Blogger Jonas Bischofberger analysiert die Partien des VfB Stuttgart. Foto: Shutterstock/STZN

Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert die VfB-Partie gegen Würzburg und erklärt, warum Stuttgart geschwächelt hat.

Würzburg - Zum Saisonabschluss beschreitet der VfB Stuttgart taktisch noch einmal neue Wege, kann aber gegen besser eingespielte und flexiblere Würzburger wenig ausrichten.

• suboptimale Mané-Rolle und tiefe Sechser sorgen für Zweiteilung

• Würzburg spielt den flexibleren Fußball

• Wolfs Umstellung auf 4-1-4-1 bringt offensiv nur leichte Besserung und schwächt die Defensive

Die Aufstellung, mit der der VfB ins Spiel startete, beinhaltete zwei größere Überraschungen: Zum einen bildeten Pavard und Hosogai zum ersten Mal gemeinsam die Doppelsechs, während Christian Gentner leicht angeschlagen draußen saß. Davor spielte Carlos Mané auf der Zehn, weshalb Maxim erneut auf Linksaußen ausweichen musste. Vor allem letztere Maßnahme wollte nicht so recht greifen, doch die Probleme des VfB gingen über die suboptimale Rollenverteilung hinaus.

Stuttgart erneut zweigeteilt

Der gelernter Flügelspieler Mané bewegte sich nicht aktiv genug zum Ball und zu den Mitspielern, daher konnte er über das ganze Spiel hinweg nur wenig Präsenz entwickeln. Da die Sechser zudem sehr tief spielten, fehlten den Stuttgartern die Verbindungen durchs offensive Mittelfeld. So bildete sich auch die VfB-typische Zweiteilung zwischen Aufbauspielern und Offensivreihe. Angriffe mussten ohne Optionen für kurze Rückpässe und Verlagerungen ruckartig durchgespielt werden und gerieten immer wieder ins Stocken. Das eigentlich gute Aufbauspiel des VfB konnte daher kaum in Chancen umgemünzt werden.

Würzburg aktiv und flexibel

Hollerbachs Würzburger hingegen machten einen überaus organischen und eingespielten Eindruck. Gegen den Ball formierten sie sich in einem flexibel interpretierten, kompakten und aggressiven 4-4-2. Meist rückte einer der Sechser auf Pavard oder Hosogai heraus, während die beiden Spitzen versuchten, den VfB nach außen zu leiten. Manchmal schob Daghfous noch mit ins Zentrum und übernahm den übrig gebliebenen Sechser. Zusammengehalten wurde das ganze vom exzellent pressenden Tobias Schröck.

Das Würzburger Offensivspiel überzeugte ebenfalls. In hohen Zonen stellten sie viel Präsenz in Ballnähe her, indem Daghfous einrückte, einer der Sechser nachschob und Schröck sich ausweichend dazu gesellte. Ihre Angriffe spielten sie häufig mit direkten Weiterleitungen aus, um ihre guten Dribbler Daghfous, Rama und Soriano mit Dynamik ins Spiel zu bringen. Dabei zeigte Würzburg im Kollektiv ein gutes Gefühl für die Strukturen und Abläufe, sodass sie auch enge Situationen gewinnbringend auflösen konnten.

Mehr Wucht und wenig Absicherung nach der Pause

Als Reaktion auf den Rückstand, wechselte Hannes Wolf zur zweiten Hälfte doppelt, indem er Zimmermann und Zimmer für Maxim und Hosogai brachte. Auch das System stellte er um, aus dem 4-2-3-1 wurde ein 4-1-4-1 mit Zimmermann als rechtem und Mané als linkem Achter. Das Verbindungsproblem zwischen Defensive und Offensive wurde dadurch aber nur wenig besser, insbesondere die Sechser und Achtern hatten zu wenig Kontakt zueinander. Für mehr Wucht sorgte erst die Einwechslung von Gentner, durch die auch Mané auf seine angestammte Position zurück durfte.

Ein großes Problem des 4-1-4-1 war jedoch, dass der VfB mit nur einem statt zwei Sechsern, sowie durch das verstärkte Aufrücken, anfälliger für lange Bälle des Gegners wurde. Je näher das Spielende rückte, desto mehr Konter musste der VfB hinnehmen. Die Schlussoffensive war nicht mehr ausreichend abgesichert und Würzburg machte bereits 10 Minuten vor Schluss den Deckel drauf.

Fazit: Keine Mittel gegen einen starken Gegner

Die Mannschaft von Bernd Hollerbach zeigte, warum sie die Überraschungsmannschaft dieser Saison ist. Mit sehr gutem Pressing und einem harmonischen Angriffsvortrag konnten sie einen schlecht aufgelegten VfB verdient schlagen. Dieser offenbarte, diesmal auch bedingt durch die unpassende Mané-Rolle, seine bekannten Verbindungsprobleme im Zentrum. Die Wintervorbereitung wird zeigen, ob der VfB es schaffen kann, diese zu überwinden.