Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert die VfB-Partie gegen Erzgebirge Aue. Foto: StZN

Mit welchem Kniff der VfB Stuttgart das Auer Angriffsspiel effizient unterband analysiert Taktikblogger Jonas Bischofberger.

Stuttgart - Zum Endspurt der Saison zeigte der VfB gegen den Ball noch einmal sein bestes Gesicht. Das umgestellte 4-2-3-1-Pressing der Stuttgarter funktionierte hervorragend und war gut auf die Schwächen von Erzgebirge Aue eingestellt.

–Stuttgarts neue Pressingvariante funktioniert

–Aue bindet die Sechser zu wenig ein

–Stuttgart mit Verlagerungen gegen Aues Dreifachsechs

–Tedesco mit guten Anpassungen, aber ohne Glück

Auf den ersten Blick änderte Hannes Wolf nur wenig im Vergleich zur Partie gegen Nürnberg. Lediglich Florian Klein kam neu für Takuma Asano in die Mannschaft und interpretierte die Außenposition naturgemäß defensiver. Hinter diesem Wechsel steckten aber offenbar nicht nur Leistungsgründe, sondern auch taktische Gedanken. Der VfB begann nämlich nicht mit den üblichen Abläufen im Pressing, sondern hatte für den starken Abstiegskandidaten aus Aue eine spezielle Variante parat.

Effiziente Pressingabläufe

In Stuttgarts 4-2-3-1 lag der Fokus vor allem auf der Arbeit der vorderen vier Offensivspieler. Terodde rückte heraus und versuchte, die Verbindungen innerhalb von Aues Dreierkette zu kappen. Unterstützend dazu spielten Klein und Brekalo für VfB-Verhältnisse sehr hoch und liefen die Halbverteidiger an, anstatt sich an den Außenspielern Rizzuto und Hertner zu orientieren. Dabei versuchten sie gleichzeitig, die Passwege auf den Flügelverteidiger oder auch den ballnahen Sechser zuzustellen. Letzteren schob außerdem Maxim eng zu, während der ballferne Sechser frei blieb. Vereinzelt wurde dieser dann von Klein oder Brekalo intelligent zugeschoben, wenn er an den Ball kam.

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Die Bewegungen dieser vier Spieler griffen hervorragend ineinander und legten das Auer Aufbauspiel effizient lahm. Das war besonders deshalb wichtig, weil der VfB recht große Abstände hatte und daher möglicherweise nicht schnell genug wieder Druck aufgebaut hätte, wenn die erste Linie überspielt worden wäre. Dass es dazu selten kam, lag auch daran, dass Aues eigentlich gutes Aufbauspiel nicht funktionierte. Die Gäste sind es gewohnt, dass die Verteidiger direkte Vertikalpässe in die Offensivräume verteilen können. Diese Wege stellte der VfB allerdings konsequent zu. Aue verpasste es, darauf zu reagieren und die Sechser mehr einzubeziehen, um die nominelle 2-gegen-1-Überzahl gegen Maxim zu nutzen – zumal Tedesco ohnehin eine eher spielschwache, defensive Doppelsechs aufgestellt hatte.

Aues 5-3-2 nicht griffig genug

Auch im Pressing konnte Aue nur bedingt überzeugen. Aus ihrem 5-2-1-2 mit Ball wurde gegen den Ball ein 5-3-2, indem sich Zehner Fandrich halblinks als zusätzlicher Sechser einsortierte. Der Fünferblock aus Stürmern und Mittelfeld versuchte, den VfB auf dem Flügel festzudrücken, wofür gerade die drei Sechser kompromisslos und weit nach außen verschoben. Problematisch war dabei, dass die Flügelverteidiger tief standen und sich eher an Brekalo und Klein orientierten. Obwohl das Pressing eigentlich gut organisiert war, waren die Wege für Mittelfeld und Sturm damit sehr weit. Aue gelang es kaum einmal, den VfB schon bei der Ballannahme zu stören, sondern war immer erst einen Moment später am Mann.

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Das verschaffte den VfB-Spielern die Zeit, die sie brauchten, um ihre individuelle Überlegenheit auszuspielen. Gerade über rechts mit dem spielstarken Pavard löste sich der VfB immer wieder geschickt aus der Kompaktheit und gelangte in die Räume, die Aues Dreifachsechs im Verschieben preisgab. Kleins zurückhaltende, balancierende Rolle harmonierte außerdem gut mit Maxims Ausweichen, während sich Brekalo auf links formstark präsentierte und nach den Verlagerungen gute Dribblings zeigte.

Tedescos Anpassungen

In der Pause reagierte Tedesco mit kleinen, aber sinnvollen Anpassungen auf die Probleme seiner Mannschaft: Gegen den Ball sparte sich Aue nun das Herstellen der Dreifachsechs und blieb beim 5-2-1-2, das sie auch offensiv spielten. Der Zehner konnte nun als zusätzliche Pressingspitze vorne Druck machen. Außerdem pressten die Flügelverteidiger aggressiver, sodass die Sechser nicht mehr so weit auf den Flügel schieben mussten. Die Gäste übten damit mehr Druck aus und wurden etwas dominanter. Außerdem tauschten Fandrich und Riese die Positionen, sodass mehr Spielstärke auf die Sechs kam.

Der VfB versuchte, trotz der Führung, weiter nach vorne zu verteidigen, was in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit auch gut gelang. Doch mit der Zeit ging das hohe 4-2-3-1 in ein tieferes 4-4-1-1 über. Zwischendurch war das Pressing des VfB nicht mehr kohärent: Ein Teil der Mannschaft wollte weiter hoch verteidigen, während der Rest sich zurückzog. Später stand der VfB im 4-4-1-1 aber stabil und diszipliniert, während Aues Offensivspieler nicht mehr entscheidend zusammenfanden. Nach dem 2:0, das eigentlich ein bisschen aus dem Nichts fiel, ließ der VfB den Ball gut laufen, legte das 3:0 nach und brachte die Partie kontrolliert zu Ende.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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