Ristorante i-Talia in der Fellbacher bahnhofstraße Foto: Wagner

Ein Türke beschließt mit seiner deutschen Ehefrau ein italienisches Restaurant zu eröffnen.

Wenn ein Türke mit seiner deutschen Ehefrau beschließt, ein italienisches Restaurant zu eröffnen, mögen Skeptiker die Stirn runzeln. Zumal der Chef von sich sagt, er sei "froh, wenn ich nicht kochen muss". Da seine Ausbildung zum Restaurantfachmann über 20 Jahre zurückliegt, bezeichnet sich Murat Esen als Hobby-Gastronom. Eigentlich verdient er sein Geld als Unternehmer in der Gebäudereinigungsbranche. Der Job wirft offenbar genug ab, um in der Freizeit den Patron zu geben. Ein italienisches Restaurant sollte es also sein.

Der erste, zweieinhalb Jahre währende Versuch im Il Gargano an der Schmerstraße in Fellbach findet seit einem halben Jahr in der Bahnhofstraße seine Fortsetzung im i-Talia. Vor Talia, den Namen der Tochter, wurde ein kleines i mit Bindestrich gesetzt - die Idee zur Namensgebung von Ehefrau Victoria Esen macht aus dem Laden indes noch keinen Italiener mit gehobener Küche. Für die Küche hat Esen deshalb noch einen Italiener verpflichtet. Vincenzo Menna hat früher im Prima Fila unterm Fernsehturm gekocht. Das Gebäude an der Fellbacher Bahnhofstraße, vormals ein chinesisches Restaurant, haben die Esens im vorigen Jahr erworben und den einst etwas düsteren Gastraum aufwendig umgebaut: Wände versetzt, die Böden ausgetauscht und natürlich die asiatische Dekoration an der Fassade abmontiert. Nun präsentiert sich das Restaurant geschmackvoll renoviert: das dunkle Mobilar als Kontrast zu hellen Wänden.

Beim Testbesuch ist das i-Talia am Montagabend gut besucht. "Wir haben viele Stammgäste, das Restaurant ist häufig gut besetzt", sagt Murat Esen. Einen ersten, guten Eindruck bekommen wir beim guten Olivenöl, in das wir Panini eintauchen. Bei der Minestrone zum Entree sehen wir uns bestätigt. Koch Menna ist die Gemüseeinlage auf den Punkt geglückt, nicht weichgekocht, sondern ausreichend bissfest. Die Brühe mag manchem zu mild erscheinen, wir haben aufs Nachwürzen verzichtet. Der Vorspeisenteller erreicht indes dieses Niveau nicht. Trotz schmackhaftem Thunfisch-Dipp fehlt Salami, Mortadella, Mozzarella und Co, das gewisse Etwas. Auch bei der Seezunge alla Mama, die uns der Kellner zum Hauptgang empfiehlt, bleibt der Daumen in der Waagerechten. Alles okay, aber das Filetieren am Tisch kann die Schwächen beim Abschmecken nicht kaschieren. Uneingeschränktes Lob erhält der Koch hingegen für sein Saltimbocca alla Romana. Der Salbei im Duett mit dem Weißweinsößchen - ein Gedicht.

Mit Abstrichen, auch was die Preise anbelangt, blicken wir auf einen gelungenen Abend beim türkisch-deutschen Italiener. Ein Tipp an den Chef: In einem Restaurant, das gehobenen Ansprüchen genügen will, sollte die Zigarettenpause des Personals nicht auf der Eingangstreppe stattfinden.

Preis-Leistungs-Verhältnis: In Ordnung, gelegentlich an der Grenze

Atmosphäre: Gediegen ohne unnötigen Deko-Schnickschnack

Küche: Italienisch mit Anspruch und Pizza

Adresse: i-Talia, Bahnhofstraße 33 bis 35, 70734 Fellbach, Telefon 0711/586734, E-Mail: info@i-talia.de

Öffnungszeiten: täglich 11.30 bis 14.30 und von 17.30 bis 23 Uhr (warme Küche), samstags ab 16 Uhr, sonntags von 11.30 Uhr an durchgehend.

Extras: alle Speisen gibt es zum Mitnehmen, im Sommer ist ein Außenbereich für gut 30 Personen geplant.

Anfahrt: mit der S-Bahn (S 2 und 3) bis Fellbach, vom Bahnhof mit der Buslinie 60 bis Mozartstraße. Oder mit der Stadtbahnlinie U1 bis Lutherkirche, dann zu Fuß.