Bäume sind ein wertvolles Gut: Durch wiederkehrende Hitzeperioden wie 2018 sind sie gefährdet. Foto: dpa

Am 25. April ist der Tag des Baumes. Doch warum gibt es einen solchen Tag? Und was gehört alles dazu? Wir haben uns mit verschiedenen Aspekten des geliebten Grüns auf den Fildern beschäftigt.

Filder - Die Filderebene verbinden die meisten mit Feldern und Wiesen. Doch das war nicht immer so. Es gab Zeiten, in denen war das Hochplateau bewaldet. Mit Beginn der Nacheiszeit (ab 9640 vor Christus) breiteten sich Wälder aus, informiert Hans-Peter Stika, Spezialist für Archäobotanik an der Uni Hohenheim. Zu den verbreiteten Baumarten zählten Birken und Kiefern, an feuchteren Stellen Zitterpappeln und Weiden. „Bei günstigeren Klimabedingungen setzten sich dann anspruchsvollere Gehölze durch: zuerst die Ulme, gefolgt von Hasel und Eiche“, erklärt Stika. Linde und Ahorn folgten, je nach Region auch Eschen.

Wegen landwirtschaftlicher Nutzung seien die Wälder teilweise gerodet worden. Es habe aber auch immer Phasen gegeben, in denen sich der Wald erholt habe. „Die frühen Kelten, die auf den Fildern nachgewiesen sind, rodeten erneut die Landschaft, was noch von den nachfolgenden Römern verstärkt wurde“, sagt Stika. Zur Völkerwanderungszeit habe sich der Wald erneut erholt, bevor er dann im Laufe des Mittelalters und der Frühen Neuzeit wieder stark dezimiert worden sei.

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Noch heute lässt sich die bewaldete Vergangenheit in Stadtteil- und Gebietsnamen erahnen: Degerloch leitet sich vom althochdeutschen Wort Tegerlohe ab, das so viel wie „dichter Wald“ bedeutet. Der Häslachwald bei Hohenheim lässt auf einen ehemals dort bestehenden Haselnusswald schließen, der Flurname Zettach beschreibt ein Gebüsch und verweist auf die Nutzung als Waldweide, informiert Adolf Martin Steiner von der Uni Hohenheim. Namen wie Asemwald (Brandwald) oder Lauch (Lohe) wiesen auf mittelalterliche Brandrodung hin.

Fällungen bringen auch positive Effekte

Wenn irgendwo gesägt oder gestutzt wird, gibt es naturgemäß Protest in der Bevölkerung. Als im Naturschutzgebiet Eichenhain in Sillenbuch Bäume gefällt wurden, stellten Bürger zum Beispiel massenweise Grablichter als Ausdruck ihrer Trauer auf. Doch auch wenn es sich viele nur schwer vorstellen können: Naturschutz braucht Pflege. So müssen Hecken gestutzt werden, damit sie mit neuer Kraft austreiben können. Bäume müssen zum Schutz anderer Bäume manchmal gefällt werden, wenn sie von Schädlingen befallen sind. Der Kahlschlag im Eichenhain hat auch dafür gesorgt, dass weniger Fläche im Schatten liegt und dadurch wieder rare Pflanzen wie Sonnenröschen, Golddistel oder Helm-Knabenkraut, eine seltene Orchideenart, blühen können. Auch Tiere können profitieren: Weil sich der Magerrasen im Eichenhain durch die Fällungen erholt hat, ist auch die Population der Heidegrashüpfer wieder deutlich gewachsen.

Im Waldbeirat dürfen Bürger mitreden

Auf den Fildern hat sich der Förster schon öfters für einen Waldrundgang mit Bürgern Zeit genommen, um ihnen zu erklären, warum im Wald was gemacht wird. Nun sollen die Stuttgarter noch mehr mitreden können. Vor Kurzem hat der Gemeinderat beschlossen, dass es künftig einen Waldbeirat geben soll. Das Gremium wird die Stadträte beraten. Die 26 Sitze sollen sich die Bevölkerung (elf Sitze), die Politiker (acht Sitze) und die Verwaltung (sieben Sitze) teilen. Sobald man sich für den Waldbeirat bewerben kann, wird dies im Amtsblatt der Stadt Stuttgart bekannt gegeben. Diskutiert werden sollen Aspekte wie Erholung, Ökologie, der Wald als Lernort und die Holznutzung.

Baumpaten kümmern sich ehrenamtlich

Im vergangenen Jahr hatten die Baumpaten in Stuttgart richtig viel zu tun: Der Hitzesommer machte den Bäumen zu schaffen. Durch eine lang anhaltende Trockenheit, wie sie 2018 herrschte, verlieren die Bäume an Abwehrkraft und werden anfälliger für pflanzenfressende Insekten und Krankheiten. Bäume in der Stadt sind besonders anfällig, da sie durch Luftverschmutzung, parkende Autos, Abfälle und Hundekot beeinträchtigt sind. Weil die Stadt im vergangenen Jahr nicht mehr mit Gießen hinterherkam, rief sie die Bürger auf, die Bäume und Sträucher in ihrem Umfeld zu wässern. Etliche Stuttgarter folgten dem Aufruf. Bereits vor dem Hitzesommer gab es in Stuttgart rund 180 ehrenamtliche Baumpaten, die sich regelmäßig um die Schattenspender in ihrer Umgebung kümmerten.

Kunststoff gehört nicht an Bäume

Vor wenigen Tagen meldete die Stadt Stuttgart, dass rund 1600 Kunststoffknäuel aus Bäumen entfernt werden mussten. Warum Bürger so viele in Kunststofffolie verpackte Äpfel mit roten Wollschnüren illegal an Äste öffentlicher Bäume hängten, ist nicht klar. Die Stadt bittet, solchen Schmuck künftig nicht mehr aufzuhängen, da Kunststoffe nur sehr langsam verrotten und Umwelt und Menschen schaden.

Flatterulme ist der Baum des Jahres

Der Baum des Jahres ist 2019 die Flatterulme (Ulmus laevis). Ihren Namen hat sie, weil ihre Blüten- und Fruchtstiele im Frühling markant im Wind flattern. Diese Ulmenart kann bis zu 40 Meter hoch werden und bei einem günstigen Standort eine ausladende Krone bilden. In den Städten werden gern Alleen mit der Flatterulme gesäumt, weil ihr Streusalz und verdichtete Böden nicht viel ausmachen.

Im Waldkindergarten gehen die Kinder immer raus

Möglichst viel Zeit draußen zu verbringen ist einer der zentralen Punkte in der Konzeption von Waldkindergärten. Das Erleben der Natur steht im Mittelpunkt – zu jeder Jahreszeit. Egal ob Regen oder Sonnenschein, Schnee oder Hitze: Die Kinder sind draußen, wann immer es geht. Bauwagen oder kleine Hütten bieten bei allzu widrigen Bedingungen oder Gewittern Unterschlupf. Ansonsten gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Auf der Filderebene bietet der Waldkindergarten Widmaierstraße in Möhringen das Walderlebnis an, ebenso der Waldkindergarten Rohr. Auf der Jugendfarm Balinger Straße gibt es einen Naturkindergarten. In Musberg besuchen Kinder den Waldkindergarten Sperling, in Harthausen erkunden die Wurzelzwerge den Wald. Das Konzept ist beliebt. Deshalb gibt es lange Wartelisten für Kinder, die in einen Waldkindergarten gehen wollen.

Haus des Waldes ist Aushängeschild

Seit nun 30 Jahren gibt es in Stuttgart-Degerloch das Haus des Waldes. Die Einrichtung des Landes Baden-Württemberg war bei ihrer Gründung vor drei Jahrzehnten die erste ihrer Art – weltweit. Inzwischen gibt es weitere Nachahmer. Und sogar Vertreter aus dem Ausland haben sich in den zurückliegenden Jahren bereits inspirieren lassen, wie vor einigen Jahren eine Delegation aus China.

Im Haus des Waldes erfahren Kinder und Jugendliche in der Dauerausstellung „Stadt, Wald, Welt“ zum Beispiel mehr über Füchse in der Stadt, über den Wald vor der Haustür, aber auch über die Regenwälder am anderen Ende der Welt. Der Besuch ist für Familien kostenlos. Und auch der Außenbereich lädt zum Verweilen, Rasten und Spielen ein.

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Hauses des Waldes gibt es besondere Veranstaltungen. Am 9. Mai wird eine Ausstellung eröffnet, am 30. Juni gibt es ein Jazz-Konzert im Wald, und am 28. Juli wird dann groß gefeiert. Wer unabhängig davon ins Haus des Waldes will, es hat wie folgt geöffnet: in der Sommerzeit dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr. Es ist am Königsträßle 74.