Rein und raus aus den Schlappen: Das gilt im Kikuya vor allen für die Bedienung Foto: Kienzle

An der Theke braucht man sich über seine Strümpfe und Füße keine Gedanken zu machen.

Wenn Ihnen ein Platz an der Theke genauso recht ist, brauchen Sie sich um den Zustand Ihrer Strümpfe oder Füße keine Gedanken zu machen. Wer lieber auf Tatami-Matten sitzt und damit an der langen, in der Mitte geteilten Tafel des Japan-Restaurants Kikuya, dem sei gesagt: Hier werden die Schuhe ausgezogen. Auf den Fersen hocken muss in dem neu eröffneten Lokal, Nachfolger des australischen Bar-Restaurants Sydney's, aber niemand. Dank Sitzkissen und einem Abgrund unter dem Tisch können die Gäste ihre Beine bequem baumeln lassen.

Die erste Botschaft ist damit klar: Das japanische Ambiente im Kikuya zielt vor allem auf die Augen. Und die essen bekanntlich mit. Hübsch angerichtet kommen die Gerichte auf den Tisch - ob der mit einer Sesamsauce servierte Seegrassalat, die einzeln bestellten Sushi oder der mit Fisch und Gemüse gefüllte Feuertopf samt sämiger Sauce zum Eintunken. Eine köstliche Überraschung ist die mit einem Thunfischsalat und in Salz eingelegten Gurken bestückte Chirashi-Schale. So wird die hübsch arrangierte Auswahl an rohem Fisch über einer Klebreis-Schicht durch knackige und cremige Konsistenzen wirkungsvoll ergänzt. Ganz klassisch dazu: die Misosuppe.

Schon unsere Bestellung belegt, dass es im Kikuyu weit mehr gibt als farblich nach dem Preis gestaffelte Sushi Õ la carte - von der schlichten Reisrolle mit Gurke im Algenblatt (grün für 1,50 Euro) bis hin zur raffiniert gefüllten Handrolle (gelb für 4 Euro). Auf der Speisekarte finden die Gäste zudem Tempura-Gerichte, also in Teig ausgebackene Garnelen oder Gemüse, Gegrilltes, Nudel-, Tofu- und Feuertopfspezialitäten, kleine Salate und eine Suppe, die in der Teekanne serviert wird. Auch die Getränkekarte hat neben Wein und Softdrinks Japanisches zu bieten: den Reisschnaps Sake, Kirin-Bier, das hochprozentige Shochu und grünen Tee. Den gibt es zum Dessert auch als Eiscreme.

Das Tiger-Bier aus Singapur liefert übrigens den Hinweis darauf, dass der Sushi-Meister Robin Ong kein Japaner ist, sondern aus Singapur stammt. Und auch die übrige Crew kann mit der Nachfrage, wie es nach dem Atomunglück von Fukushima um die Heimat steht, wenig anfangen. Sie kommt wie die Chefin aus Shanghai.

Eine Mogelpackung ist das Kikuya aber ganz gewiss nicht. Eher ein Beleg dafür, dass die japanische Küche mittlerweile auf der ganzen Welt Freunde hat. Als Treffpunkt für kulinaisch aufgeschlossene Großstädter schließt die Neueröffnung die Lücke zwischen Restaurant und Imbiss. Denn für ein intimes Abendessen zu zweit ist das Kikuya mit seiner langen Tafel zu kommunikativ, zumal die gleichbleibend helle Beleuchtung vergessen macht, dass es draußen längst dunkel geworden ist.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Gute Qualität zu den dafür üblichen Preisen

Atmosphäre: Urban, trendy und sogar abends taghell

Küche: Japanisch - und zwar nicht nur Sushi

Adresse: Kikuya - Japanisches Restaurant, Inhaber: Yuki Zhang, Calwer Straße 31, 70173 Stuttgart, Telefon 0711/50447424.

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 11.30 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag von 11.30 bis 23.30 Uhr, Sonn- und Feiertag von 12.30 bis 21.30 Uhr.

Extras: Sushi- und Tempura-Menüs als Mittagstisch ab 10 Euro. Sushi-Gerichte gibt es auch zum Mitnehmen.

Anfahrt: Verschiedene Busse, Stadtbahn- und S-Bahnlinien bis zur Haltestelle Stadtmitte/ Rotebühlplatz. Für Autofahrer: Parken in den umliegenden Parkhäusern und Tiefgaragen.