Inmitten der anrollenden Hilfslieferungen auf den Philippinen sind in der weitgehend zerstörten Stadt Tacloban auf der Insel Leyte die ersten Toten zu Grabe getragen worden. Foto: dpa

Namenlos und ohne Worte eines Geistlichen - in Tacloban werden eine Woche nach dem verheerenden Taifun Haiyan die ersten 100 Leichen bestattet. Zeitgleich erreichen endlich Hilfsgüter die Katastrophengebiete.

Namenlos und ohne Worte eines Geistlichen - In Tacloban werden eine Woche nach dem verheerenden Taifun Haiyan die ersten 100 Leichen bestattet. Zeitgleich erreichen endlich Hilfsgüter die Katastrophengebiete.

Tacloban - Inmitten der anrollenden Hilfslieferungen auf den Philippinen sind in der weitgehend zerstörten Stadt Tacloban auf der Insel Leyte die ersten Toten zu Grabe getragen worden. 100 der bisher offiziell gemeldeten 2357 Toten wurden am Donnerstag in schwarzen Säcken in einem Massengrab an einem Abhang bestattet. Die Toten waren den Angaben zufolge nicht identifiziert worden, auch eine Predigt gab es nicht. Viele Leichen lagen nach wie vor am Straßenrand.

Unterdessen trafen in den von Taifun „Haiyan“ verwüsteten Gebieten am selben Tag dringend benötigte Hilfslieferungen ein. Wie das UN-Welternährungsprogramm mitteilte, erhielten 49.000 Menschen in und rund um Tacloban Reis, Wasser und nahrhafte Energieriegel. Der Verwaltungschef der Stadt, Tecson Lim, sagte 70 Prozent der 220.000 Einwohner bräuchten Hilfe, allerdings seien nur 70 der 2700 städtischen Beschäftigten zur Arbeit gekommen. Viele Menschen gelten weiter als vermisst.

Die Zahl der Toten wird auf 10.000 geschätzt

Lim hielt zudem an seiner Schätzung von etwa 10.000 Toten fest. Der philippinische Präsident Benigno Aquino III. hatte indes gesagt, die Zahl der Todesopfer dürfte sich letztendlich auf mehr als 2500 belaufen. Rund 11,5 Millionen Menschen gelten nach UN-Angaben als hilfsbedürftig. Dazu gehörten unter anderen Verletzte, Hinterbliebene oder obdachlos Gewordene, sagte Nothilfekoordinatorin Valerie Amos. Das Wetter mit seinen häufigen Niederschlägen behinderte die Verteilung der Hilfsgüter ebenso wie der Mangel an Benzin. So konnten die wenigen vorhandenen Lastwagen die Hilfsgüter vom Flughafen Tacloban nicht in die Stadt bringen, wie Amos sagte.

Einsatzteams kämpften sich dennoch mit Kettensägen durch von Schutt und Trümmern blockierte Straßen, um den Weg für die Lieferwagen freizumachen. Auf dem Flughafen landeten am frühen Donnerstagmorgen erste Transportmaschinen mit Versorgungsgütern an Bord. Es waren die ersten Nachtflüge seit dem zerstörerischen Durchzug des Taifuns am vergangenen Freitag. Das weckte die Hoffnung, dass nun Systeme zur Luftverkehrskontrolle wieder aktiv sind - und damit rund um die Uhr umfangreiche Hilfsoperationen möglich wären. Der US-Flugzeugträger „George Washington“ kam am Donnerstag im Golf von Leyte an. Das Schiff bringt 21 Helikopter mit, die HIifsgüter und Rettungspersonal in die entlegenen Gebiete bringen können. Andere US-Schiffe befinden sich bereits in der Region. Zudem könnten die USA die Zahl der zur Katastrophenhilfe abgestellten US-Truppen vor Ort bis Ende der Woche auf mehr als 1000 verdreifachen, hieß es.

Japan prüft derweil, 1000 Soldaten auf die Philippinen zu entsenden, wie es auf der Facebook-Seite von Ministerpräsident Shinzo Abe hieß. Insgesamt verloren 545.000 Menschen auf Leyte und den anderen vom Taifun heimgesuchten Inseln ihre Häuser. Tausende Menschen harrten am Flughafen in Tacloban aus in der Hoffnung, die Insel verlassen zu können, darunter einige Soldaten. „Meine Familie hat nichts zu essen, und wir haben keine Bleibe“, klagte der Militärhauptmann William Escala. „Wir können den Gestank nicht mehr aushalten. Die Kinder werden krank“.