Gemütlichkeit im Designerlook: Das Restaurant Finch im Waldhotel Foto: Piechowski

Gemütlichkeit im Designerlook: Das Restaurant Finch im Waldhotel in Degerloch  

Wenn in Stuttgart ein Vier-Sterne-Hotel eröffnet wird, dann ist es meist ein gesichtsloser Bau einer großen Kette. Dass es auch anders geht, zeigt das Waldhotel Degerloch. Einen Steinwurf vom Fernsehturm entfernt am Waldrand ist ein wahres Schmuckstück entstanden. Die Eigentümerfamilie Ziehl-Sorensen hat das Gebäudeensemble, das einst dem CVJM gehörte, mit Millionenaufwand saniert. Der Münchner Architekt André Behncke setzt auf einen zeitgemäß interpretierten Landhausstil. Innen dominieren Materialien wie Holz oder Jura-Stein, die die Lage mitten in der Natur reflektieren sollen. Jetzt soll an die glorreichen Zeiten angeknüpft werden, als hier Musiker Herbert Grönemeyer, die Schauspielerin Hannelore Elsner oder die deutsche Nationalmannschaft nächtigten.

Entsprechend sind die Erwartungen an das Restaurant Finch, was auf Englisch Fink heißt - auch hier lässt der Wald grüßen. Das Lokal ist unterteilt in einen Tages- und Abendbereich. Das Tagesrestaurant ist gleichzeitig der Frühstücksbereich für die Hotelgäste. Das umlaufende Büfett sorgt allerdings ein wenig für Nebenraum-Atmosphäre. Das Hauptrestaurant für den Abend im Stil einer gemütlichen Stube mit Holzvertäfelung und offenem Kamin hat die umfangreichere Karte. Hier finden sich herbstliche Menüs mit bis zu sechs Gängen (69 Euro).

Wir sind zum Mittagessen gekommen, müssen also mit einer kleineren Karte vorliebnehmen. Doch auch hier zeigt sich die Handschrift des Küchenchefs Henry Kühnle, der schwäbische Klassiker und internationale Küche mit gehobenem Anspruch verbindet. Die Flädlesuppe ist ein vielversprechender Auftakt. Hauchdünne Kräuterpfannkuchen kombiniert mit einer kräftigen Brühe. Der Salat mit Ziegenkäse ist solide. Richtig gut gelungen ist der Zwiebelrostbraten. Die Spätzle schmecken wie bei Muttern mit der Presse gemacht, das Fleisch ist von guter Qualität, überwiegend zart und auf den Punkt medium gebraten. Die gebratene Zanderschnitte mit Rieslingsoße, hübsch aufbereitetem Gemüse und Reis ist ohne Fehl und Tadel. Das geeiste Zwetschgensüppchen zum Nachtisch fällt dagegen ab. Die Früchte wären besser erhitzt worden. Naturbelassen sind sie zu fest in der Konsistenz.

Der Service ist, gelinde gesagt, noch verbesserungsfähig. Die Karte holen wir uns nach zehn Minuten schließlich vom Nebentisch. Während des Essens kommen drei verschiedene Kellnerinnen an den Tisch. Entsprechend groß ist die Verwirrung - den Salat zum Rostbraten müssen wir nachordern. Am Nebentisch verliert ein älterer Herr die Fassung, der bereits eine halbe Stunde auf seinen Trollinger wartet. "Steckt alles noch ein wenig in den Kinderschuhen", entschuldigt sich die Bedienung. Hoffentlich gelingt es, diesen ganz schnell zu entwachsen.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Noch im Wohlfühlbereich

Atmosphäre: Design gepaart mit Wellness und Natur

Küche: Schwäbisch mit internationalen Akzenten

Adresse: Waldhotel Stuttgart, Restaurant Finch, Guts-Muths-Weg 18, 70597 Stuttgart, Telefon 1 85 72-0 .

Öffnungszeiten: Frühstück 6.30 bis 10.30 Uhr, Tagesrestaurant 11.30 bis 14 Uhr, Kaffee und Kuchen 14 bis 18 Uhr, Abendrestaurant Finch 18 bis 22 Uhr.

Extras: Im Sommer große Terrasse, diverse Räumlichkeiten für Feiern in unterschiedlicher Größe, Hotelbar.

Anfahrt: Verschiedene Stadtbahnlinien bis zur Haltestelle Waldau. Für Autofahrer: Parkplätze sind am Hotel in ausreichender Anzahl vorhanden.