Der Simulant bei der Arbeit. Foto: Michael Lutz

Am Montag ist der Tag der Arbeit, die meisten haben frei – aber wie gelingt Müßiggang bloß an den anderen Tagen im Jahr?

Stuttgart - Am Montag ist der Tag der Arbeit, die meisten haben frei – aber wie gelingt Müßiggang bloß an den anderen Tagen im Jahr?

Dauernd über den eigenen Stress reden

Gerade hat Kollege B. gewagt, mit einem Arbeitsauftrag an Sie heranzutreten. Da beginnen Sie auch schon davon zu erzählen, was Sie alles noch erledigen müssen, wie viele Projekte Sie gerade am Laufen haben und dass Sie gerne helfen würden, aber einfach nicht dazu kommen würden. Je länger und larmoyanter Sie über die Arbeitsbelastung klagen, umso unwahrscheinlicher, dass der Kollege B. noch einmal die Frechheit besitzt, Sie mit Arbeit eindecken zu wollen.

Auf dem Klo verstecken

Die Toilette ist der letzte Rückzugsort, nur dort ist man ungestört. Der erste Gang folgt im Optimalfall kurz nach Schichtbeginn, nächster Stopp dann nach der Mittagspause. Wer zum Abschluss des Arbeitstags noch eine Sitzung einlegt, wird verblüfft sein, wie schnell die Zeit vergeht. Kollegen erzählen Sie mit schmerzverzerrtem Gesicht von einer hartnäckigen Magenverstimmung. Ein Tipp noch: Tragen Sie die Zeitung auf dem Weg zur Toilette bitte nicht demonstrativ unter dem Arm.

Inkompetenz vortäuschen

Erfahrene Ehemänner, die sich vor dem Abwasch drücken wollen, wissen es natürlich längst: Wer sich dumm stellt, vermeidet viel Arbeit. Einfach ein paar Gläser zerbrechen, und Ihre Frau wird Sie nie wieder bitten, den Abwasch zu machen. Das gilt auch im Büro. Die neue Software? Nicht so Ihr Ding. Das Planungstool? Viel zu kompliziert! Den digitalen Fragebogen? Leider falsch ausgefüllt. Betreiben Sie Ihr Scheitern mit Eifer – nicht dass noch jemand denkt, Sie seien unmotiviert.

Arbeitskreise, Stau und Perfektionismus

Arbeitskreise gründen

Wenn man nicht mehr weiter weiß – gründet man einen Arbeitskreis, heißt es. Wie wahr, wie wahr! Wobei nicht die Arbeit im Vordergrund steht, sondern das Zeit-Totschlagen. Konferenzen, Arbeitskreise und -gruppen sind eine perfekte Alternative zur Arbeit. Führen Sie stets das große Wort und präsentieren sich dem Chef als Macher. Dass Sie in Wahrheit ein fauler Nichtsnutz sind, der sich nur wichtig macht, können Sie damit geschickt kaschieren.

Im Stau stehen

Sie wohnen in einer Großstadt, in der regelmäßig der Verkehr zusammenbricht? Herzlichen Glückwunsch! Sie sind nun im Besitz eines perfekten Ausreden-Jokers. Kappen Sie Spitzenbelastungen bei der Arbeit, indem Sie gezielt zu neuralgischen Uhrzeiten in stauträchtige Zonen fahren. Bietet anschließend Stoff für Heldengeschichten: „Ihr macht euch keine Vorstellung! Anderthalb Stunden für acht Kilometer. Alle Ausweichstrecken total verstopft!“

Perfektionismus betreiben

Arbeit will gut organisiert sein, gute Planung geht über alles und hat nebenbei den Effekt, dass Sie extrem professionell rüberkommen – bei vollständiger Vermeidung jeglicher Arbeit. Während andere längst fertig sind, fällt Ihnen immer noch ein guter Grund ein, mit mehreren Kollegen das Thema zu erörtern. Sie wollen 100 Prozent, mit weniger geben Sie sich nicht zufrieden. Die Umsetzung erledigt dann jemand anderes, Sie haben schließlich alles gegeben.

Kopfschmerzen, Hobbys und viel Gerede

Kopfschmerzen simulieren

Beliebt bei Alt und Jung: das strategische Zipperlein. Streuen Sie am Dienstag, dass Sie unter Kopfschmerzen leiden. Seien Sie am Mittwoch stiller als sonst, massieren Sie sich ab und an die Schläfen. Natürlich in Momenten, in denen auch jemand zuschaut. Donnerstags haben Sie Tabletten dabei, benutzen in der Mittagspause Worte wie „hämmernd“ oder „dröhnend“. Am Freitag werden alle Kollegen erleichtert sein, dass Sie „krank zu Hause“ geblieben sind.

Den Auftraggeber mürbe labern

Es gibt viele gute Gründe, warum Sie eine Arbeit nicht erledigen können. Aber kennt Ihr Chef auch alle? Wirklich alle? Gehen Sie erst gar nicht groß auf seinen Wunsch ein, wechseln Sie elegant das Thema. Sie sind Teil eines wichtigen Projekts, müssen dringend mit Herrn Kaiser telefonieren, außerdem wollten Sie sich schon lange mal über die Klimaanlage beschweren. Viel zu kalt eingestellt! Und erst die Zugluft! Ob sich der Chef endlich mal darum kümmern könnte?

Sich aufwendige Hobbys suchen

Arbeit wird normalerweise bezahlt, Hausarbeit nicht. Gehen Sie Hausarbeit daher so geschickt wie möglich aus dem Weg. Hobbys bieten Auswege: Lassen Sie sich regelmäßig auf eine Vernissage einladen (Essen, ohne abspülen zu müssen). Machen Sie endlich den Segelflugschein mit den attraktiven Kursstunden am Wochenende (Gefahr von Hausputz am größten!). Lesen Sie mal wieder ein Buch. Eines, bei dem man Sie nicht stören darf.

Sich „versehentlich“ verletzen

Ein Garten ist etwas Wundervolles. Gartenarbeit nicht unbedingt, aber Ihr Partner/Ihre Partnerin murmelt dauernd etwas von „verwildert“. Ihre „Exit“-Strategie: Leiter, Rasenmäher, Heckenschere sind Instrumente der Arbeit, die potenziell den Weg in die Notaufnahme ebnen. Das muss natürlich nicht sein. Hier eine kleine Schnittwunde, dort ein schmerzhaft verstauchter Knöchel – schon darf das Grün weiter wuchern. Und Sie haben wieder Ihre Ruhe.