Blogger Jonas Bischofberger analysiert die Partien des VfB Stuttgart. Foto: Shutterstock/STZN

Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert die VfB-Partie gegen Hannover 96 und erklärt, warum Stuttgarts Spiel noch viel Luft nach oben hat.

Stuttgart - Im Duell der direkten Verfolger gewinnt die Mannschaft, die den Gegner weiter vom eigenen Tor weghalten kann.

 

•Stuttgart im 5-4-1 zu passiv

•Karaman öffnet Räume für Harnik

•Beide Teams mit ausbaufähiger Abseitsfalle

VfB bekommt mehr Zugriff nach Umstellung auf Viererkette

Erneut entschied sich Hannes Wolf für eine veränderte Formation, um auf die Eigenheiten des Gegners zu reagieren. Im Vergleich zu einigen früheren Anpassungen von ihm ging sie dieses Mal aber weniger gut auf. Die Idee war vermutlich, dass man mit der Fünferkette einen Mann mehr in der Abwehr haben wollte, der sich gegen Hannovers wuchtige Offensive stemmen kann. Außerdem können die Verteidiger zurückfallende Bewegungen aus der Angriffsreihe aggressiv verfolgen, und haben immer noch eine Viererkette als Absicherung hinter sich.

Kein Druck auf Hannovers Aufbauspiel

Ein großes Problem war allerdings, dass es den übrigen Spielern nicht gelang ausreichend Druck auf Hannovers Aufbauspiel auszuüben. Am Anfang machte Terodde als einsame Pressingspitze noch viele Meter und die Flügelspieler rückten auf die Innenverteidiger von 96 durch. Doch in der Folge kam es zu Schwierigkeiten mit Hannovers doppelter Flügelbesetzung – vor allem Großkreutz geriet infolge von Manés Aufrücken leicht in Unterzahl gegen Prib und Klaus.

Deswegen und auch durch den frühen Führungstreffer wurden diese Pressingbemühungen nach etwa zehn Minuten eingestellt und der VfB ließ sich in ein passives 5-4-1 fallen. Es gab kaum noch herausrückende Läufe im Mittelfeld und Hannover konnte immer wieder ungestört aufbauen. Insbesondere auf Hannovers halbrechter Seite vor dem tiefer stehenden Zimmermann durften Schmiedebach und Anton schalten und walten.

Beide Abwehrketten mit Problemen

Darüber hinaus stand die Fünferkette des VfB alles andere als stabil. Zurückfallende Bewegungen, vor allem von Karaman, wurden eng verfolgt, sodass die Abwehr sich ständig neu orientieren musste. Außerdem versuchte man aggressiv auf Abseits zu spielen, was in dieser improvisierten Umgebung nicht gut funktionierte. Kurzum: Zum fehlenden Druck auf den Ball kam auch noch Unordnung in der Abwehrreihe. Das war perfektes Terrain für Martin Harnik, der immer wieder in geöffnete Räume hineinstieß und mehr als einmal frei vor Langerak auftauchte.

Stuttgarts Spiel bleibt zerfahren

Umgekehrt verfolgte der VfB einen recht ähnlichen Ansatz: In Ballbesitz rückten Mané, Asano und Gentner in die Spitze auf und machten sich für den Pass hinter die Abwehr anspielbar. Da man so tief stand, bekam Stuttgart aber seltener die Möglichkeit zu solchen Bällen als der Gegner. Vereinzelt gab es dagegen gute Möglichkeiten per Konter, etwa wenn Salif Sané mit strategisch ungünstigen Pässen seine Mitspieler in Not brachte. Hannovers Abwehr versuchte dann, ähnlich wie der VfB, auf Abseits zu spielen, was ebenso regelmäßig nicht gut ging.

Umstellung auf 4-2-3-1 sorgt für wilde zweite Hälfte

Wie erwartet reagierte Wolf auf die Probleme seiner Mannschaft und löste die Fünferkette nach der Pause auf. Pavard ging ins zentrale Mittelfeld neben Zimmermann, während Gentner eine Position nach vorne ging. Es entstand ein 4-2-3-1, das für mehr Zugriff im Pressing sorgte, aber in den Abläufen instabil war. So ergab sich nach Wiederanpfiff eine wilde, umschaltlastige Partie mit vielen offenen Räumen bei beiden Mannschaften.

Im weiteren Spielverlauf stabilisierten sich die Stuttgarter etwas, vor allem da die Raumaufteilung im 4-2-3-1 nach der Einwechslung von Özcan als klarem Zehner schärfer wurde. Das Spiel blieb aber weiterhin zerfahren und improvisiert, wobei der VfB mittlerweile durch einige Kontersituationen etwas gefährlicher wirkte als Hannover. Das Siegtor für die Gäste kurz vor Schluss war somit doppelt unglücklich.

Fazit: Stuttgart fehlen die Pressing-Abläufe

Im Nachhinein erweist sich Wolfs 5-4-1 als die falsche Wahl, wobei das nicht unbedingt an der Formation lag, sondern daran, dass die Abläufe im Pressing fehlten, um auch mit einem Spieler weniger effizient Druck zu machen. Das 4-2-3-1 klappte dementsprechend etwas besser, glänzte aber auch nicht gerade mit optimaler Kompaktheit und Kohärenz. So oder so gibt es im Spiel gegen den Ball noch viel Luft nach oben.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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