungshelferin handelt es sich um Brigitte Weiler vom Verein Cabilla aus Herrenberg (Kreis Böblingen). Dies bestätigte Friedhelm Krämer von der Lux-Stiftung Remscheid, die die Helferin in den vergangenen Jahren finanziell unterstützt hatte, auf Anfrage unserer Zeitung. „Ich habe Brigitte Weiler heute Morgen einen Anruf von der Kriminalpolizei in Braunschweig erhalten, die mir den Tod von Frau Weiler mitgeteilt hat. Die Polizei war von der deutschen Botschaft in Kabul informiert worden“, sagte Krämer. „Ich bin geschockt. Frau Weiler stand erst am Anfang ihrer mehrwöchigen Reise.“

Helferin war bei Exkursionen immer auf Sicherheit bedacht

Seit 2010 habe seine Stiftung Weiler unterstützt, die mehr oder minder als Einzelkämpferin unterwegs war. Das Jahr über sammelte die Krankenschwester und Schiffsoffizierin, die im Herrenberger Stadtteil Oberjesingen lebte, Geld. Zumeist Anfang jedes Jahres reiste sie nach Afghanistan. Dort kaufte sie vor Ort warme Winterkleidung und Schulmaterialien, die sie in kleinen Bergdörfern im 3000 Meter hohen Gebirge nördlich von Kabul an bedürftige Familien verteilte. Zudem versorgte sie eine kleine Klinik mit Medikamenten und stieß immer wieder kleine Projekte an: die Anschaffung eines Wassertanks für die Schule oder der Kauf eines Herdes für eine Schulküche. Immer wieder berichtete sie unserer Zeitung von ihren Aktionen. Bei ihren Exkursionen war sie stets auf Sicherheit bedacht, versichert Friedhelm Krämer von der Lux-Stiftung. „Frau Weiler war stets mit örtlichen Leibwächtern unterwegs.“

Bis kurz vor ihrem Tod führte sie einen Blog

Georg Taubmann, Chef der Hilfsorganisation Shelter Now, der mit Cabilla zusammengearbeitet hat, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Sie war eine sehr mutige Frau.“ Am Sonntag noch hätte Weiler zusammen mit Shelter Now deren Taubstummenprojekt besuchen sollen. Die Helferin war vor etwa einer Woche in Kabul angekommen. Dass sie im großen Intercontinental-Hotel wohnte, das Samstagnacht von Talibankämpfern angegriffen wurde, sei ungewöhnlich gewesen, so Taubmann. Sie habe sonst in bescheidenen Gästehäusern oder bei Freunden gewohnt.

Mit Shelter Now habe sie zuletzt eine von einer Lawine zerstörte Schule aufgebaut. Ihr Blog gibt einen Einblick in die kleinen Hilfsprojekte. In einem der letzten Einträge schrieb sie: „Wir konnten 2200 arme Kinder in verschiedenen Gebirgsdörfern mit Schulmaterial und Winterkleidung versorgen. Zehn Witwen bekamen je 80 Meter Stoff und eine Nähmaschine. Sie kamen uns mit Eseln entgegen, weil es weit oben keine Straßen mehr gibt (. . .) Familie Hamid bekam auch 100 Meter Stoff, damit sie Kleidung nähen und verkaufen kann. Letztes Jahr bekam die Familie von uns vier Hühner, die bald wieder Eier legen werden.“ Die afghanischen Behörden bezifferten die Anzahl der Todesopfer nach einem 17 Stunden währenden Taliban-Angriff zuletzt auf 20.