2013 will die Förderstätte in einen größeren Standort umziehen. Foto: Annegret Jacobs

Im Sommer 2013 soll es soweit sein. Die Tages-förderstätte des Vereins für Körperbehinderte will vom Vaihinger Standort nach Stuttgart-Berg umziehen.

Vaihingen - Eine Mitarbeiterin der Tagesförderstätte des Vereins für Körperbehinderte (KBV) steckt den Kopf durch die Tür. Wie lange das Gespräch im Krankengymnastikraum noch dauere, fragt sie. „Eine Viertelstunde? In Ordnung.“

Damit ist klar: Der Krankengymnastikraum wird rege genutzt, der Belegungsplan ist eng getaktet. Wenig später wird auch klar, dass er nicht allein für die Krankengymnastik gebraucht wird. „Einige unserer Besucher benutzen ihn auch für ihren Toilettengang“, sagt Michael Gass, Leiter der Tagesförderstätte des KBV. Denn in den Toilettenräumen selbst ist nicht genug Platz. Zwei Menschen, die im Rollstuhl sitzen, können sie nicht gleichzeitig nutzen. Deswegen müssen die Besucher der Vaihinger Tagesstätte eben auch in den Raum ausweichen, der eigentlich für Krankengymnastik und Ergotherapie gedacht ist. „Wir haben uns daran gewöhnt“, sagt Pierre Mayer. Der 41-Jährige, von Geburt an mehrfach körperbehindert, ist seit 1991 Besucher der Tagesförderstätte. Klar, angenehm sei das nicht. „Aber es geht.“

Zwei Rollstühle im Flur sorgen für Stau

Rund 200 Quadratmeter sind die Räume der Tagesförderstätte an der Möhringer Landstraße groß. Wenig Platz für zwölf Besucher, von denen fast alle im Rollstuhl sitzen und im Schnitt fünf Betreuer. „Der Raum ist kaum mehr behindertengerecht zu nennen“, sagt Tagesstättenleiter Gass. Ein Gang durch die Räume belegt dies. Zwei Rollstühle im Flur sorgen bereits für Stau. Gemeinsames Kochen in der schlauchförmigen Küche ist unmöglich. Wer mittags müde wird? Muss sein Nickerchen auf einer Liege im Gemeinschaftsraum halten – wo sich andere Besucher unterhalten. Deswegen ist Gass stolz darauf, dass man irgendwie doch noch Raum für individuelle Förderung schaffen konnte. Er öffnet die Tür zur ehemaligen Abstellkammer. Inzwischen ist daraus ein Computerraum geworden. Meist wird er von Pierre Mayer belegt. Es ist sein Fenster zur Welt.

1989 wurde die Einrichtung an der Möhringer Landstraße eröffnet. „Aber seit rund 16 Jahren denken wir an Umzug“, sagt Gass. Denn der Bedarf nach Tagesbetreuung für Erwachsene mit Körperbehinderung sei mit den Erfolgen der Intensivmedizin enorm gestiegen. „Heute überleben viele schwerstmehrfachbehindert, die früher nach Komplikationen während der Geburt oder durch einen Schlaganfall gestorben wären“, nennt Pierre Mayer die Gründe.

220 000 Euro sollen für die Förderstätte investiert werden

Doch es gibt Hoffnung für die Besucher der Tagesförderstätte. Zum Sommer 2013 will der KBV den Vaihinger Standort aufgeben. Auf dem Baur-Areal im Stadtteil Berg will die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Baden-Württemberg (GWG) bis dahin die ehemalige Fabrikhalle „Krokodil“ umbauen. Dort will der KBV dann Räume für die Tagesstätte anmieten sich so vergrößern. Statt zwölf sollen künftig 24 Plätze angeboten werden, statt einem soll es vier Gruppenräume, behindertengerechte Toiletten und drei Krankengymnastikräume geben. Rund 220 000 Euro wird der KBV investieren.

Doch der Optimismus an der Möhringer Landstraße ist derzeit noch verhalten. „Es hieß schon oft, dass wir umziehen sollen“, sagt Pierre Mayer. 2004 hatte man große Hoffnungen auf die inzwischen insolvente Nestwerk Stiftung gesetzt. „Ich glaube es erst, wenn wir wirklich umgezogen sind.“