China entdecken, mitten in Stuttgart Foto: Petsch

Chinas Geschmäcker entdecken, mitten in Stuttgart - im China-Restaurant Fu Guifang

Manchmal sind Regeln da, um sie über Bord zu werfen. Zum Beispiel beim Testen des neuen China-Restaurants Fu Guifang auf der Galerie der Schulstraße. Das nämlich wirbt auf seiner Homepage damit, dass man dort speisen kann wie in China. Was auch bedeutet: im Kollektiv. Also beschließe ich, dort nicht zu zweit, sondern in einem größeren Kreis essen zu gehen. Zu unserer siebenköpfigen Runde gehört auch ein Chinese, Nie Yu aus Schanghai.

Das nur, damit sich niemand wundert, wenn im Folgenden Gerichte zur Sprache kommen, die auf der abgebildeten Rechnung nicht auftauchen: Schweinemagen-Salat oder Hühnerfüße ohne Knochen als Vorspeisen zum Beispiel.

Dies alles, den Quallensalat und die geschmorten Entenzungen hätten wir als Paar wohl kaum bestellt. Da aber alle Gerichte auf der drehbaren Tischplatte landen und sich jeder dort bedienen kann, fällt die Bestellung unerschrocken aus. Ehrensache, dass auch mutig zugelangt wird.

Nie Yu zeigt uns, wie's geht: Jeder schaufelt mit seinen Stäbchen ein paar Kostproben von der mittigen Tischplatte in sein Schälchen und isst munter drauflos. Nach dem ersten Anlauf kostet das kaum Überwindung. So entpuppt sich der ohnehin appetitlich angerichtete Quallensalat, der auf einem Bett Karottenjulienne liegt, als ausgesprochen schmackhaft. Nicht glitschig, erinnert die Konsistenz eher an Seetang. Nicht stören darf einen allerdings die intensive Meeresnote. Auch der scharf gewürzte Schweinemagen-Salat mundet erstaunlich gut. Weniger überzeugend: die Hühnerfüße, die sich nackt und unförmig wie ausgezogene Hautsocken kaum vom weißen Teller abheben. Der in hoher Dosis verwendete Knoblauch überdeckt den an halbgares Suppenhuhn erinnernden Geschmack. Nur unser chinesischer Gast greift mehrmals zu. Am Ende ist auch dieser Teller leer.

Was man im Fu Guifang lernen kann: Nicht immer sind es die fremden Gerichte, die gewöhnungsbedürftig sind. Der kalt eingelegte Fisch, den ich für unverdächtig hielt, besteht größtenteils aus Knochen. Neben Nie Yu gibt es jedoch noch so manchen in unserem Kreis, der sich daran nicht stört. Von allen gelobt werden die geschmorte Taube und der Sechuan-Eintopf, der mal mit Rind und mal mit Fisch serviert wird. Auseinander gehen die Geschmäcker beim Wolfsbarsch in süßsaurer Soße - ein typisches Gericht seiner Heimat, verrät unser Experte aus Schanghai. Mir ist die Tunke viel zu süß, auch schmecke ich nichts vom Fisch. Meine Nebensitzerin aber langt gerne zu. Und zwar nicht, weil sie von den anderen Speisen Abstand hält. Das Fazit: Das Fu Guifang hält tatsächlich kulinarische Überraschungen bereit. Die zu entdecken macht Spaß. Zumindest in geselliger Runde.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Gute Qualität zu angemessenen Preisen

Atmosphäre: Helle Halle mit etwas Pomp und China-Pop

Küche: Original chinesische Küche ohne Hund

Adresse: China-Restaurant Fu Guifang, Schulstraße 12, 70173 Stuttgart, Telefon 12047918. Internet: http://fuguifang.de.

Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 1 Uhr. Montag bis Freitag gibt es von 11 bis 16.30 Uhr zudem günstigere Mittagsgerichte.

Extras: Wer sich an originale chinesische Küche nicht heranwagt, findet in der Getränkekarte eine europäisierte Speisekarte.

Anfahrt: mit der S-Bahn bis zur Haltestelle Stadtmitte oder mit diversen U-Bahn-Linien bis zur Haltestelle Rathaus. Für Autofahrer: Parken am besten in den umliegenden Parkhäusern und Tiefgaragen.