Dass in unseren Gefilden immer weniger Schnee fällt, hängt eindeutig mit dem Klimawandel zusammen, sagt der Meteorologe Uwe Schickedanz. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Meteorologe Uwe Schickedanz vom Deutschen Wetterdienst erklärt, was es braucht, damit weiße Flocken vom Himmel fallen können. Er gibt auch eine Prognose für die nächsten Tage ab.

Filder - Am 18. Januar ist der Tag des Schneemanns. Dass er auf dieses Datum fällt, ist kein Zufall: Die Zahl Acht steht für den dickbauchigen Schneemann, und die Eins daneben ist sein Besen. Dem Wetter ist diese Zahl jedoch egal. Auf den Fildern gibt es an diesem 18. Januar grüne Wiesen, wohin das Auge reicht. Überhaupt ist im ganzen Winter bisher kaum eine Flocke vom Himmel gefallen. Wenn sich doch mal eine in Richtung Filderebene verirrte, so schmolz sie unmittelbar wieder dahin – wie gewonnen, so zerronnen. Eine weiß glitzernde Schneedecke, wie sie zum Bauen eines Schneemannes nötig wäre, hat es bislang nicht gegeben.

Und auch in den vergangenen Jahren hat es beim Thema Schneeflöckchen, Weißröckchen mau ausgesehen, wie eine Tabelle des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigt. Demnach hat es an der Wetterstation des Flughafens in Leinfelden-Echterdingen in den vergangenen sechs Wintern nie mehr als acht Zentimeter Schnee gegeben. Der Winter 2019/2020 war sogar komplett schneefrei geblieben. Besser hatte es um den Jahreswechsel 2014/15 ausgesehen, da vermerkte der DWD immerhin zwölf Zentimeter Schnee. Ausnahmejahre waren 2007, als Ende Januar 25 Zentimeter gemessen wurden, und im Dezember 1998 gar 29 Zentimeter. Den Rekord der Messungen, die seit 1953 aufgezeichnet wurden, machte aber das Jahr 1958: Damals wurden am 8. Februar sage und schreibe 50 Zentimeter notiert. Allerdings war es ein Spektakel von kurzer Dauer: Am Folgetag waren es bereits nur noch sieben Zentimeter.

Schnee braucht Kälte

Auf die Frage, ob der im Laufe der Jahrzehnte weniger werdende Schneefall auf den Klimawandel zurückzuführen ist, antwortet der Diplom-Meteorologe Uwe Schickedanz vom DWD mit: „Eindeutig ja.“ Ob es regnet oder schneit, sei schließlich eine Frage der Temperatur. In den tieferen Lagen Baden-Württembergs gebe es in den Wintern seit jeher beides, sowohl Regen als auch Schnee. „Steigen die Temperaturen, sorgt das für häufigeren Regen und selteneren Schnee“, erklärt Schickedanz die einfache Formel. Und der Temperaturanstieg sei gegeben: Weltweit liege er seit Beginn der Industrialisierung bei 1,2 Grad Celsius, in Südwestdeutschland im Zeitraum seit 1960 sogar bei 1,5 bis 2 Grad. „Diese Erwärmung haben wir auch im Winter. Deshalb haben wir eine Verschiebung vom Schnee hin zum Regen“, erklärt der Meteorologe. Natürlich gebe es von Jahr zu Jahr auch zufällige Schwankungen, aber der sich systematisch abzeichnende Trend hin zu weniger Schneefall sei ein „direktes Zeichen des Klimawandels“.

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Welche klimatischen Bedingungen müssen gegeben sein, damit Schnee fallen kann? „Die Luft muss feucht sein, was im Bereich von Tiefdruckgebieten der Fall ist, und sie muss kalt genug sein, damit es schneit und nicht regnet“, sagt Schickedanz. Kalt genug sei die Luft bei uns im Winter in der Regel dann, wenn sie aus Nordwesten oder Norden kommt. Diese Strömung sei gegeben, wenn sich das Tief über Skandinavien oder der Ostsee befinde. „Das heißt, Tiefdruckgebiete in diesen Regionen sind für uns gute Schneebringer.“ Da die Temperaturen meist mit zunehmender Höhe abnehmen, falle im Bergland häufiger Schnee, in den tieferen, wärmeren Lagen regne es mehr.

Wird es bald schneien?

Eine Prognose, ob es in diesem Winter überhaupt noch Schnee geben wird, kann Uwe Schickedanz nicht geben. „Unsere Vorhersagemethoden reichen etwa eine Woche in die Zukunft, also bis Anfang nächster Woche“, sagt er. Für den Tag des Schneemanns sehe es traurig aus: Auf den Fildern sei weit und breit kein Schnee zu erwarten, und zu den oft dichten Wolken könnten sich bei Tagestemperaturen um fünf Grad ein paar Nieselregentropfen gesellen, erst nachmittags könnte es zumindest „sonnentechnisch kurze Lichtblicke“ geben.

Aber dann? „Nach einem ruhigen und teils freundlicheren Mittwoch macht die zweite Wochenhälfte den Schneefans etwas Hoffnung“, sagt der Meteorologe. Dichtere Wolken könnten am Donnerstag und Freitag zunächst Schneeregen, später Schneeschauer bringen. „Ob die Mengen schneemanntauglich sind, erscheint aber sehr fraglich, zumal es am Wochenende mit zwar kaltem, aber vielfach trockenem Wetter weitergeht.“ Wer trotzdem einen Schneemann bauen möchte, könnte aber auf der Schwäbischen Alb Glück haben.