Sindelfingen war Austragungsort einer Tagung zum Klimathema mit Theologen. Foto: Peter Dietrich

Das 18. Forum Ökumene war zu Gast in der Versöhnungskirche Sindelfingen-Goldberg. Diskutiert wurden die großen Fragen wie die Klimakrise und was getan werden muss.

Sindelfingen - Was bedeutet es, wenn eine Klimaveränderung irreversibel wird? Boniface Mabanza erklärte das anschaulich: „Das ist wie ein hart gekochtes Frühstücksei. Dieses bleibt hart, auch wenn das Wasser wieder kalt wird.“ Seit 2008 ist Mabanza Koordinator der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) in Heidelberg. Die Stimmen aus dem Globalen Süden wirklich zu hören, das ist ihm ein Anliegen. „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Handlungsproblem“, so der Theologe. „Es ist Torheit, immer wieder dasselbe zu tun, aber dabei andere Ergebnisse zu erwarten.“

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Eingeladen zu dieser Diskussion über Klimagerechtigkeit hatten der Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung (DiMOE), Pro Ökumene und die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) gemeinsam mit der Martinskirchengemeinde Sindelfingen.

Die sozialen und ökologischen Kosten werden ferngehalten

Mabanza erinnerte an die katastrophalen Bedingungen des Platinabbaus im südlichen Afrika. „Wir können nur deshalb ein scheinbar gutes Gewissen haben, weil wir die sozialen Kosten und Umweltkosten externalisieren.“ Damit müsse endlich Schluss sein. Mit kleinen Änderungen sei es nicht getan. „Wir müssen den großen Wurf schaffen. Das bedeutet den Umbau unseres gesamten Produktions- und Konsummusters.“ Der bei der letzten Bundestagswahl vermittelte Eindruck, „wir schaffen das, ohne irgendjemandem weh zu tun“, sei komplett falsch.

Dem stimmte der Landtagsabgeordnete Florian Wahl aus Sindelfingen (SPD) zu: „Der Bundestagswahlkampf war nicht ehrlich. Das wird nicht zumutungsfrei funktionieren.“ Die Hauptverursacher des Klimawandels, so Wahl weiter, seien die früh industrialisierten Staaten: „Wir haben die geringsten Auswirkungen und verfügen über ausreichend Mittel, um uns anzupassen.“ Es gehe um Macht und um Verteilungsfragen.

Die Diskussion wurde mit wissenschaftliche Fakten gefüttert

Vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf war die Ökonomin Athena Peralta angereist. Sie verwies auf aktuelle Studien: Der maximal anvisierte Temperaturanstieg um 1,5 Grad Celsius werde schon in etwa zehn Jahren erreicht. Das Hochwasser im Ahrtal habe sie an die immer häufigeren Taifune in ihrer philippinischen Heimat erinnert. „Als ich die Bilder der Zerstörung zum ersten Mal sah, dachte ich, nun findet der Klimawandel auch in Europa statt.“ Sie warnte vor drohenden Kipppunkten wie dem Kollaps des Golfstroms. Die Treibhausgasemissionen in den verschiedenen Ländern stiegen parallel mit dem Einkommen der Menschen. Die Teilung zwischen Arm und Reich zerstöre das soziale Gefüge innerhalb von Ländern und schwäche zugleich globale Mechanismen, die der Zusammenarbeit und Solidarität dienten.

Was erwartet Peralta von der 11. ÖRK-Vollversammlung, die im nächsten Jahr in Karlsruhe stattfindet? „Ich hoffe, dass es gelingt, die Kirchen und die Politik herauszufordern, die Stimmen des Südens endlich ernst zu nehmen für grundsätzliche Strukturveränderungen im Norden.“ Boniface Mabanza dazu: „Die Kirchen sollten bereit sein, Konflikte nach außen auszutragen.“

Das nächste „Forum Ökumene“ findet am Mittwoch, 8. Dezember, im Hospitalhof Stuttgart statt. Zum Thema „Das Recht auf Rechte – Wer kann Menschenrechte einfordern und einklagen?“ spricht Michael Windfuhr vom Deutschen Institut für Menschenrechte. Anmeldungen unter dimoe.stuttgart@elk-wue.de