Unsere VfB-Taktiktafel analysiert das aktuelle Spiel des Clubs mit dem Brustring. Foto: Jonas Bischofberger

Unser Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert hier die Partie des VfB Stuttgart gegen Eintracht Braunschweig und präsentiert uns die taktischen Stärken und Schwächen der beiden Teams.

Stuttgart - Mit Ruhe und Geduld kontrolliert der VfB zumindest eine Hälfte der Partie gegen Eintracht Braunschweig. Dennoch übertüncht die sehr gute Chancenverwertung die eine oder andere taktische Ungereimtheit.

  • Stuttgart mit Lücken im zentralen Mittelfeld
  • Das Braunschweiger 5-3-2 funktioniert gut und lässt dann nach
  • Lieberknechts offensive Wechsel drängen den VfB zurück

In seinem zweiten Spiel als Interimstrainer setzte Olaf Janßen nicht mehr auf das 4-4-2 der Vorwoche, sondern entschied sich für die 4-1-4-1-Grundordnung, auf die er schon gegen Kaiserslautern in der zweiten Halbzeit zurückgegriffen hatte. Die Spieler genossen dabei recht viele Freiheiten. Maxim etwa rückte einige Male weit ins Zentrum ein, hielt aber in anderen Situationen konsequent die Seitenline. Özcan pendelte horizontal sehr viel, während Gentner seine Vorstöße einbrachte. Hosogai ließ sich oft fallen und organisierte gemeinsam mit den Innenverteidigern den Spielaufbau. Die Außenverteidiger spielten recht eng und überließen den Flügel eher ihren Vorderleuten.

Dieser Bewegungsreichtum und die individuell sehr großen Aktionsradien sorgten beim VfB einerseits für ein aktives und bemühtes Offensivspiel, andererseits aber auch für eine gewisse Unordnung. Das war eine Hauptursache für das stockende Spiel im letzten Drittel. Selten einmal fanden mehrere Spieler mit dem richtigen Timing und den richtigen Läufen zusammen. Die spielerischen Ansätze durchs Zentrum wirkten abgehackt und wenig harmonisch. Noch augenfälliger wurde dieses Problem in den Aufbausituationen, wenn Hosogai sich fallen ließ. Zwischen dem Japaner und der hoch stehenden Angriffsreihe ging immer wieder ein großes Loch auf, dass weder Gentner noch Özcan oder der auf der linken Seite beschäftigte Maxim zuverlässig schließen konnte.

Braunschweigs 5-3-2-Pressing

Lieberknechts Braunschweiger verteidigten das in einer 5-3-2-Formation. Dabei positionierten sich die beiden Spitzen versetzt vor dem Mittelfelddreieck. Zusätzlich bewegte sich Onel Hernandez etwas tiefer als Kumbela. Diese tiefere Positionierung ging teilweise in eine Manndeckung auf Hosogai über. Mit dieser Formation konnte Braunschweig gut Druck machen und gleichzeitig dank der Fünferkette in letzter Linie stabil bleiben. Bei Pässen des VfB auf die Außenverteidiger rückte entweder der ballnahe Achter oder ein Stürmer aggressiv nach und versuchte, den Gegenspieler zu isolieren. Gerade am Anfang klappte dieser Mechanismus sehr gut und versorgte die Braunschweiger mit Ballgewinnen. Mit fortschreitender Spieldauer ließ die Intensität jedoch etwas nach und die ersten zwei Pressinglinien konnten zu fünft nicht mehr entscheidend Druck ausüben.

Der Zusammenhalt von Braunschweigs Mittelfeld- und Angriffsreihe gegen den Ball wurde schwächer. Das öffnete Raum für Hosogai und die situativ eng positionierten Außenverteidiger. Der VfB visierte nun vor allem Lücken im Zentrum an, da die Flügel durch die Fünferkette gut abgedeckt waren. Mit nur drei Mittelfeldspielern, die zudem recht weit auf die Seite mit verschoben, öffneten sich hier zwangsläufig Räume für den VfB. Nachdem diese Hürde genommen war, fiel es den Stuttgartern jedoch schwer, auch die Abwehrreihe des Gegners zu knacken. Die Offensive harmonierte nicht gut genug. Teilweise fehlte es auch schlicht an Präsenz, um die Fünferkette besser auseinanderzuziehen.

Lieberknecht stellt um

Angesichts des Rückstandes löste Lieberknecht die Fünferkette zur Pause auf. Mit Nymann kam ein weiterer Stürmer für den Abwehrspieler Valsvik. Statt 5-3-2 spielten sie nun ein recht klassisches 4-4-2, das vor allem Wucht über die Flügel erzeugen sollte. Gegen das mit der Führung im Rücken eher zurückhaltend interpretierte 4-1-4-1 des VfB rissen die Braunschweiger so das Spiel direkt an sich. Wie schon gegen Kaiserslautern waren die Räume im Mittelfeld neben Hosogai ein Schwachpunkt und der VfB wurde durch die Präsenz des Gegners nach hinten gedrängt. Die letzte Linie blieb dadurch zwar stabil, aber man kam in einigen Phasen nicht mehr hinten raus. Das 2:0, welches erneut fast aus dem Nichts fiel, spielte dem VfB bei seinem Vorhaben natürlich extrem in die Karten. Dank Langerak und etwas Glück verteidigte der VfB seinen Vorsprung auch nach weiteren offensiven Wechseln von Lieberknecht und holt drei wichtige Punkte im Aufstiegsrennen.

Fazit

Olaf Janßen kann auf gelungene zwei Spiele zurückblicken, in denen er der Mannschaft jeweils eine sinnvolle Marschroute an die Hand hab. Während gegen Kaiserslautern noch Flügelangriffe das Mittel der Wahl waren, machte er die Lücken bei Eintracht Braunschweig eher im Zentrum aus. Seine Maßnahmen reichten zwar nicht, um gegen den Tabellenführer absolut überlegen aufzutreten, aber dank eines effizienten Umgangs mit den eigenen Chancen reichte das, um ein ausgeglichenes Spiel zu den eigenen Gunsten zu entscheiden.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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