Emma Tiger Schweiger hat zum vierten Mal mit Papa Til Schweiger gedreht. In "Kokowääh" darf sie erstmals eine Hauptrolle spielen Foto: Warner

Nicht immer eine gute Idee: Kinder von Schauspielern oder Regisseuren vor der Kamera.

Stuttgart - Wenn stolze Eltern Kindereien ihres Nachwuchses mit Talent verwechseln, darf man ihnen das nicht übelnehmen. Schlimm wird's nur, wenn Papa oder Mama große Nummern im Filmgeschäft sind und keiner sich traut, ihnen zu sagen, dass ihre Sprösslinge vielleicht doch unbegabt sind.

"Ich muss was frühstücken, sonst kann ich mich in der Schule nicht konzentrieren", sagt das Mädchen mit dem putzigen Pferdeschwanz und zieht eine Schnute. "Magst du Schokopops?", fragt ihr Papa. "Jaaa!", seufzt sie. "Habe ich aber nicht da", sagt er und zieht ebenfalls eine Schnute. Die Ähnlichkeit zwischen beiden ist unverkennbar. Und vielleicht wird aus Emma Tiger Schweiger, die im Oktober acht Jahre alt geworden ist, ja wirklich mal eine richtige Schauspielerin, die sogar besser spielt als Vater Til. Im Moment ist sie aber nur ein süßes Mädchen mit ulkiger Zahnlücke, das in dem Film "Kokowääh" artig auswendig gelernte Sätze in die Kamera sagt und dabei immer ein bisschen zu viel mit dem Kopf wackelt.

Papa sieht das natürlich anders und ist stolz: "Emma war hochprofessionell", hat er in einem Interview gesagt, "und hat ihre Szenen immer verstanden." Das habe sie vielen erwachsenen Schauspieler voraus. Die naive Weltsicht, die Schweiger als Schauspieler, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor in "Keinohrhasen", "Zweiohrküken" und nun "Kokowääh" vorführt, ist wahrscheinlich für Kinder wirklich leichter nachzuvollziehen als für Erwachsene. Und eigentlich variiert ja "Kokowääh" auch nur "Keinohrhasen", in dem Emma als Fünfjährige ihr Filmdebüt gab: Wieder geht es um einen beziehungsunfähigen Mann, der durch Kinder zum besseren Menschen wird. Vor allem aber inszeniert sich Schweiger einmal mehr als Superdaddy. "Du bist ja so cool!", lässt er seine Tochter sagen.

Til Schweiger hat schon alle seine Kinder - Valentin (15), Luna (14), Lilli (12) und Emma (8) - vor die Kamera gezerrt und ist von ihrem Talent überzeugt. Als Filmemacher ist er da kein Einzelfall. Filmbesetzungslisten sind voller Namen von Schauspielerkindern, die tatsächlich oft eine gewisse Begabung geerbt haben: von Ingrid Bergmans Tochter Isabella Rossellini bis Ulrich Mühes Tochter Anna Maria Mühe. Kiefer Sutherland, Michael Douglas, Charlie Sheen und Ben Stiller sind inzwischen mindestens genauso etabliert wie früher ihre Väter Douglas Sutherland, Kirk Douglas, Martin Sheen oder Jerry Stiller.

Doch manchmal liegen Eltern in ihrem Stolz und Ehrgeiz gründlich daneben. Das bekam Sofia Coppola zu spüren, die als Teenager in Francis Ford Coppolas "Der Pate III" mitspielte: "Das war eine furchtbare Erfahrung, die Verrisse waren wirklich verletzend", sagte die Regisseurin ("Somewhere") später in einem Interview, "dabei habe ich nur mitgespielt, um meiner Familie auszuhelfen." Rumer Willis, der Tochter von Bruce Willis und Demi Moore, fehlt bisher aber die Einsicht, dass die Schauspielerei nichts für sie ist. Talentfrei irrt die 22-Jährige durch Fernsehserien und trashige Horrorstreifen. Und Uwe Ochsenknechts Söhne Wilson Gonzales und Jimi Blue Ochsenknecht drehen zwar wie wild und machen wie Papa auch noch Musik, sind aber bisher nirgends durch Begabung aufgefallen.

Vermutungen, dass Mama oder Papa ihre Beziehungen spielen lassen, um ihre Sprösslinge beim Film unterzubringen, werden selbstverständlich von allen Seiten entschieden zurückgewiesen. Etwa als Luna Schweiger in "Phantomschmerz" eine Hauptrolle bekam. "Es war die Idee des Regisseurs, Luna zu casten, nicht meine", behauptete Til Schweiger daraufhin, "sie hat sich im Casting durchgesetzt und allen am besten gefallen." Angesichts der Tatsache, dass die andere Hauptrolle in dem Film bereits mit Til Schweiger besetzt war, muss man das nicht unbedingt glauben.

Luna und Emma haben ebenso wie ihr großer Bruder Valentin schon viermal mit Papa vor der Kamera Schauspielen geübt. Nur Lilly macht beim Heile-Welt-Familientheater ihres Vaters nicht mehr mit: Nach einem Gastspiel in "Keinohrhasen" hat sie verkündet, dass sie künftig lieber ein privates Leben führen möchte.