Olaf Janßen stellt das Team des VfB Stuttgart um und sein Plan geht auf. Mit seiner Taktik gewinnt er gegen Kaiserslautern, die schwach in die Saison gestartet sind.
Stuttgart - Olaf Janßen entschied sich in seinem ersten Spiel als Interimscoach für einen Formationswechsel beim VfB Stuttgart. Anstelle der 4-2-3-1/4-1-4-1-Mischung, die Jos Luhukay bevorzugt hatte, trat ein klassisches 4-4-2 mit dem Sturmduo Terodde und Asano vorne an. Aus dieser Grundordnung heraus versuchte man gegen Kaiserslautern kraftvolle Angriffe über die Flügel zu spielen. Besonders die linke Seite mit Maxim und Insua wurde gesucht.
Auch im Ballbesitzspiel startete Lautern ordentlich. Der VfB arbeitete gegen den Ball an der Grenze zwischen Mittelfeld- und Angriffspressing. Sprich: Man rückte selten bis zum Torwart auf, wie es Kaiserslautern tat, sondern startete etwas tiefer, um dann in bestimmten Situationen kollektiv anzulaufen.
Stuttgarts Flügelspieler rückten dann auf, während beide Stürmer intensiv auf die Seite schoben. Einer von ihnen stellte den Passweg auf den ballnahen Innenverteidiger zu, der andere deckte den unterstützenden Alexander Ring. Diese „Pressingschübe“ wurden äußerst aggressiv und konsequent aufgezogen. Lautern sollte damit zu hektischem Vorwärtsspiel über die Flügel gezwungen werden.
Stuttgart kommt über links
Das funktionierte allerdings nicht von Anfang an. Mit Pässen auf den ballfernen Innenverteidiger konnten sich die FCK-Außenverteidiger einige Male problemlos aus der Umklammerung lösen. Anschließend musste der VfB wieder in seine Grundordnung zurückfinden und ließ dabei Lücken. So konnte Halfar in einer Szene von halblinks den Raum hinter Gentner bespielen und eine gute Chance einleiten. Allerdings hatte der FCK beim Ausspielen seiner Angriffe enorme Probleme. Oft rückten zu viele Spieler zu früh nach vorne, anstatt sich erst einmal in den Freiräumen anzubieten, die das Stuttgarter Mittelfeld hinterließ. Das sorgte nicht nur dafür, dass die Lauterer ihre Spielzüge nicht zu Ende gespielt bekamen, sondern hatte auch zur Folge, dass nach Ballverlusten nicht mehr genügend Spieler hinter dem Ball waren, um Konter zu verhindern. Die Verletzung ihres Schlüsselspielers Daniel Halfar verschärfte diese Problematik weiter.
Zudem arbeitete sich der VfB mit der Zeit besser nach vorn. Die Mittelfeldraute des Gegners ließ die Flügel bewusst etwas offen. So konnten sich die Gäste in ungeordneten Situationen immer wieder auf die Seite lösen. Insua zeigte im Anschluss ein exzellentes Timing bei seinen Vorstößen und sorgte für viel Zug über die linke Seite. Dort kombinierte er oft mit Maxim, zudem halfen Asano, Hosogai und Gentner mit unterstützenden Läufen. Diese kraftvollen Flügelangriffe erwiesen sich zusammen mit der hohen Grundaggressivität gegen die intensiv auftretenden, aber noch wenig gefestigten Lauterer als effektive Mittel. Die Vorteile, die Janßens konsequentes, aber auch lückenhaftes Pressing einbrachten, überwogen in einigen Phasen deutlich das Risiko und bescherten dem VfB immer wieder leichtes Oberwasser.
Gastgeber zeigt taktische Probleme
Das erste und einzige Tor dieser Partie fasste die taktischen Probleme der Gastgeber noch einmal schön zusammen. Marlon Frey verlor den Ball auf dem rechten Flügel, weil die Lauterer alle nach vorn gelaufen waren und dem jungen Sechser keinerlei Anspielstationen boten. Anschließend rollte der Stuttgarter Konter über den entblößten Flügel und Insua schlug die Flanke auf Terodde, der nur noch einnicken musste.
Janßen hatte außerdem zur Pause von 4-4-2 auf 4-1-4-1 umgestellt. Auf den Flügeln agierten nun Großkreutz und Asano, die mehr in die Mitte gingen als zuvor Maxim und Werner. Der VfB versuchte nun, dynamischer die Außen zu bespielen. Defensiv zog man sich dagegen immer mehr zurück. Mit nur einer statt zwei Pressingspitzen konnten die Aufbauspieler des FCK ohnehin nicht mehr so gut unter Druck gesetzt werden. Stuttgarts Lücken wurden aber trotz des zusätzlichen Mittelfeldspielers nicht kleiner. Gerade in die Halbräume neben Hosogai kam Kaiserslautern immer wieder mal rein. Auch diagonale Dribblings des Ex-Stuttgarters Philipp Mwene gab es vermehrt im Lauterer Aufbauspiel zu sehen.
Korkut reagierte auf den Rückstand und das passivere Pressing des VfB mit einer Umstellung auf 4-3-3, wobei der eingewechselte Zoua den rechten Flügel übernahm. Die beiden Achter positionierten sich nun sehr hoch und überließen den Spielaufbau der Abwehrreihe sowie dem Sechser. Mit der dadurch erzeugten Offensivpräsenz konnte Kaiserslautern auch mal die Brechstange auspacken und hatte nach Ballgewinn mehr Anspielstationen. Auf der anderen Seite verteidigten sie praktisch nur noch zu siebt um den eigenen Strafraum herum - Risiko, das man eben geht, wenn man 0:1 zurück liegt. Trotz einiger Abschlüsse auf beiden Seiten, änderte sich am Spielstand jedoch nichts mehr.
Fazit
Es war ein offensiv geführtes Spiel, in dem beide Trainer ihre Ideen einbrachten und sinnvolle Umstellungen vornahmen. Der VfB war gut auf Lauterns Schwächen eingestellt, nutzte effektiv die Räume auf den Flügeln und setzte der geringen Stabilität des Gegners eine gute und konsequente Aggressivität entgegen. Etwas anderes hätte auch verwundert, wenn man bedenkt, dass Janßen schon als Co-Trainer offenbar hauptsächlich für die Spielbeobachtung zuständig war. Ebenso wenig überrascht es, dass aufgrund der kaum vorhandenen Vorbereitungszeit im taktischen Detail nicht alles gepasst hat.
Auch FCK-Trainer Korkut hatte einen Plan. Mit Halfar als linken Halbspieler Lücken hinter Gentner bespielen, den schnellen Osawe in Laufduelle gegen Sunjic schicken und mit hohem Pressing den alles andere als hochklassigen VfB-Aufbau stören. Das gelang ihnen auch teilweise, doch Halfars Verletzung und große Probleme im Ausspielen ihrer Angriffe verhinderten zählbaren Erfolg. Im Moment misslingt den Lauterern der Spagat zwischen Intensität und Souveränität. Wenn sie diese Balance besser hinbekommen, können sie jedoch ein deutlich gefährlicherer Gegner werden als viele andere Mannschaften in der zweiten Liga.