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Der Empfang ist durchaus handfest. „Zwei Personen? Da könnt ihr euch noch hinten ins Eck drücken“, sagt der Chef bestimmt. Eine andere Wahl bleibt auch gar nicht, denn die Gaststätte platzt aus allen Nähten.

Stuttgart - Der Empfang ist durchaus handfest. „Zwei Personen? Da könnt ihr euch noch hinten ins Eck drücken“, sagt der Chef bestimmt. Eine andere Wahl bleibt auch gar nicht, denn die Gaststätte platzt aus allen Nähten. Also besser kein Widerspruch und ab ins Eck. An dem großen Tisch sitzen bereits vier Gäste, die uns freudig begrüßen. Schnell kommen wir ins Gespräch und haben auf diese Weise einen unterhaltsamen Abend.

Diese Szene passt zum Goldenen Löwen. Der Gastraum erinnert mit seinem Holz, den liebevoll restaurierten Balken und den vielen Dekorationsstücken an eine heimelige Stube, in der man auch mal enger zusammenrückt. Ein Wirtshaus im besten Sinne. Bertold Schaller hat aus den heruntergekommenen Räumen im vergangenen Jahr mit viel Aufwand ein Schmuckkästchen gemacht. Lange hatte das historische Fachwerkhaus zuvor im Dornröschenschlaf gelegen. Jetzt ist es hübsch herausgeputzt.

Die Speisekarte setzt dementsprechend konsequent auf Schwäbisches. Es gibt eine Tagessuppe, einige Salate, Vesper und alles, was die heimische Küche hergibt. Auch Dinge, die man nicht in jedem Gasthaus findet. Also kommen saure Nierle mit Röstkartoffeln auf den Tisch. Für günstige 8,50 Euro gibt’s eine ordentliche Portion mit leckerer Trollingersoße. Da bleiben keine Wünsche offen. Dem Löwenteller – Schweinelendchen mit Spätzle und Gemüse – fehlt ein bisschen Würze, das lässt sich aber leicht korrigieren. Und auch hier liegt der Preis mit elf Euro im erfreulichen Bereich.

Wer Nachtisch will, muss nachfragen. An diesem Abend bietet die Küche Panna Cotta mit Früchten (4,90 Euro) an. Einwandfrei und das einzige nichtschwäbische Element im Menü. Die Weinkarte liest sich einfach: je eine Sorte Weißwein und Rotwein, dazu Weißherbst und Schorle – fertig. Flaschenweise ist die Auswahl auf Anfrage deutlich größer und international. Für Bierfreunde gibt’s unter anderem Spezialitäten der oberschwäbischen Berg-Brauerei. Und falls die Gäste etwas zu feiern haben, findet sich überraschenderweise auch Champagner auf der Karte.

Gemütlich ist’s am großen Tisch. Das Eck birgt allerdings die Gefahr, das stellen wir mehrmals an diesem Abend fest, übersehen zu werden. Netterweise übernehmen es unsere neuen Bekannten am Tisch immer wieder, die vorbeieilende Servicekraft darauf hinzuweisen, dass wir gerne noch etwas bestellen möchten. Hin und wieder wird dieses Flehen sogar mit einer freundlichen Entschuldigung erhört. Ein bisschen Wasser im Wein muss halt sein, sonst wäre der Goldene Löwe schon fast zum Brüllen gut. Ein erstklassiges Wirtshaus steht da in Neuhausen auf jeden Fall.

Küche: Alles was das schwäbische Herz begehrt

Atmosphäre: Gemütlich wie im Wohnzimmer

Service: Freundlich, aber nicht besonders aufmerksam

Preis-Leistungs-Verhältnis: Hervorragend

Adresse: Gasthaus Zum Goldenen Löwen, Marktstraße 2, 73765 Neuhausen auf den Fildern, Telefon 0 71 58 / 9 81 70 78, Internet www.goldener-loewen-neuhausen.de.

Öffnungszeiten: Täglich ab 17.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen zusätzlich zwischen 11.30 und 14 Uhr. Dienstags Ruhetag (außer vor Feiertagen).

Extras: kleiner Barbereich, im Nachbarhaus schicke Cocktailbar des selben Betreibers

Anfahrt: Neuhausen ist mit den Buslinien 35, 36, 73, 120 und 121 zu erreichen. Je nach Linie Haltestelle Bahnhofstraße oder Schlossplatz aussteigen. Einige Parkplätze hinter dem Haus, ansonsten entlang der Straße.