Tagesmütter betreuen bis zu fünf Kinder gleichzeitig in der eigenen Familie. Foto: Charlotte Fischer

Wenn Eltern wieder arbeiten, können sie ihr Kind in eine Kita geben – oder einer Tagesmutter anvertrauen. Die Betreuung ist im Vergleich zu einer Kindertagesstätte nicht unbedingt teurer.

Fellbach - Kleine Kinder brauchen einen überschaubaren Rahmen – davon ist Sefanie Idler überzeugt. Deshalb sieht sie in der Pflege von unter Dreijährigen bei Tageseltern viele Vorteile gegenüber der Betreuung in einer Kinderstagesstätte. „Die Pflege in einer Wohnung ist familiärer als die in einer Einrichtung. Das ist gerade bei den ganz Kleinen ein wichtiger Punkt. Sind die Kinder drei Jahre alt und schon selbstständiger, ist dann aber der Kindergarten der richtige Platz zum Austoben“, sagt die Geschäftsführerin des Vereins Tageseltern Fellbach und Kernen.

Viele denken, dass sie sich eine Kindertagespflege nicht leisten können

Stefanie Idler ist es wichtig, die Möglichkeit, Tageseltern für die Betreuung des Nachwuchses zu nutzen, bekannter zu machen. „Leider wissen immer noch nicht alle Eltern, dass sie ein Wunsch- und Wahlrecht in Bezug auf die Kinderbetreuung haben. Auch denken immer noch viele, sie könnten sich die Kindertagespflege im Vergleich zu einer Kindertagesstätte gar nicht leisten. Das ist aber nicht so“, sagt die Geschäftsfüherin des Tageselternvereins Fellbach und Kernen.

Eine Tabelle mit der Gebührenordnung gibt ihr Recht. So müssen Eltern bei einer täglichen Betreuungszeit von mehr als sieben Stunden, einem Familiennettoeinkommen von mehr als 3500 Euro im Monat und einem unter dreijährigen Kind mit 275 Euro für die Unterbringung bei Tageseltern rechnen. Zum Vergleich: Eine

Stefanie Idler, Geschäftsführerin des Vereins Tageseltern. Foto: Simone Käser
40-Stunden-Woche in einer Kita mit einem Stundensatz von aktuell 8,20 Euro und zusätzlich etwa 80 Euro für die Verpflegung macht mehr als 400 Euro. Gemessen an diesem – ausschließlich beispielhaften – Rechenergebnis, wäre die Betreuung bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater sogar günstiger. Neben der finanziellen Seite sieht die Fachfrau aber besonders in der höheren Flexibilität und Individualität Vorteile. „Es geht darum, was wirklich passt zwischen beiden Parteien. Vorstellungen und Betreuungszeiten werden mit der jeweiligen Tagesmutter besprochen. Nur wenn die Chemie stimmt, kommt ein Vertrag zustande. Sonst muss gewechselt werden“, sagt Stefanie Idler. In den Kindertagesstätten habe man dagegen keinen Einfluss auf die Erzieherin und das pädagogische Konzept.

Die Sozialpädagogin ist als Geschäftsführerin seit 2013 hauptamtlich beim Tageselternverein tätig. Wer zu ihr und ihren Kollegen in die Büroräume in der Neuen Straße 14 in Fellbach kommt, der wird passgenau beraten. So werden Erziehungsvorstellungen, Freizeitaktivitäten und Ernährungsgewohnheiten durchgesprochen. „Nach einem ausführlichen Vorgespräch empfehlen wir eine Tagesmutter beziehungsweise einen Tagesvater, die oder der unserer Ansicht nach sehr gut passen könnte“, sagt Stefanie Idler.

Die Tagesmütter arbeiten selbsständig

Die Sozialpädagogin – sie hatte ihre eigene Tochter bei einer Tagesmutter und kam so zum Tageselternverein – freut sich aber auch über Besucher, die an dem Beruf Tagesmutter oder Tagesvater interessiert sind. „Nicht nur die Kindertagesstätten, auch wir haben Fachkräftemangel“, sagt sie. Dabei sei der Job für alle, die gerne mit Kindern arbeiten, auf der Suche nach neuen Anreizen sind, ständige Weiterqualifizierung als wichtig erachten und vielleicht gerade selbst Kleinkinder zu betreuen haben, eine interessante Perspektive, um Geld zu verdienen. „Die Tagesmütter arbeiten selbstständig. Das empfinden manche als Hürde, aber es bietet auch viele Freiheiten“, sagt Stefanie Idler.

Bevor die Betreuung startet, nehmen die potentiellen Tagespflegepersonen an Qualifizierungskursen teil (160 Unterrichtseinheiten verteilt auf vier Kurse, innerhalb von zwei Jahren). Nach dem ersten Kursblock von 30 Unterrichtseinheiten, einer Eignungseinschätzung, einem Erste-Hilfe-Kurs und einer erteilten Pflegeerlaubnis durch das Jugendamt, kann mit der Betreuung begonnen werden. Die anderen Kurse finden berufsbegleitend statt. Desweiteren müssen sich Tagespflegepersonen regelmäßig fortbilden und Auffrischungskurse in Erster Hilfe am Kind besuchen.