An seine Vorbilder in den USA reicht Joes Diner (noch) nicht heran Foto: Kienzle

An seine Vorbilder in den USA reicht Joes Diner unter der Liederhalle (noch) nicht heran

Ein Diner (sprich Deiner), ist in den USA eine Institution. Die einfachen Lokale wurden um 1860 erfunden, angeblich vom Imbissverkäufer Walter Scott. Er versorgte damals die Kunden aus einem alten Eisenbahnwaggon. Das Besondere: Kaffee und Sandwiches gab's bis spät in die Nacht. Seine Idee schlug ein. Heute gibt's in ganz Amerika Diner, die meist einige wenige, preiswerte Gerichte (immer dabei: Burger) servieren, manchmal rund um die Uhr.

Nun ist der Diner, genauer Joes Diner, in Stuttgart angekommen. Einen Markt dafür gibt es. Wo bekommt man in Stuttgart schon gute, hausgemachte Burger? "Wir setzen auf frische Zutaten", sagt Betreiber Joaquin Plo Diaz, der nach langen Jahren als Kellner sein eigenes Lokal eröffnet hat. In der Liederhalle, genauer gesagt im Tiefparterre, wo sich schon viele Lokale versucht haben. Die Backstage Bar, das La Maison und wie sie alle hießen. Einzig der Treff Fröhlich, in den 80ern Sammelbecken für Nachtschwärmer aller Art, hielt sich mehrere Jahre - dank seiner damals für Stuttgart unüblich langen Öffnungszeiten. "Die Lage ist problematisch", weiß Plo Diaz. Manchmal, vor allem mittags, ist viel los. An anderen Tagen, so an unserem Testabend, haben die Gäste freie Tischwahl.

Nach kurzem Blick in die Karte entscheiden wir uns für frittierte Zwiebelringe, einen amerikanischen Snack-Klassiker. Gern würden wir den Caesar Salad probieren, bitte als kleine Portion. "Alles nur so, wie's auf der Karte steht", entgegnet die Kellnerin. Also keine zweite Vorspeise. Gut so, die üppige Portion Zwiebeln teilt man sich besser. Als Dip nehmen wir Knoblauchsoße und Avocadocreme, beides sehr Mayo-lastig, sowie fade Barbecue-Soße.

Während wir auf die Hauptgerichte warten, schauen wir uns um. Die rot-weiß karierten Tischdecken gefallen. US-Flaggen, Autokennzeichen und ungerahmte Poster an den Wänden erinnern eher an "Bravo"-Tage. Schon kommt das Steak auf den Tisch. Medium, wie gewünscht, aber wenig zart, trotz Fettrands, wie es sich beim Rumpsteak gehört. Dass ein gutes Viertel auf dem Teller bleibt (zu viel Fett und Sehnen), entschuldigt Plo Diaz so: "Wir lassen das absichtlich dran, wegen des Geschmacks." Der Burger, einige Minuten später serviert, mit erneut sehr Mayo-betontem Krautsalat und mit Paprikagewürz betreuten Pommes, ist die bessere Wahl: saftig und in der Chili-Variante schön scharf. Dafür verdient Joes Diner drei Punkte.

Nachtisch lassen wir aus. Der cremige Bananen-Milchshake mit riesiger Sahnehaube war Dessert genug. Zudem gibt's unseren Lieblingskuchen, New York Cheesecake, nur mit Schoko-, statt klassisch mit Himbeersoße. Unser Fazit: Unter der Liederhalle gibt's Luft nach oben. Klar, Plo Diaz will "keine fünf Sterne bieten". Aber um eine Institution zu werden, muss er nachlegen.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Luft nach oben

Atmosphäre: Zusammengewürfelte US-Folklore

Küche: US-Klassiker wie Burger und Steaks

Adresse: Joes Diner, Inhaber: Joaquin Plo Diaz, Berliner Platz 1-3, 70174 Stuttgart, Telefon 72230950, www.joesdiner-stuttgart.de.

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 11.30 bis 14.30 Uhr und von 17.30 bis 24 Uhr, freitags von 11.30 bis 14.30 Uhr und von 17.30 bis 2 Uhr. Samstags von 17 bis 2 Uhr.

Extras: Montags bis freitags Mittagstisch. Mittwochs gibt es ab 18 Uhr Spare Ribs satt.

Anfahrt: Verschiedene Stadtbahnlinien bis zu den Haltestellen Berliner Platz - Liederhalle oder Berliner Platz - Hohe Straße. Mehrere Busverbindungen. Für Autofahrer: In den umliegenden Parkhäusern parken.