Koch und Inhaber in einem: Jaswinder Singh Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das neue Restaurant Oilio am Berliner Platz möchte italienische Hausmannskost bieten. Wir haben es getestet. „Die Küche liegt mir, das kann man jeden Tag genießen“, sagt der Inder über seine Beweggründe Italienisches aufzutischen.

Stuttgart - Es ist natürlich ein schwieriger Start, wenn man im Juli ein neues Restaurant eröffnet. Es braucht meist ein bisschen, bis sich das herumgesprochen hat. Im August ist in Stuttgart bekanntermaßen wenig los: die Städter sind im Sommerurlaub oder genießen die letzten Tage im Bad Berg.

Zudem ist die Ecke am Berliner Platz gastronomisch eine schwierige. Laufkundschaft gibt es eher weniger. Der neue Inhaber und Koch Jaswinder Singh hat zusammen mit dem Geschäftsführer Luigi Papais aus dem ehemaligen asiatischen Restaurant ein italienisches Ristorante gemacht. Singh war ein paar Jahre in Italien, „Die Küche liegt mir, das kann man jeden Tag genießen“, sagt der Inder über seine Beweggründe Italienisches aufzutischen.

Die Ramazotti-Variante ist erfrischend

Wir sitzen draußen an einem späten Sommerabend. Drinnen ist es von allem ein bisschen viel: kleine Statuen, Kronleuchter, ein Vogelkäfig mit roséfarbenen Porzellanvögeln, aber auch Industrielampen und Zimmerpflanzen.

Der kleine Aufsteller auf dem Tisch wirbt für „Ramazotti Aperitivo Rosato“ (4,10 Euro). Der Ramazotti, den man als Getränk vor lauter Gin ganz vergessen hatte, wird mit Prosecco und Basilikumblättern sowie Eis serviert - eine wirklich gute, erfrischende Kombination. Und ein guter Starter in den Abend.

Das Pollo al Limone ist ausgewogen im Geschmack

Dann aber der erste Blick auf die Karte. Man möchte am liebsten einen dieser TV-Köche anrufen, damit sie dem Wirt sagen, dass Gerichte namens „Fettucine Lovely“ (mit Pute, Knoblauch, Zucchini und Kirschtomaten) oder Tagliatelle alla Panna (mit Kochschinken und Sahnesoße) nicht unbedingt das sind, was man sich unter dem Label „italienische Kühe“ so wünscht. Die Karte kündigt an, dass es auch spezielle Tagesempfehlungen gibt. Am Testabend ist dem leider nicht so. Sei’s drum. Wir versuchen uns an den Gerichten der Karte, die eher außergewöhnlich klingen. Als Vorspeise wählen wir Peperonata (7, 90 Euro) – ein Paprika-Kartoffel-Gemisch in Olivenöl - das wirklich gut ist. Da gibt’s nichts auszusetzen. Nur die kleinen Pizzabrötchen, mit denen man gern die Soße austunkt, könnten krosser sein. Der Wirt versteht unseren Wunsch, dass die beiden Gäste hier, alles gern teilen und stellt sogleich zwei Teller für die Esserinnen bereit. Aufmerksam ist man hier. Wir wählen als Primi Piatti zudem Gnocchi mit Kartoffeln und Pesto. Leider ist zu viel Öl an die grüne Kräutersoße geraten, die aber selbstgemacht sei, wie der Wirt versichert. Die Gnocchi sind es nicht. Bei den Hauptgerichten ist die Dorade leider aus. Das wiederum spricht für Frischeküche. Das Pollo al Limone (13,50 Euro) ist gut und ausgewogen im Geschmack. Bei den etwas zähen Kalbfleischstücken mit Pilzen ist dem Koch etwas zu viel Marsala in die Sauce geraten. Sie ist viel zu süß. Zu beiden Speisen werden Kartoffeln aus dem Ofen serviert. Die sind aber vorbereitet gewesen und schlichtweg nochmal erwärmt worden, sind also schrumpelig und lasch statt kross. Zum Panna Cotta wird eine Art Rote Grütze serviert, wir kennen und mögen das mit einer fruchtigen und nicht zu säuerlichen Soße.Schade!

INFO

Adresse: Oilio, Berliner Platz, Schlossstr. 53A, S-Mitte, Telefon 0711/ 50 48 51 38; www.oilio-stuttgart.de,

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11.30-14.30 und 17.30-23, Sa 17 bis 23 Uhr, So geschlossen

Extras: Montag und Mittwoch ist Pizzatag, Dienstag und Donnerstag ist Pastatag zur Mittagszeit (alles für sechs Euro).

Anfahrt: Den Berliner Platz erreicht man am besten mit der U-Bahn. Vom Hauptbahnhof fahren die Linie U1, U2, U9, U14. Ein Parkhaus gibt es beim Bosch-Areal.

Bewertung

Küche 2 von fünf Sternen

Mehr Pfiff wäre gut

Service 4 von fünf Sternen

Sehr zuvorkommend

Ambiente 2 von fünf Sternen

Bunter Stilmix