Ein Kunstwerk des namibischen Malers Rudolf Seibeb Foto: Reporter ohne Grenzen/BDZV/Rudolf Seibeb

Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit setzen die Zeitungsverleger ein Zeichen gegen die Verfolgung von Journalisten – mit einem Werk des Malers Rudolf Seibeb.

Stuttgart - Es ist ein Bild der Hoffnung, das Rudolf Seibeb gemalt hat. Im Hintergrund der Komposition winken Menschen der Vergangenheit zu. Sie verabschieden sich von Unfreiheit und Unterdrückung. Die nach vorne schauenden Figuren auf dem Gemälde repräsentieren mit ihren unterschiedlichen Hautfarben die Jugend der Welt – und die Zuversicht für die Zukunft.

Rudolf Seibeb lebt in Namibia, nahe der Hauptstadt Windhuk. Er hat das Bild auf Bitten der Deutschen Zeitungsverleger gemalt, die mit dem Kunstwerk ein Zeichen gegen die Einschüchterung und Verfolgung von Journalisten setzen wollen. Es wird in den deutschen Tageszeitungen und Digitalmedien zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am heutigen 3. Mai veröffentlicht.

Erklärung von Windhoek

Dass die Bitte, ein solches Kunstwerk zu gestalten, an einen Maler in Namibia ging, geschah mit Bedacht. Am 3. Mai 2021 jährt sich zum 30. Mal die Erklärung von Windhuk, einer 1991 von afrikanischen Journalisten ausgearbeiteten Grundsatzerklärung mit der Forderung nach freien, unabhängigen Medien auf dem afrikanischen Kontinent und in aller Welt. Diese Erklärung war einer der Ursprünge für den von der Unesco erstmals 1994 ausgerufenen Press Freedom Day – dem Tag der Pressefreiheit.

Einschüchterung, Verhaftungen und Mordanschläge

Diese Freiheit ist weltweit bedroht. Der jüngste Bericht der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zeichnet ein düsteres Bild: Überwachung und Einschüchterung, Verhaftungen und Mordanschläge – viele Journalisten müssen in einem Klima der Angst arbeiten. In 73 von 180 erfassten Ländern wird der RSF-Bilanz zufolge unabhängiger Journalismus weitgehend oder vollständig blockiert, in 59 weiteren ernsthaft behindert. Die Pressefreiheit ist in fast drei Vierteln der Länder der Welt zumindest stark eingeschränkt. Am schlechtesten ist die Lage in Eritrea, Nordkorea, Turkmenistan und China.

Viele repressive Staaten hätten die Coronapandemie missbraucht, um freie Berichterstattung weiter einzuschränken, berichtet RSF. Aber auch gefestigte Demokratien hätten sich in der Krise schwergetan, die Arbeit von Journalisten sicherzustellen. In verschiedenen Teilen der Welt hätten Staats- und Regierungschefs gegen Medien gehetzt und ein Klima der Aggressivität und des Misstrauens geschaffen – etwa der frühere US-Präsident Donald Trump.

Mehr tätliche Angriffe auf Journalisten in Deutschland

Auch in Deutschland nahm im Jahr 2020 die Pressefreiheit ab. „Aufgrund der vielen Übergriffe auf Corona-Demonstrationen mussten wir die Lage der Pressefreiheit in Deutschland von ‚gut‘ auf nur noch ‚zufriedenstellend‘ herabstufen: ein deutliches Alarmsignal“, sagt RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske. Im internationalen Ranking rutschte Deutschland damit um zwei Plätze nach hinten vom 11. auf den 13. Rang.

2020 zählte RSF mindestens 65 gewalttätige Angriffe gegen Journalisten im Land, fünfmal so viele wie 2019. Die Mehrheit der körperlichen und verbalen Angriffe ereignete sich auf oder am Rande von Demonstrationen gegen Coronamaßnahmen, aber auch bei Protesten gegen das Verbot der linken Internetplattform linksunten.indymedia.org sowie bei Demonstrationen zum 1. Mai. Journalisten wurden geschlagen und zu Boden gestoßen, bespuckt und bedrängt, bedroht und an der Arbeit gehindert.