Beim Tag der offenen Gärten am Sindelfinger Goldberg konnten die Besucher unweit der A 81 Einblicke in Garten-Kleinode wagen. Der Zuspruch der Besucherinnen und Besucher war allerdings eher gering.
Sindelfingen - Wer alles gesehen haben wollte, für den waren einige Kilometer zu absolvieren beim zweiten Tag der offenen Gärten am Sonntag am Sindelfinger Goldberg. Wobei die versteckten Wege des nördlichen Hanges eine Idylle schlechthin bedeuten. Da war es zu verschmerzen, dass die einzelnen Stationen am Sonntagmittag sehr weitläufig verstreut waren. Das Wetter hielt zwar, dennoch waren nur vereinzelt Menschen auf dem grünen Rundgang anzutreffen, die oft etwas verzweifelt nach den orangenen Ballons suchten, die ihnen die nächste Station anzeigten.
Der Tab begann um 11.30 Uhr am Fuß des Wasserturms mit der Eröffnung einer Hütte für gerettete Lebensmittel. Die Initiatorin Katrin Schmitt vom Bürgerverein Goldberg und Martin Wuttke, Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs Böblingen (AWB) begrüßten die rund 30 Besucher. Ab sofort können hier nicht mehr benötigte Lebensmittel abgegeben oder abgeholt werden. Bereits zur Einweihung war die kleine Hütte gut bestückt. Brot, Senf und Ketchup fanden sich in durchsichtigen Lebensmittelboxen. Der hohe Glaskühlschrank war voll mit Obst und Gemüse, das nun auf Abnehmer wartet. Katrin Schmitt ist zuversichtlich, dass das Angebot gut angenommen wird. Wobei es eigentlich mehr sein sollte, wie sie erklärt: „Ursprünglich wollten wir zusätzlich das Angebot auf Kinderkleidung und Spielzeug erweitern. Dafür sollte auch das Gelände des verwilderten und brachliegenden Minigolfplatzes am Fuß des Wasserturms genutzt werden. Doch die Stadt Sindelfingen reagierte nicht. So blieb es beim Angebot für Lebensmittel.“
Engagiert haben sich die Stadtwerke Sindelfingen, die den Platz zur Verfügung stellen sowie die Stromversorgung sichern. Volksbank und Kreissparkasse gaben finanzielle Unterstützung und der AWB spendierte die Lebensmittelboxen. Damit die Sauberkeit der Hütte gewahrt bleibt und nichts verdirbt, kommt täglich ein Hygieneteam aus Ehrenamtlichen vorbei, kontrolliert Bestände und Kühlschranktemperatur.
Der Goldbergturm ist voll in Betrieb
Um Sauberkeit ging es dann auch bei der Wasserführung. Wegen der Hygiene für den Wasservorrat und der Sicherheit konnten Turm und Wasserbehälter nur von außen besichtigt werden. Michael Suffner, Gruppenleiter Wassergewinnung, -aufbereitung und Speicherung der Stadtwerke Sindelfingen, erklärte, dass sich der Goldbergturm noch voll in Betrieb befindet. Mit Hilfe von Pumpen wird das Wasser in den Hochbehälter befördert und kann dann von dort ungehindert in die Haushalte auf dem Goldberg abfließen. Die enorme Härte des Sindelfinger Brunnenwassers von 28 Grad macht eine Mischung mit 70 Prozent Bodenseewasser nötig, sodass am Ende eine Wasserhärte von 14 bis 16 Grad gegeben ist.
Dort wo Wasser ist, sind auch Bienen. Mit einer Führung durch die Bienenstöcke hinter dem Turm ging es in die blühenden Bereiche des Tages. Imker Winfried Zilian erläuterte, wie wichtig Bienen für das Leben sind und appellierte an seine Zuhörer: „Bitte lasst das Unkraut in euren Gärten stehen. Der Trend des kurzen Rasens und die damit fehlenden Blühwiesen haben schon einige Bienenarten ausgerottet.“ Der Honig sei nur ein süßes Nebenprodukt, viel wichtiger sei die Bestäubung unserer Pflanzenwelt.
Bunte Kärtchen informieren über Apfelsorten
Im Anschluss daran verteilte sich die überschaubare Menschenmenge in alle Richtungen. Zu bestaunen war oberhalb des Goldbergs die Streuobstwiese von Martin Schwab. An seinen Bäumen flatterten bunte Kärtchen mit Informationen über die jeweilige Apfelsorte und mit Gedichten. Unterhalb in der Friesenstraße gab es in der Kräuterküche Tipps zu Heilkräutern und Tees.
Auf dem anschließenden Weg Richtung Goldbachsee durften erstmals Erwachsene die Kinderzone des Abenteuerspielplatzes betreten. Sozialpädagoge Stefan Wüst begrüßte die staunenden Besucher in der Kinderoase, in der sonst donnerstags, freitags und samstags zwischen 13.30 bis 18 Uhr ausschließlich Kinder zugelassen sind.
48 Jahre im eigenen Garten
Erwachsene waren auch an der Treppe des Goldbachsees zu finden. Schräg gegenüber der gut besuchten Gaststättenterrasse, ließen drei Modellbauer des Schiffsmodellclubs SMC ihre Boote zu Wasser. Publikumszulauf hatten sie nicht viel. Die Männer am Ufer nahmen es locker, hatte ihnen Corona doch die letzte Saison deutlich vermiest.
Den Abschluss im Rundgang der offenen Gärten machten dann tatsächlich zwei Kleingärten aus der großen Anlage, die den Goldbach säumt. Sie hatten ihr Kleinod auch tatsächlich für diesen Sonntag geöffnet. Mechtild Schröder war eine davon. Sie erfreut sich am Interesse der wenigen Besucher und sagt: „Im letzten Jahr waren wir auch dabei und es kam niemand.“ Seit 48 Jahren betreibt sie nun schon den kleinen Garten. Sie und ihr Mann plauderten begeistert mit ihren Gästen über Gemüsezucht und Blumenschnitt.