Die Stadtseilbahn wurde 1929 gebaut Quelle: Unbekannt

Handwerk, Technik und Industrie sind die Themen am Tag des offenen Denkmals. Am Sonntag sind in Stuttgart und der Region 200 Denkmäler der Technik und Produktion alter Zeiten zu sehen.

Stuttgart - Von steinzeitlichen Werkzeugen über Textilien aus Pflanzenfasern der Pfahlbauer vor 4000 Jahren bis hin zu Mühlen, Seilbahnen und Wassertürmen reicht die Palette der Technik-, Industrie- und Handwerkdenkmäler im Land. 800 von ihnen öffnen sich landesweit den Besuchern am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September, in der Region Stuttgart sind es 200 Monumente. „Das diesjährige Motto Handwerk, Technik, Industrie passt zum Industriestandort Baden-Württemberg“, sagt Regierungspräsident Johannes Schmalzl.

Der Laser des Archäologen schaut durch den Wald

Rund 90 000 Kunst- und Baudenkmale gibt es in Baden-Württemberg, zudem circa 60 000 Bodendenkmale – und deren Zahl wächst. Seit der Entdeckung des Grabs des Keltenfürsten 1977 in Hochdorf, das der Archäologie im Land einen Prestigeschub gab, hat die Digitaltechnik bei den Ausgräbern Einzug gehalten: Seit 2009 fliegen Flugzeuge über den Südweststaat, während Laserstrahlen, welche die Baumkronen der Wälder durchdringen, den Boden abtasten. Diese flugzeuggestützte Laser-Abtastung der Erdoberfläche wird als Lidar (Abkürzung der englischen Bezeichnung „light detection and ranging“) bezeichnet. „Dabei sind rund 500 000 potenzielle archäologische Stätten entdeckt worden“, sagt Professor Claus Wolf, Leiter des Landesdenkmalamts in Esslingen. Zu den neuen Funden zählen Dämme ehemaliger Mühl- und Fischweiher, mittelalterliche Bergbaurelikte, Meilerplätze zur Kohleproduktion, Pech- und Kalköfen. All dies hatten die Wälder dem menschlichen Auge bisher verborgen.

Die Verwaltungsreform von 2005 hat sich positiv auf die Arbeit der Archäologen im Landesdenkmalamt ausgewirkt. „Durch die Strukturreform haben wir den Durchgriff auf alle Regierungsbezirke. Wir können aus einem Pool von professionellen Archäologen schöpfen. Deshalb hat sich die Zahl der Grabungen um 30 bis 40 Prozent erhöht“, sagt Claus Wolf.

Zudem gibt es nun eine Anlaufstelle zur Betreuung der Ehrenamtlichen. Sie ergänzen die Arbeit der Profis durch Pflege und Erhalt von Kleindenkmalen und beim Aufspüren von Funden. „In jedem Landkreis schauen drei bis vier Personen in Baugruben, sammeln Scherben auf und melden dies“, sagt Claus Wolf. Beim Schwäbischen Albverein, anderen Heimatvereinen und der Architektenkammer will das Amt um weitere Ehrenamtliche werben.

Digitaltechnik ersetzt den Kugelschreiber

Am Tag des offenen Denkmals führen Mitarbeiter Digitaltechnik von Lidar bis zu Fotodrohnen vor. „All dies hat den Kugelschreiber bei der Dokumentation am Grabungsort ersetzt. Dadurch geht die Arbeit rasant, und bei Rettungsgrabungen kann dann schneller gebaut werden. Bei uns beginnt anschließend die Auswertung der Daten“, sagt Claus Wolf. Gräber aus der Keltenzeit werden als ganzer Erdblock geborgen und ins Landesdenkmalamt gebracht. Dort kommen sie bei minus 18 Grad in die Kühlkammer. Der Computertomograf lässt den Archäologen durchs Erdreich schauen und verrät, wo Grabbeigaben liegen.

Am Tag des offenen Denkmals zeigen auch die Restaurierungswerkstätten, wie Bau- und Kunstobjekte erhalten und archäologische Funde konserviert werden. Eine Konserve aus jüngerer Zeit zeigt der Südwestrundfunk bei drei Führungen durch das Funkstudio Berg. Sie beginnen am kommenden Sonntag um 11, um 13 und um 15 Uhr, eine Anmeldung ist nicht nötig.