Traditionshaus in Möhringer: Der Gasthof Riedsee in neuem Gewand. Foto: Peter Petsch

Schon immer liebten Menschen einen kühlen Schluck. Einst diente der künstlich geschaffene Riedsee am Nordrand von Möhringen den Brauereien Widmeier und Wulle, um Eis zu gewinnen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es bis in den Sommer hinein in den Kellern des Brauhauses gelagert und als Kühlmittel genutzt.

Stuttgart - Schon immer liebten Menschen einen kühlen Schluck. Einst diente der künstlich geschaffene Riedsee am Nordrand von Möhringen den Brauereien Widmeier und Wulle, um Eis zu gewinnen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es bis in den Sommer hinein in den Kellern des Brauhauses gelagert und als Kühlmittel genutzt. Ein knapper Hektar groß ist der See, der vom Aischbach gespeist wird und früher im Sommer oft trocken lag. Schon lange spielt die Eisgewinnung hier keine Rolle mehr, jetzt sind es Ausflügler und Angler, die den See schätzen. Und was ist schöner, als nach einem Spaziergang oder während einer Radtour einkehren zu können?

Im Gasthof Riedsee lohnt sich dies wieder, seit Vaclav Kupar, der die Kilifi-Bar in Möhringen und einen Cateringservice betreibt, das Lokal übernommen hat. Der gebürtige Tscheche ließ die Terrasse sanieren, tauschte teilweise das Mobiliar aus und beweist schon mit dem Text seiner Speisekarte, dass ihm Traditionen und die Geschichte wichtig sind. Ausführlich wird der Ursprung des Sees beschrieben und die „Auszeit im malerischen Grün“ angepriesen. Im Jahr 1997 war Kupar nach Deutschland gekommen, nachdem er in Prag eine Kochlehre absolviert und eine Hotelschule besucht hatte. Und jetzt ist sein Ehrgeiz an einem Ort, der sehr mit der Tradition verbunden ist, mit Speisen auf traditionelle Weise zu überzeugen. Beim schwäbischen Rostbraten, mit einer Maultasche, mit Spätzle und Kraut serviert, gelingt dem gebürtigen Tschechen dies so gut, als sei die schwäbische Oma am Herd gestanden. Bei der hohen Qualität ist der Preis von 22,50 Euro angemessen. Vorzüglich ist auch die Flädle-Suppe vorneweg. Besser geht kaum.

Bei unserem Besuch an einem Freitagabend zeigt sich, dass der Riedsee-Gasthof, der auch über eine Kegelbahn und Gästezimmer verfügt, unter neuer Führung wieder attraktiv für verschiedene Generationen ist. An einem Tisch feiert eine 70-Jährige Geburtstag mit ihrer Familie, an einem anderen treffen sich zwei junge Paare, die sich mit einem schwäbischen Essen stärken, ehe es in Stuttgarter Clubs geht. Der Service ist schnell und freundlich. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Küche wenig flexibel zu sein scheint. Da der gewünschte Fisch bereits aus ist, wird unser Wunsch abgelehnt, eine Beilage abseits der Karte zu bestellen.

Die Teller sind so üppig gefüllt, dass wir ein Dessert nicht mehr schaffen. Crème brûlée von Zitronengras oder ein Salat von frischen Früchten auf Orangen-Topfencreme hätte uns gefallen. Aber das holen wir beim nächsten Mal nach. Ein weiterer Besuch am Riedsee ist fest eingeplant.